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Corona-Krise in Köln: Gastronomen machen mit Putzaktion auf ihre Lage aufmerksam


Müll-Aktion von Kölner Gastronomen
Bar-Besitzerin: "Man kämpft ums Überleben"

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 18.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Gastronomen sammeln Müll an der Zülpicher Straße: "Wir fühlen uns fürs Veedel verantwortlich."Vergrößern des Bildes
Gastronomen sammeln Müll an der Zülpicher Straße: "Wir fühlen uns fürs Veedel verantwortlich." (Quelle: Florian Eßer)

Kölner Gastronomen wissen noch nicht, wann sie wied Pfingstmontag möglich. Einige Wirte machten deshalb mit einerer öffnen können – selbst Außenbewirtung ist erst frühestens am Putzaktion auf ihre Lage aufmerksam.

In Köln bleiben Kneipen und Wirtschaften weiterhin geschlossen. Eine Öffnung der Außengastronomie ist frühestens nächsten Montag möglich. Wann die Lokale wieder in Gänze öffnen dürfen, steht derzeit noch in den Sternen. Die Gastwirte vom "Gastro Kwartier Latäng e.V." aber werden dennoch tätig und befreien Kölner Grünflächen vom Müll – um das Veedel schön zu halten, aber auch als Form des gemeinnützigen Protestes.

Seit die Kneipen und Restaurants im November wieder schließen mussten, hat sich an der bedrohlichen Situation der Gastronomen nicht viel verändert. Und wenn, dann zum Negativen – Besserung ist nämlich nicht in Sicht. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf Werktagen unter 100, soll zumindest die Außengastronomie wieder öffnen können. Allerdings liegt die Kölner Inzidenz nach Tagen des Abwärtstrends nun wieder über der kritischen Marke.

Im Umkehrschluss dürfen die Wirte ihre Biertische frühestens ab Pfingstmontag vor die Lokale stellen. Wer dazu aber nicht die Möglichkeit hat, blickt weiter in die Röhre. Bis die Kneipen nämlich auch wieder ihre Innenräume für Gäste öffnen dürfen, wird es noch einige Zeit dauern. Für die Gastronomen des Kwartier Latängs ist Tatenlosigkeit aber dennoch keine Option.

"Wir wollen ein Zeichen setzen"

Unter dem Motto "Wirte putzmunter – Die Gastro räumt auf" hat der Verein am Montag deshalb eine Aufräumaktion in den örtlichen Grünflächen durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) sind die Kneipiers mit Handschuhen und Müllsäcken ausgestattet über die Uni-Wiesen und den Rathenauplatz gezogen, um Müll, Bierflaschen und Hunderte von Kronkorken einzusammeln.

"Wir fühlen uns nicht nur für unseren Umsatz verantwortlich, sondern auch für unser Veedel", erklärt Markus Vogt, dem das "Soylent Green" auf der Kyffhäuserstraße gehört. "Wir wollen aber auch ein Zeichen setzen und zeigen was passiert, wenn das Wetter besser wird und die Gastronomie weiterhin geschlossen hat."

Mehr Müll wegen geschlossener Kneipen?

Jetzt nämlich, wo die Temperaturen steigen, zieht es viele Kölnerinnen und Kölner zum Biertrinken ins Freie – und der dabei entstehende Müll bleibt häufig an Ort und Stelle liegen. So ist das am "Mäuerchen" am Süd-Bahnhof etwa, wo sich selbst dann viele Menschen versammeln, wenn die Kneipen geöffnet haben.

Haben diese aber geschlossen, so Markus Vogt weiter, würde sich das Geschehen noch stärker auf die sozialen Hotspots unter freiem Himmel konzentrierten: "Auf der Uni-Wiese sitzen ja ohnehin gerne mal Hunderte Leute – haben aber die Kneipen zu, dann werden es sehr schnell Tausende."

19 Kneipen beteiligen sich an Aufräumaktion

Auch Lutz Nagrotzki, der die Idee zur Putzaktion hatte, sieht das Problem der zunehmenden Vermüllung: "Weil meine Kneipe zu hat, habe ich jetzt sehr viel Zeit, um Joggen zu gehen", erzählt der Mitinhaber der "Piranha-Bar", "und da ist mir aufgefallen, dass in den Parks wahnsinnigen viel Müll herumliegt".

Also hat sich Nagrotzki mit seinen Kollegen und Leidensgenossen zusammen getan, um zumindest die Grünflächen des Kwartier Latängs vom Müll zu befreien. Seinem Aufruf folgten 19 Kneipen- und Restaurantbesitzer, die alle tätig werden wollten, auch wenn nicht jeder von ihnen dort ansässig ist. So wie etwa Georg und Jessica Wirtz, die das Brauhaus "Schreckenskammer" in der Kölner Altstadt betreiben.

"Das ist wirtschaftlich eine Katastrophe"

Seit Februar bemühen sich die beiden darum, ihre Außengastronomie erweitern zu können, warten seitdem aber auf die Genehmigung der Stadt: "Wenn wir eine Absage bekommen, dann wissen wir auch nicht mehr, was wir machen sollen", erzählt Jessica Wirtz.

Mit den Abstandsregelungen und anderen Maßnahmen könnten sie in ihrem angeschlossen Biergarten nämlich nur 25 Leute bewirten – was angesichts der monatelangen Schließung nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen würde. "Das ist wirtschaftlich eine Katastrophe", so die Gastronomin weiter, "aber wir werden es machen. Allein schon, um für die Gäste da zu sein. Aber verdienen werden wir daran nichts."

Auch Marie Kluge von der Bar "ZwoEins" beteiligte sich an der Aufräumaktion und sieht seitens der Politik dringenden Handlungsbedarf. Schließlich hätten die Gastronomen viel Zeit und Geld in Hygienekonzepte und Möglichkeiten zur Kontaktverfolgung gesteckt, haben jetzt aber dennoch das Nachsehen: "Wenn wir alle geschlossen haben, treffen sich die Leute natürlich in den Parks oder hier am Mäuerchen, wo man dann Kontakte und Begegnungen auch nicht mehr nachvollziehen kann."

"Man kämpft ums Überleben"

So bleibe denjenigen, die in der Gastronomie tätig sind, derzeit nichts anderes übrig, als zu hoffen: "Man kämpft halt ums Überleben", sagt Marie Kluge, während sie Kronkorken vom Boden klaubt – Bier getrunken wird nämlich weiterhin, wenn auch nicht mehr in den Lokalen. Das einzige Licht am Ende des Tunnels ist für die Gastronomen eine hoffentlich weiter sinkende Inzidenz und ein schnelles Tempo bei den Impfungen.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Gespräche vor Ort
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