Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Stephan Brings zum "Köln-Check" Unzufrieden mit der Stadt? De Hauptsach is, et Hätz is jot!

Der kürzlich veröffentlichte "Köln-Check" zeigt: Die Bewohner der Domstadt sind gerade sehr unzufrieden. Stephan Brings hat Verständnis – und sendet einen Appell.
Ob die Umfrage des Kölner Stadt-Anzeigers und Forsa zur Zufriedenheit der Kölner wirklich etwas aussagt? Man denkt ja erst mal: Mich hat mal wieder keiner gefragt. Die Ergebnisse der Befragung sind jedenfalls gerade ein riesiges Thema in Köln.
Es liest sich wie ein Rekordbuch der Unzufriedenheit. Und das bei uns Kölnern, denen der Rest der Republik immer vorhält, wir seien in unserer Liebe zu Köln unerschütterlich.
Ganz oben rangieren zu Recht die Hass-Themen der Kölschen. Ich zähle hier einfach mal auf:
- Wohnungsnot: Hier geht es den Leuten ganz klar darum, dass Wohnen in Köln zum absoluten Luxusartikel geworden ist. Mieten, die mehr als die Hälfte des monatlichen Einkommens und mehr verschlingen. Makler und Kautionen als teils unüberwindliche Hürden. Unsere Familie war früher Mieter in der GAG. War ja immer das leicht belächelte Zuhause der kleinen Leute. Heute ist eine Genossenschaftswohnung ein kaum zu fassendes Glück: moderate Miete, keine Angst vor Eigenbedarfskündigung, ein echtes Zuhause eben.
- Verkehr: Es kommt einem so vor, als täte sich kaum was. Auch wenn ich als Radfahrer nicht im Stau stehe und mich über die neuen Radwege auf den Ringen freue. Das zähe Hin und Her und der völlige Stillstand der Blechlawinen ist allgegenwärtig. Das hat Folgen für uns alle. Jetzt im Sommer, an den heißen Tagen ist Luft ein viel zu schönes Wort für das, was wir da alle atmen müssen.
- Schulen und Kitas: Zu wenige Plätze, zu wenig Erzieher und Lehrer. Bröckelnde Gebäude. Das bringt Familien ins Schwitzen. Es müssen fast immer beide Elternteile arbeiten, um sich das Leben in Köln leisten zu können. Ein Teufelskreis.
"Es geht um uns – wir genügen uns selbst"
Was wohl bei vielen von uns mindestens unterschwellig mitschwingt, sind Tragödien wie die Sanierung der Oper. Uns als Musikern liegt es fern, irgendeine Form von Kultur infrage zu stellen. Aber diese Summen sind Sprengstoff für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt. Die Oper spielt im Leben vieler Kölner keine Rolle. Zahlen müssen aber alle.
Dass am Ende dieser langen Liste der Unzufriedenheit kein Jubel für die Oberbürgermeisterin erschallt – wen wundert das? Nicht mal sie selbst.
Was aber auch deutlich wurde bei der Umfrage: Die große Mehrheit von uns lebt gerne in Köln, würde niemals wegziehen. Trotz all des Ärgers. Uns sind wohl die Menschen, die Kölschen und alle anderen, die hier leben, das Wichtigste an der Stadt. Es geht uns um uns. Wir genügen uns selbst.
Typisch kölsch: De Hauptsach is, et Hätz is jot! Dom und Karneval wurden in der Umfrage gar nicht groß erwähnt. Die sind selbstverständlich für uns.
Wenn wir aus der Umfrage den Schluss ziehen, dass wir alle aufeinander achten und niemanden zurücklassen, dann ist Kölle wirklich "Dat Beste, wat mer han".
- Eigene Gedanken des Autors