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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Badeunfälle in Köln "Das kann dazu führen, dass ein Kind ertrinkt"

Immer wieder ertrinken Menschen im Rhein oder in Seen. Stadt Köln, Feuerwehr und DLRG klären über die Gefahren auf – und proben am Fühlinger See den Ernstfall.
Ein junger Mann ist mit seinem Stehpaddelbrett auf dem Fühlinger See in Köln unterwegs – die Sonne brennt heiß herunter, dann gerät der Paddler ins Straucheln. Mit den Armen rudernd fällt er ins Wasser, winkt mit den Armen, ruft nach Hilfe. Dann geht er unter.
Wenige Augenblicke später ist ein Boot der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vor Ort. Die Helfer können den Mann aus dem Wasser ziehen und bringen ihn ans Land, wo er dem Rettungsdienst übergeben wird.
Was dramatisch klingt, ist zum Glück nur eine Übung. Am Mittwoch (25. Juni) machten die Stadt Köln, die Feuerwehr und die DLRG am Fühlinger See auf die Gefahren von Badeunfällen aufmerksam. Dabei demonstrierten die Einsatzkräfte auch, wie sie im Notfall handeln – dann nämlich muss alles sehr schnell gehen, es geht um Sekunden, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden können.
Ertrinkungstode nehmen jedes Jahr zu
Marco Strohm, leitender Notarzt und Tauchgruppenführer bei der Kölner Feuerwehr, sagt: "Nach sechs Minuten unter Wasser sind schwere neurologische Schäden und auch der Tod sehr wahrscheinlich." Nach einer halben Stunde unter Wasser könne man Menschen nur noch tot bergen, so der Mediziner.
Die Gründe für Badeunfälle sind vielfältig, wie Kian Shahbodaghi von der DRLG erläutert. Die Menschen sind unaufmerksam, überschätzen ihre Fähigkeiten, bekommen Kreislaufprobleme oder Schwächeanfälle. Auch Drogen und Alkohol können Badeunfälle begünstigen. Und, so Shahbodaghi weiter: Viele Menschen können nicht mehr richtig schwimmen. Daher steige die Zahl der Ertrinkungstode jedes Jahr an.
"Kinder und Wasser sind eine gefährliche Kombination"
Im Jahr 2024 ertranken bundesweit 411 Menschen in Flüssen und Seen, 31 mehr als noch im Jahr 2023. Im laufenden Jahr mussten die Einsatzkräfte allein in Köln bereits mehr als 14-mal ausrücken, weil Personen im Wasser in Lebensgefahr geraten waren. Nicht immer konnten sie gerettet werden. Mitte Juni ertrank etwa ein 22-Jähriger im Wassermannsee in Vogelsang, Anfang Mai kam ein 36-Jähriger bei dem Versuch ums Leben, den Rhein zu durchschwimmen.
Eine besondere Gefahr stellen Gewässer für Kinder dar. "Kinder und Wasser sind eine gefährliche Kombination", sagt Ulrich Laschet, Sprecher der Feuerwehr Köln. Die Eltern müssten in jeder Sekunde aufpassen, stets ein Auge auf ihre Kinder haben, wenn ein Gewässer in der Nähe ist. "Eine kleine Unachtsamkeit kann dazu führen, dass ein Kind ertrinkt." Das gelte nicht nur für große Gewässer wie Flüsse und Seen, sondern auch für Planschbecken, Schwimmbecken und Gartenteiche. Erst vor Kurzem ertrank ein Kleinkind im Rather See.
Wie schnell Kinder im Wasser in Lebensgefahr geraten können, zeigt auch die Geschichte von der Kölnerin Sophie: Die heute 15-Jährige rettete im Sommer 2021 einen vier Jahre alten Jungen vor dem Ertrinken im Fühlinger See. "Es ist mir wichtig, dass so etwas nicht mehr passiert", erklärt die Jugendliche bei der Pressekonferenz von Stadt, Feuerwehr und DLRG. Mehr über Sophies Geschichte lesen Sie hier.
Badeunfall: Zeugen sollten auf die Einsatzkräfte warten
Wichtig ist, dass die Menschen aufeinander aufpassen, erklärt Ulrich Laschet weiter. Auch an ausgewiesenen Badestränden: "Wenn im Sommer viel los ist, können auch Bademeister nicht die ganze Zeit über alles im Blick haben." Was aber tun, wenn man einen Badeunfall beobachtet? Wenn man nicht selbst helfen kann, müssen umgehend die Einsatzkräfte informiert werden. Bis zum Eintreffen von DLRG und Feuerwehr kann Erste Hilfe dazu beitragen, Leben zu retten. Niemals aber sollte man sich selbst in Gefahr begeben.
Zeugen eines Badeunfalls sollten warten, bis die Einsatzkräfte vor Ort sind – um diesen wichtige Hinweise geben zu können. Diese können bei der Suche und der Rettung des Unfallopfers entscheidend sein, so der Sprecher der Feuerwehr. Außerdem können sich Zeugen bei der Feuerwehr Hilfe holen, um das Gesehene zu verarbeiten – spurlos gehe das nicht an allen Menschen vorüber.
- Reporter vor Ort