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Köln: 18-Jähriger aus Afrika geflüchtet – "Ich wünsche mir einfach eine Zukunft"


Kölner Flüchtlingsprojekt
"Ich wünsche mir einfach eine Zukunft"


12.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Azubi in spe Ibrahima Diallo, die Pädagogische Leiterin von Ceno e.V., Jane Petersen und Ehrenamtlerin Susanne Bourier (v.l.n.r.): Die drei arbeiten als Team an der Integration in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Azubi in spe Ibrahima Diallo, die Pädagogische Leiterin von Ceno e.V., Jane Petersen, und Ehrenamtlerin Susanne Bourier (v.l.n.r.): Die drei arbeiten als Team an der Integration in Deutschland. (Quelle: Thomas Dahl)

Ein Kölner Verein sucht Paten und Patinnen für das Flüchtlingsprojekt "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit". Junge Geflüchtete sollen so eine Perspektive in Deutschland bekommen. t-online sprach mit einem 18-Jährigen und anderen Mitwirkenden über Neuanfänge in Köln.

Wer in Hast seine Heimat und geliebte Menschen verlässt – ohne zu wissen, ob man sich wiedersieht oder ob die Reise tödlich endet –, der hat dafür existenzielle Gründe. So auch Ibrahima Diallo, der aus seinem Geburtsland Guinea in Westafrika, einem der ärmsten Länder der Welt, fliehen musste. Der Kölner Verein Ceno e.V. hilft dem jungen Mann bei seinem Start in Deutschland.

Ein Jahr lang war der heute 18-Jährige auf der Flucht, bevor er in Köln das erhoffte neue Zuhause fand. Geholfen wurde ihm dabei auch von der Ehrenamtsagentur Ceno e.V., deren Projekt "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit" seit September vergangenen Jahres Perspektiv-Paten und -Patinnen vermittelt, die junge Flüchtlinge auf der Suche nach einer beruflichen Ausbildung und damit einer nachhaltigen Integration unterstützen. Unter der Anleitung von hauptberuflichen Pädagogen und Pädagoginnen gelang es in den vergangenen Monaten, fünf "Paten-Tandems" zusammenzuführen.

"Wir filtern gemeinsam heraus, was ihre Stärken sind, und schauen, was sie machen möchten und was realistisch ist", erklärt Projektleiterin Jane Petersen.

Die Mitwirkenden umspannen bisher einen Altersschnitt von 26 bis 75 Jahren und kommen aus allen Berufsgruppen. Oftmals, so Petersen, würden die Ehrenamtlichen ihre eigenen Netzwerke in die Tätigkeit einbringen, etwa um Kontakte zu potenziellen Ausbildungsbetrieben herzustellen.

Das Projekt richtet sich an geduldete Menschen und Personen mit einer Aufenthaltsgestattung im Rahmen eines Asylverfahrens. Die bisher 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus verschiedenen Ländern wie etwa Afghanistan, dem Irak oder aus afrikanischen Staaten und sind zwischen 18 und 27 Jahre alt. Die Ehrenamtlichen werden in Schulungen auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Das NRW-weite Modell wird mit Landesmitteln finanziert. Kontakt: Jane Petersen, E-Mail: durchstarten@ceno-koeln.de, Telefon: 0221/99599815, 0157/83616987, Web: www.ceno-koeln.de

"Ich war fasziniert, mitzuerleben, was man erreichen kann, wenn man jemandem zuhört und an ihn glaubt"

Zu den aktuellen Ehrenamtlichen gehört auch Susanne Bourier. Die ehemalige Redakteurin sieht in der Arbeit eine Bereicherung für beide Seiten: "Ich habe bereits eine Patenschaft absolviert. Das war eine gute Erfahrung, die mir aufgezeigt hat, wie wunderbar es ist, junge Leute kennenzulernen und zu sehen, wie sie sich entwickeln." Da sie selbst kinderlos sei, sei das ihre erste Erfahrung dieser Art: "Ich war fasziniert, mitzuerleben, was man erreichen kann, wenn man jemandem zuhört und an ihn glaubt. Außerdem ist die fachliche Begleitung hier mit Einzelgesprächen, Seminaren oder Supervisionen sensationell", berichtet die 64-Jährige, die Flüchtling Ibrahima Dialla seit Februar als direkte Ansprechpartnerin zur Seite steht.

"Frau Bourier ist ein großes Glück für mich. Sie hat mir schon sehr geholfen. Jetzt habe ich sogar eine Ausbildungsstelle zum Maler und Lackierer bekommen. Ohne die Hilfe hätte ich das nicht geschafft. Ich habe hier zwar bereits einige nette Menschen getroffen, aber niemanden wie Frau Bourier", erzählt der junge Mann im Gespräch mit t-online.

Patin Bourier, die sich neben der Hilfe bei Bewerbungen, Englisch-Trainings und der Begleitung bei Behördengängen viel Zeit für Gespräche und Spaziergänge nimmt, betont: "Wir hatten für Ibrahima während der Osterferien einen Praktikumsplatz gefunden. Das Unternehmen war so begeistert von ihm, dass man ihn als Lehrling wollte. Das hat er sich aber vor allem selbst erarbeitet".

"Ich möchte noch vieles über Deutschland erfahren"

Mit dem Blick auf die Gegenwart gerichtet, möchte sich Ibrahima Diallo eine Existenz in der Domstadt aufbauen und die für ihn fremde Kultur besser kennenlernen: "Hier ist alles neu für mich. Auch die Leute sind ganz anders als in Afrika. Bei uns wohnen die Menschen alle zusammen in einem Dorf, nicht in solch großen Häusern. Als ich in Köln ankam, war es nicht leicht, das alles zu verstehen. Ich möchte deshalb noch vieles über Deutschland erfahren. Aber eigentlich wünsche ich mir einfach nur eine Zukunft", sagt der Schüler.

Momentan lebt der 18-Jährige in einer Wohngemeinschaft und wird am Berufskolleg Ehrenfeld unterrichtet. Mit dem Start seiner Berufsausbildung im September will Diallo das Fundament für ein sicheres Leben ohne Gewalt und Verfolgung legen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Jane Petersen
  • Interview mit Laura Bramann
  • Gespräch mit Susanne Bourier und Ibrahima Diallo
  • Homepage des Vereins Ceno e.V.
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