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Köln: Priester wegen Missbrauch angeklagt – Mädchen übernachteten im Pfarrhaus


Missbrauchsprozess gegen Priester
Mädchen sollen regelmäßig im Pfarrhaus übernachtet haben


08.01.2022Lesedauer: 2 Min.
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Der katholische Priester (Mitte) hält sich im Gerichtssaal eine Mappe vor das Gesicht: Die Anklage wirft ihm unter anderem schweren sexuellen Kindesmissbrauch vor.Vergrößern des Bildes
Der katholische Priester (Mitte) hält sich im Gerichtssaal eine Mappe vor das Gesicht: Die Anklage wirft ihm unter anderem schweren sexuellen Kindesmissbrauch vor. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)

Im Prozess gegen einen katholischen Pfarrer in Köln hat eine Zeugin und Mutter über den Angeklagten ausgesagt. Sie erkennt diesen Menschen nicht wieder, dem sie sich einst als Seelsorger anvertraut hatte.

Bereits seit mehreren Wochen steht ein katholischer Geistlicher vor dem Kölner Landgericht. Dem Mann wird vorgeworfen, mehrere Mädchen missbraucht zu haben. Seit Prozessbeginn haben sich in den vergangenen Wochen weitere mutmaßliche Opfer zu Wort gemeldet. Eine frühere Vertraute des Mannes schilderte, dass Mädchen im Pfarrhaus ein und aus gingen, auch zu Übernachtungen. Misstrauisch habe das niemanden gemacht.

In der Anklage wirft die Staatsanwaltschaft dem 70-jährigen Priester vor, dass er zwischen 1993 und 1999 seine damals zwischen sieben und 13 Jahre alten Nichten sexuell missbraucht haben soll, 2011 soll er ein weiteres Mädchen missbraucht haben. Insgesamt geht es um 33 Fälle, drei davon werden als schwer eingestuft, "weil es zum Beischlaf oder beischlafähnlichen Handlungen gekommen sein soll". Im Laufe des Prozesses sind inzwischen weitere Fälle möglicher Opfer bekannt geworden.

Am Freitag sagte nun eine Rentnerin aus, deren Töchter zu den mutmaßlichen Opfern gehören sollen. Den Geistlichen habe sie kennengelernt, da sie als Mutter von fünf Kindern eine ansprechende Gemeinde suchte.

Auf Empfehlung sei sie dann in jene Gemeinde gelangt, in welcher der Angeklagte zu jener Zeit tätig war. Wann das genau gewesen sei, könne sie nicht sagen. Auch sonst blieb sie mit vielen Antworten vage oder bestätigte Sachverhalte erst, wenn der Vorsitzende Richter sie ihr vorhielt.

Missbrauchsprozess gegen Priester: "Die Kinder planschten im 'Zöli-Bad'"

Durch Erstkommunion, Jugendgruppen und Messdiener hätten ihre älteren Kinder zur Gemeinde gefunden. Sie selbst habe zum Pfarrer engen Kontakt bekommen, nachdem sie in eine Krise geraten war: "Ich habe mich an ihn als Seelsorger gewandt, nachdem mein Mann mich mit fünf Kindern sitzengelassen hat." Spontan habe der Geistliche entschieden, auch die Mutter und ihre zwei kleineren Kinder zu einer anstehenden Freizeit mitzunehmen, für die ihre drei älteren Kinder bereits angemeldet waren.

Daraus sei "natürlich eine Beziehung, aber nicht im sexuellen Sinne" entstanden: Jahrelange habe sie fortan alle Freizeiten begleitet, im Haus des Pfarrers geputzt und auch Urlaube mit ihm gemacht, teils zu zweit, teils mit den Kindern "als Familie". Auch zu den Eltern des Angeklagten, zu dessen älterem Bruder und der Frau des jüngeren Bruders, die dieser verlassen hatte, habe sie Kontakt gehabt.

Um sie alle habe der Geistliche sich gekümmert, ebenso um ein Mädchen und einen Jungen, den er schon vor der Priesterweihe als Pflegekinder angenommen habe: "Sie sollen im Zöli-Bad geplanscht haben" – so sei das Bad im Priesterseminar genannt worden.

Mädchen-Übernachtungen im Pfarrhaus "selbstverständlich"

Auch von Übernachtungen, die es für Mädchen aus der Gemeinde im Haus des Pfarrers gab, sprach sie. "Sie sagen das, als wäre es eine Selbstverständlichkeit", kommentierte der Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann diese Schilderungen sichtlich irritiert. "Das war auch selbstverständlich", antwortete die Zeugin. Mädchen aus der Gemeinde seien beim Pfarrer ein und aus gegangen, in seiner Küche habe sich das Leben abgespielt.

Dass es überwiegend Mädchen waren, habe sie nicht merkwürdig, sondern kirchentypisch gefunden. Übergriffiges Verhalten habe sie dabei nicht beobachtet. Fragen nach Details zu Übernachtungen von einzelnen Mädchen wollte sie aber lieber nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit beantworten, ebenso wie Fragen, die sich auf mutmaßliche Taten zulasten ihrer Töchter bezogen.

Generell sei man im Ort über die Tatvorwürfe erstaunt: "Wir schütteln den Kopf und verstehen es nicht. Das ist nicht der Mensch, den wir kennengelernt haben." Der angeklagte Priester verfolgte die Aussage der Zeugin ohne erkennbare Reaktion. Der Prozess wird fortgesetzt.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an der Gerichtsverhandlung
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