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Köln: Polizisten sollen in Chats mit Gewalt geprahlt haben


Fünf Beamte suspendiert
Polizisten sollen in Chats mit Körperverletzung geprahlt haben

Von dpa, t-online, cco

Aktualisiert am 23.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Polizeiwagen mit Blaulicht (Symbolbild): In Köln-Bickendorf sollen Polizisten im Rahmen eines Einsatzes einen italienischen Staatsangehörigen verletzt haben.Vergrößern des BildesPolizeiwagen mit Blaulicht (Symbolbild): In Köln-Bickendorf sollen Polizisten im Rahmen eines Einsatzes einen italienischen Staatsangehörigen verletzt haben. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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Im Fall der mutmaßlichen Körperverletzung durch Kölner Polizeibeamte bei einem Einsatz im April sind neue Details bekanntgeworden. Ein 59-Jähriger war mehrere Wochen nach dem Vorfall in einer Klinik verstorben.

Nach dem Tod eines 59-jährigen italienischen Staatsangehörigen wird gegen mehrere Beamte der Kölner Polizei wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Sie werden verdächtigt, im April 2021 bei einem Einsatz in Köln-Bickendorf "übermäßig Gewalt" gegen den Mann angewendet und ihn verletzt zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Bei den Beamten handele es sich um fünf Männer im Alter von 24 bis 40 Jahren. Sie seien vorläufig vom Dienst suspendiert. Konkrete Hinweise auf ein möglicherweise ausländerfeindliches Motiv lägen in dem Fall bislang nicht vor, sagte der Sprecher.

Köln: Mehrere Polizisten brachten das mutmaßliche Opfer zu Boden

Wie der "Kölner Stadtanzeiger" berichtete, sind inzwischen weitere Details zum Tathergang bekannt geworden. So soll das mutmaßliche Opfer Gaetano B. die Polizisten in angetrunkenem Zustand an einem Hauseingang zunächst verbal attackiert haben.

Nachdem Gaetano B. der Aufforderung, stehen zu bleiben, nicht nachgekommen sei, hatten ihn demnach mehrere Polizisten zu Boden gebracht und Verstärkung angefordert. Ob der 59-Jährige dabei Widerstand geleistet habe, sei noch ungeklärt, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Augenzeugenberichte gehen stark auseinander

Die Augenzeugenberichte zu dem Vorfall gehen stark auseinander. Drei Zeugen zufolge sollen die Beamten mehrfach auf den bereits am Boden liegenden Gaetano B. eingeschlagen und -getreten haben. Als dieser über Atemnot klagte und einige Beamte vorschlugen, ihn aufzusetzen, sei dies durch den Beamten Bettino G. abgelehnt worden.

Dieser habe Gaetano B. anschließend seinen Fuß in den Nacken gestellt. Ein weiterer Augenzeuge berichtet, dass man den Mann aufgehoben und dessen Kopf gegen einen Betonpfeiler geknallt habe. Weitere Augenzeugen wollen von den beschriebenen Vorgängen nichts beobachtet haben.

Beamte sollen in Chats mit Gewalttat geprahlt haben

Auswertungen von Chatprotokollen der Beamten geben nun Hinweise auf eine mögliche Verabredung zur Anwendung von Gewalt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Beamte sollen sich zum Beispiel zu gemeinsamen Diensten verabredet haben, "um eventuellen Widerstandshandlungen potentieller Beschuldiger mit übermäßiger Gewalt zu begegnen". Ob es auch tatsächlich dazu kam, werde nun ebenfalls überprüft.

Zudem sollen die Beamten in besagten Chats mit dem Vorfall im April sowie weiteren Gewaltanwendungen geprahlt haben. NRW-Innenminister Herbert Reul äußerte sich dem "Kölner Stadt-Anzeiger" gegenüber "erschüttert". Zwar gehe man zunächst von der Unschuldsvermutung aus, sollten sich die Vorwürfe jedoch bestätigen, müssten die Beamten mit einer Kündigung rechnen. "Wer gewaltaffin ist oder mit Gewalt prahlt, hat bei der Polizei nichts verloren", so Reul.

Rippenbrüche wurden mit Schmerzmitteln behandelt

Ebenfalls rätselhaft bleibt die Frage nach der Todesursache von Gaetano B. Nach dem Vorfall hatte sich dieser im Sankt Franziskus Hospital einer ambulanten Röntgendiagnose unterzogen.

Im Zuge derer wurden zwei Rippenbrüche auf einer Körperseite festgestellt. Eine weitere Behandlung durch die Hausärztin von Gaetano B. beschränkte sich auf die Vergabe von Schmerzmitteln.

Zwei Monate später wurde Gaetano B. ins Euskirchener Marienhospital eingeliefert. Dort verstarb er nach zweiwöchigem Aufenthalt an einer Blutvergiftung als Folge einer Lungenentzündung.

"Kausaler Zusammenhang" zwischen Verletzungen und Todesfolge

Die Entzündung könnte durch die Rippenbrüche und die damit einhergehend eingeschränkte Atmungsaktivität begünstigt worden sein, heißt es im Obduktionsbericht. Es bestehe also ein "kausaler Zusammenhang" zu den Vorgängen im April.

Allerdings hätte der Tod von Gaetano B. möglicherweise verhindert werden können, wenn der Verstorbene nach dem Vorfall weiterhin einen Arzt aufgesucht hätte.

Zudem hatte eine zweite Röntgendiagnose im Marienhospital am 5. Juli Rippenbrüche auf beiden Körperseiten festgestellt. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagte im Gespräch mit dem "Stadtanzeiger", dass ein Sturz nach dem Einsatz im April Ursache für die weiteren Rippenbrüche gewesen sein könnte. Derzeit werde wegen gefährlicher Körperverletzung ohne Todesfolge ermittelt. Aus Neutralitätsgründen ist die Polizei Bonn mit dem Fall betraut.

Verwendete Quellen
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