"Krieg macht die Seelen der Menschen krank"
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Der Kölner Musiker Peter Brings hat selbst mal als junger Mann in Israel gelebt. Den Nahostkonflikt hat er damals schon erlebt, auch heute lässt ihn die Erfahrung nicht los.
Mit 18 bin ich für ein halbes Jahr nach Israel in einen Kibbuz (eine Kollektivsiedlung, Anm. d. Red.) gegangen. Das war damals eine ziemlich extreme Erfahrung für mich. Ich bin in einem Land angekommen, in dem ich kein Wort der Sprache verstand. So müssen sich Einwanderer oder Flüchtlinge fühlen, mit einem kleinen Unterschied: Ich machte das aus freien Stücken. Zu der Zeit tobte ein Krieg in Beirut und die Jugend aus unserem Kibbuz wurde eingezogen, um dort zu kämpfen.
In Israel mussten auch damals schon Frauen wie Männer zum Militär. Wenn die jungen Leute dann Fronturlaub hatten, ging es immer ziemlich hoch her in unserer Behausung. Wir, die Volontäre, haben am Rande des Kibbuz gewohnt und da konnte man laut sein.
Alles, was es zum Breitmachen gab, war am Start. Die machen das, um zu vergessen, habe ich damals gedacht. Und so war es auch. Aber Krieg macht die Seelen der Menschen krank und da helfen dann auch keine Drogen. Ich hatte im Ganzen aber eine echt gute Zeit in diesem Kibbuz und die Menschen waren auch alle bereit, ein neues Lebensmodel zu leben.
Sehr mutig! Bis heute finde ich die Idee eines Kibbuz super: Keinen privaten Besitz, alles gehört allen.
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Heute, 38 Jahre später ist dort immer noch Krieg. Es fühlt sich an, als wäre ein Ende des Krieges niemals in Sicht gewesen. Es sind immer die gleichen schlimmen Bilder. Wenn ich abends in der "Tageschau" sehe, wie Bomben in Tel Aviv und in Gaza einschlagen, wird mir angst und bange.
"Es ist immer zu spät, wenn Bomben sprechen"
Der Krieg tobt dann auch ganz schnell auf unseren Straßen. Antisemitische Parolen vor Synagogen – und keine Sau greift wirklich ein. Es ist immer zu spät, wenn Bomben sprechen. Unsere Mitbürger jüdischen Glaubens sind in keiner Weise verantwortlich für die Politik des Staates Israels. Jeder Angriff auf sie ist ein Angriff auf uns. Wir sind jetzt alle gefragt, den Mund aufzumachen und die jüdischen Mitmenschen in die Mitte der Gesellschaft zu stellen.
Das heißt, laut zu werden, wenn sich Hass und Hetze breit machen. "Wehret den Anfängen" ist topaktuell. "Schalom Alaaf" war einer unserer letzten Songs, den haben wir zusammen mit Rolly Brings für einen jüdischen Karnevalsverein geschrieben.
Lasst uns zusammenleben und miteinander reden, nur so verstehen wir uns. Der Krieg in Israel und Palästina ist weit weg und trotzdem direkt vor unserer Haustür.
Lasst uns gemeinsam für den Frieden beten und eintreten.
Euer Pitter
Peter Brings ist Frontmann der gleichnamigen Kölsch-Band "Brings" ("Superjeilezick"). Er schreibt für t-online regelmäßig über Themen, die ihn bewegen.