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Erzbistum Köln: Deutliche Kritik am Vatikan zur Woelki-Entscheidung


Entscheidung zu Woelki
Deutliche Kritik am Vatikan: "Nicht genug"

Von dpa, afp, t-online
24.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Kardinal Rainer Maria Woelki im Garten des Erzbischöflichen Hauses in Köln: Die Entscheidung des Vatikan, dass er im Amt bleiben soll, wurde mit Kritik aufgenommen.Vergrößern des BildesKardinal Rainer Maria Woelki im Garten des Erzbischöflichen Hauses in Köln: Die Entscheidung des Vatikan, dass er im Amt bleiben soll, wurde mit Kritik aufgenommen. (Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa-bilder)
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Das Zentralkomitee der Katholiken hat die Entscheidung des Papstes, dass Kardinal Woelki weiterhin Erzbischof von Köln bleiben soll, kritisiert. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz äußerte sich skeptisch.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat die Entscheidung von Papst Franziskus zum Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisiert. "Ich kann die vatikanische Entscheidung zum Verbleib von Kardinal Woelki im Amt nicht verstehen", teilte Sternberg am Freitag mit. "Das Instrument einer Auszeit ist nicht genug. Es ist völlig unklar, was am Ende einer solchen Auszeit stehen kann, und sie ist nicht geeignet, um verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen."

Der Vatikan hatte zuvor mitgeteilt, dass Woelki im Amt bleiben könne. Allerdings wurden ihm in der Missbrauchsaffäre des Erzbistums Köln "große Fehler" vorgeworfen, und es wurde angekündigt, dass er eine Auszeit von Mitte Oktober bis zum 1. März nehmen werde.

Die Auszeit sei keine Lösung der Vertrauenskrise, kritisierte Sternberg. "In der Politik und in demokratischen Strukturen kann ein Amtsverzicht dazu beitragen, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen einzuleiten. Mit der römischen Entscheidung wird ein solcher Erneuerungsprozess, der bitter nötig ist, verhindert."

Entscheidung des Papstes: Skepsis bei Bischof Bätzing

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, reagierte mit vorsichtiger Skepsis auf die Entscheidung von Papst Franziskus. "Ich nehme die Entscheidungen des Heiligen Vaters entgegen und hoffe, dass der Prozess einer Aussöhnung im Erzbistum Köln anlaufen wird", teilte Bätzing am Freitag in Bonn mit. "Ob dies innerhalb weniger Monate zu einer grundlegend veränderten Situation führen kann, vermag ich nicht zu beurteilen."

Rom sei sichtlich darum bemüht, "Bewegung in die schwere Krisensituation im Hinblick auf das Vertrauen in die Führung des bischöflichen Amtes zu bringen, die das Erzbistum Köln schwer belastet und weit darüber hinaus auf die Kirche in unserem Land ausstrahlt".

Bätzing zog sodann folgenden Vergleich: "Die Entscheidung zu Kardinal Woelki erinnert mich in manchem an das römische Vorgehen im Blick auf meinen Amtsvorgänger in Limburg." Dieser, der sogenannte "Protzbischof" Franz-Peter Tebartz-van Elst, war nach der Auszeit nicht mehr in sein Bischofsamt in Limburg zurückgekehrt, sondern hatte eine neue Funktion in Rom bekommen.

Weiter teilte Bätzing mit: "Was in der Note zur Entschiedenheit des Aufarbeitungswillens von Kardinal Woelki gesagt wird, trifft einerseits zu, andererseits lässt es angesichts der entstandenen Lage viele Betroffene ratlos und verletzt zurück." Die Entscheidungen aus Rom würden sehr kontrovers diskutiert werden, so Bätzing. "Vieles hängt jetzt davon ab, wie Kardinal Woelki die Auszeit gestalten wird. Es braucht – auch von ihm – Gesprächs- und Mediationsangebote, um Chancen und Perspektiven zu finden."

Kardinal Woelki: "Wir haben nichts vertuscht"

Woelki selbst sagte nach der Entscheidung aus Rom, ihm sei bewusst, dass im Erzbistum Köln in den vergangenen Monaten Vertrauen verloren gegangen sei. Dies schmerze ihn sehr. Es tue ihm auch insbesondere mit Blick auf Missbrauchsopfer leid, die ihm deshalb von Retraumatisierungen berichteten. Er habe dem Papst im Gespräch von einem schon länger bestehenden Gedanken einer geistlichen Auszeit für sich erzählt. Ein Innehalten sei notwendig.

"Ich gehe diesen Weg mit der klaren Botschaft des Heiligen Vaters, dass wir seriös und umfassend aufgeklärt und nichts vertuscht haben", erklärte Woelki. Der Papst habe ihm auch deutlich gemacht, "dass er sehr auf mich zählt".

Kölner Weihbischöfe bleiben ebenfalls im Amt

Der Papst hatte außerdem den angebotenen Amtsverzicht der beiden Kölner Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp abgelehnt. Puff kehrt unmittelbar in seinen Dienst zurück, Schwaderlapp wird zunächst ein Jahr als Seelsorger in Kenia arbeiten. Puff erklärte, für ihn sei die Rückkehr kein "Weiter so". "Die letzten Monate, in denen ich in einem Altenzentrum und in der Obdachlosenseelsorge arbeiten durfte, haben mich innerlich verändert." Schwaderlapp erklärte, von der Zeit in Kenia erhoffe er sich "innere Reifung und Erneuerung".

Nachdem der Papst zuvor schon den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stephan Heße für Verfehlungen in seiner Kölner Zeit abgelehnt hatte, bleiben die Verfehlungen der Kölner Geistlichen im Umgang mit Missbrauchsfällen ohne personelle Konsequenzen. Auch den vom Münchner Kardinal Reinhard Marx angebotenen Amtsverzicht hatte der Papst abgelehnt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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