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Köln: Von Handy bis Klavier – Pfarrer erfüllt mit Geschenke-Plattform (fast) alle Kinderwünsche


"Wir erfüllen Wünsche"
Kirche verteilt Geschenke an Kinder – auch ein Klavier ist dabei

Von Stefan Rahmann

Aktualisiert am 20.12.2020Lesedauer: 3 Min.
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Monika Hagemayer und Hans Mörtter mit Päckchen: Sie warten auf Eltern, die die Geschenke abholen.Vergrößern des Bildes
Monika Hagemayer und Hans Mörtter mit Päckchen: Sie warten auf Eltern, die die Geschenke abholen. (Quelle: Stefan Rahmann)

In der Lutherkirche in der Kölner Südstadt wartet ein ganzer Berg Geschenke auf Kinder. Der Pfarrer der Gemeinde will keinen Schrott verschenken – es gibt aber auch Dinge, die er niemals verschenken würde.

Hier bleiben so gut wie keine Wünsche offen: Kleine, große und sehr große Pakete stapeln sich vor dem Altar in der Lutherkirche. Ein Klavier für 3.500 Euro zu Weihnachten? Bei der Spendenaktion von Pfarrer Hans Mörtter ist so gut wie alles möglich.

Wie der Blick in die evangelische Lutherkirche in der Kölner Südstadt verrät, ist das kleine Karo nicht Mörtters Sache – er macht es lieber groß. "Wir erfüllen 267 Kindern aus bedürftigen Familien Weihnachtswünsche", sagt Mörtter. 468 Geschenke verteilen er, seine Assistentin Monika Hagemayer und ehrenamtliche Helfer in diesen Tagen vor dem Fest. Und das sind keine Kleinigkeiten. Groß bedeutet in der Luthergemeinde, dass für das kleine Mädchen Thekla an Heiligabend ein Klavier neben dem Weihnachtsbaum steht. Das Klavier sei zwar gebraucht, koste aber trotzdem 3.500 Euro. "Das Instrument haben wir bei einem Klavierhändler in der Nachbarschaft sehr preiswert bekommen", berichtet der Pfarrer.

50.000 Euro an Spenden gesammelt

Mörtter und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen haben 50.000 Euro an Spenden bei Privatleuten, Firmen und Institutionen wie Stiftungen gesammelt. Mit diesem Geld wurden die Geschenke bezahlt. "Es gibt Kinder, die werden nie visionsfähig. Weil sie immer nur sehen, dass sich bei anderen die Wünsche erfüllen", sagt Mörtter und betont, dass es wichtig ist, "keinen Schrott" zu verschenken. "Kinder und Jugendliche aus armen Familien ziehen ihr Selbstbewusstsein auch aus solchen Statussymbolen."

Es gibt aber Grenzen: "Wir pädagogisieren nicht. Wir erfüllen Wünsche. Manche erfüllen wir nach Rücksprache mit den Eltern aber nicht." Selbstverständlich verschenkt ein evangelischer Pfarrer keine Ballerspiele. Smartphones sind für ihn kein Problem. Sie sind die klare Nummer eins auf der Wunschliste. "Ohne Smartphones können Jugendliche heutzutage ihre sozialen Kontakte nicht mehr pflegen", erklärt Monika Hagemayer.

Die Handys sind zwar gebraucht, aber neuwertig. Darauf legt man bei allen Geräten Wert. Laptops etwa, die älter als drei Jahre sind, kommen in der Lutherkirche nicht auf den Gabentisch. Gefragt sind aber auch Sneaker von Nike, ein Star-Wars-Monopoly und Fahrräder. "Monika ist unsere Logistik-Chefin. Ohne sie und etliche Ehrenamtler wäre diese Weihnachtsaktion nicht möglich", verweist Mörtter auf seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Hagemayer hat alle Pakete mit Codes versehen, damit die Geschenke auch die richtigen Empfänger erreichen.

Wünsche werden anonym im Internet veröffentlicht

Dreh- und Angelpunkt der Geschenkaktion ist eine interaktive Internetseite, die Mörtter von einer darauf spezialisierten Firma geschenkt bekommen hat. Dort werden alle Wünsche anonym veröffentlicht. Wer spenden möchte, kann angeben, dass er das entsprechende Geschenk kauft. Oder er kann das Geld dafür überweisen. Auch Teilbeträge sind möglich. "Für das Klavier hat sofort jemand 1.000 Euro gegeben", erinnert sich Mörtter. Für Instrumente und Musikunterricht lassen sich leichter Spenden auftreiben als etwa für Spielekonsolen.

Den Klavierunterricht für Thekla erteilt eine Musiklehrerin kostenlos. "Das Geld war dann frei für andere Geschenke", erzählt Mörtter. Der Kreis derer, die sich in der Vorweihnachtszeit an den 65-Jährigen wenden, ist längst über die Südstadt hinausgewachsen. "Wir sprechen mit allen", sagt er. Viele kennt er aus seiner Arbeit mit Geflüchteten. Er hat sich in den vergangenen Jahren in einem Hotel in seiner Gemeinde um Menschen aus Eritrea, dem Sudan und Nigeria gekümmert. In seiner Kirchengemeinde sind es vor allem alleinerziehende Frauen, bei denen das Geld knapp ist. "Das sind wirkliche Schicksale. Schon eine Stromnachzahlung kann die komplett aus der Bahn werfen."

Manche wollen den guten Willen ausnutzen

Natürlich gibt es auch Abzocker. "Im Zweifel lassen wir uns eine Hartz-IV-Bescheinigung zeigen. Aber das ist die Ausnahme", erzählt der Pfarrer von Einzelfällen, die den guten Willen ausnutzen wollen. Mörtter wünscht sich, dass die Aktion als Beispiel dient. "Noch sind wir stadtweit die Einzigen, die so was machen."

Mit der interaktiven Webseite könnten deutschlandweit Weihnachtsaktionen nach dem Vorbild der Lutherkirchengemeinde gestartet werden. Die Seite bekommen Interessenten geschenkt.

Verwendete Quellen
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