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Weihnachten im Tierheim: Kölns vergessene Tiere der Corona-Zeit


Weihnachten im Tierheim
Kölns vergessene Tiere der Corona-Zeit

Susanne Wächter

24.12.2020Lesedauer: 3 Min.
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Auch dieses Schwein versorgt der Verein im Tierheim, einen neuen Besitzer hat es noch nicht.Vergrößern des Bildes
Auch dieses Schwein versorgt der Verein im Tierheim, einen neuen Besitzer hat es noch nicht. (Quelle: Susanne Wächter)

Keine offiziellen Besuchszeiten und keine Feiern – von einem Normalbetrieb sind die beiden Kölner Tierheime weit entfernt. Ihnen fehlt Geld in der Kasse, weil die großen Feste ausfallen mussten. Dabei ist es bitter nötig, denn im Tierheim landen viele kranke Hunde und Katzen.

"Je länger die Einschränkungen der Corona-Pandemie dauern, desto schwieriger wird die Situation für den Tierschutz", sagt Anne Kolditz. Die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins des Konrad-Adenauer-Tierheims, das zwischen Südstadt und Zollstock und damit quasi mitten in der Stadt liegt, will nicht jammern, doch werde die Arbeit mit jedem Monat in der Pandemie schwieriger.

Normalerweise stehen schon kurz vor den Öffnungszeiten Besucher vor dem Eingang des Tierheims. Seit neun Monaten steht dort niemand mehr. "Die Besucher dürfen zwar kommen, wenn sie sich für ein Tier interessieren, sie müssen sich aber zuvor anmelden", erklärt Kolditz. Viele wüssten das aber offenbar nicht. Da könne auch die rege Social-Media-Aktivität des Tierheims wohl nichts dran ändern. "Damit erreichen wir nicht alle Menschen", so Kolditz weiter.

Verein trägt alle Kosten

Schwierig ist es vor allem auch in finanzieller Hinsicht. Durch die nicht stattfindenden Feste, wie zuletzt der Adventsbasar, ist weniger Geld in der Kasse. Erst im Sommer fehlten dem Tierheim etwa 50.000 Euro. Zwar bekomme das Tierheim Geld für Fundtiere oder Beschlagnahmungen von der Stadt, doch das reicht noch lange nicht aus. Tierarztkosten, Reparaturen und grundsätzliche Instandhaltungen können damit nicht abgedeckt werden.

Für Tiere aus privaten Abgaben kommt das Tierheim zu 100 Prozent selbst auf. Kolditz: "Wir haben viele kranke Hunde und Katzen. Zum Teil werden sie krank im Tierheim abgegeben. Die Kosten für deren Behandlung muss der Verein tragen."

Wofür das Geld noch benötigt wird, zeigt die Tierschützerin an einigen Hundezwingern. Dort ist das Holz an den Eingängen in die Hundehäuser marode und auch am Kleintierhaus regnet es durch das Dach. Bislang ist es nur notdürftig geflickt. "Ist die eine Baustelle beseitigt, folgt die nächste", bringt es Kolditz auf den Punkt.

Ein neues Zuhause in Pandemie-Zeiten

Auch in Dellbrück ist die Lage durch Corona schwieriger geworden. Zwar werde, wie Leiter Bernd Schinzel sagt, nach wie vor gespendet, doch seien es eher kleinere Beträge und Sachspenden. "Darüber sind wir unendlich dankbar", sagt der Tierheimleiter, der aber auch zugibt, dass die fehlenden Feste ein Loch in der Kasse hinterlassen haben.

Aber anders als die Zollstocker Kollegen fühlt sich das Dellbrücker Tierheim nicht unbedingt unsichtbar. "Im Gegenteil", meint Schinzel, "es melden sich unglaublich viele Menschen bei uns, die ein Tier adoptieren wollen, ob jetzt wegen Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder auch Homeoffice, wir haben viele Tiere in dieser Pandemiezeit vermitteln können." Hauptsächlich "familienkompatible Tiere, aber auch alte und nicht ganz so einfache Tiere haben ein neues Zuhause gefunden", wie Schinzel weitererzählt. Besonders glücklich ist er darüber, dass auch ein paar der Langzeitbewohner das Tierheim verlassen konnten.

Illegaler Welpenhandel boomt

Aber ohne Überprüfung der neuen Besitzer und Begutachtung des neuen Zuhauses inklusive der Lebensumstände gehe auch eine Vermittlung während der Corona-Pandemie nicht über die Bühne. Schließlich sollen die ehemaligen Bewohner ein Zuhause auf Dauer finden und kein Zeitvertreib während des Lockdowns sein.

Was Schinzel Sorge bereitet, sind die zahlreichen Sicherstellungen aus schlechter Haltung, oder von illegalen Welpentransporten. Dieser Markt scheint wegen der hohen Nachfrage nach Hunden zu boomen. "Diese Menschen wittern aktuell ein Geschäft mit den armen Tieren", sagt Schinzel. Die Tiere sind häufig krank, weil sie viel zu früh der Mutter weggenommen wurden und unter miserablen Haltungsbedingungen aufgewachsen sind. Die medizinische Versorgung dieser Hunde kostet viel Geld und dafür fehlt es aktuell an den nötigen finanziellen Mitteln.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Anne Kolditz, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Konrad-Adenauer-Tierheim
  • Gespräch mit Bernd Schinzel, Leiter Tierheim Dellbrück
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