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Tödlicher Bananenbrei: Mordvorwürfe gegen 63-jährige Kölnerin


Tödlicher Bananenbrei
Mord aus Heimtücke oder illegale Sterbehilfe?


10.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Prozess um einen mutmaßlich tödlichen Bananenbrei in Köln: Die Angeklagte vor Verhandlungsbeginn mit ihrer Verteidigerin.Vergrößern des Bildes
Prozess um einen mutmaßlich tödlichen Bananenbrei in Köln: Die Angeklagte vor Verhandlungsbeginn mit ihrer Verteidigerin. (Quelle: Tüntsch)

War es illegale Sterbehilfe? Das behauptet die Frau, die ihrem Bruder eine Überdosis Schmerztabletten in den Bananenbrei gemischt haben soll. Angeklagt ist die 63-Jährige wegen Mordes.

An einer Überdosis von fast 100 Schmerztabletten soll ein 64-Jähriger gestorben sein. Vor dem Landgericht Köln ist derzeit seine Schwester angeklagt: Die Staatsanwaltschaft wirft der 63-Jährigen Mord vor und geht davon aus, dass sie das Mittel zerstoßen und in einen Bananenbrei gemischt habe, den der Bruder dann gegessen habe. Beide sollen in direkter Nachbarschaft zueinander in Köln-Lindenthal gelebt haben.

Für die Anhörung der Angeklagten, die derzeit in Untersuchungshaft sitzt, nahm sich die Vorsitzende Richterin Zeit. Viele Stunden lang berichtete die Lindenthalerin aus ihrem Leben und schilderte die familiären Zusammenhänge. Sie selbst habe lange im Ausland gelebt, sei aber vor einigen Jahren nach Köln zurückgekehrt.

Zeitweise habe sie sich intensiv sowohl um die Mutter als auch ihren pflegebedürftigen Bruder gekümmert, der in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet habe. Sie gab an, durch die Betreuung der Mutter Zugriff zu einem Medikament gehabt zu haben, das in hoher Dosis tödlich wirke. "Ich hatte gelesen, dass in den USA viele dadurch sterben", so die Angeklagte.

Nachdem sie gemerkt habe, dass es bei der Mutter keine schmerzstillende Wirkung habe, habe sie es ihr nicht weiter verabreicht, sondern verwahrt, "falls sie aus dem Leben gehen wollte."

Prozess in Köln: "Solange Mutti lebt, darfst du nicht sterben"

Ob sie dabei mehr an die Mutter oder an den Bruder gedacht habe, wollte die Richterin wissen. "Beides", so die Angeklagte. Ihr Bruder habe die Einschränkungen, mit denen sein Leben verbunden gewesen sei, nicht mehr ertragen wollen: "Er sagte, er wollte nicht mehr leben. Ich habe ihm gesagt: 'Solange Mutti lebt, darfst du nicht sterben.'"

Nach dem Tod der Mutter im Jahr 2019 habe der stark hilfsbedürftige Mann, der von seiner Schwester betreut wurde, gesagt: "Mutti ist jetzt tot. Du hast gesagt, dass du mir hilfst." Sie gab zu, aus diesem Grund eine tödliche Mixtur aus Tabletten und Bananenbrei für ihn angerührt zu haben.

Ihren Angaben zufolge geschah das nicht heimtückisch, sondern im Sinne einer illegalen Sterbehilfe mit dem Einverständnis des Betroffenen.

"Ich habe mein Leben gehabt"

"Wie haben Sie denn Ihr eigenes Leben eingeschätzt?", fragte die Vorsitzende. Die Angeklagte, die zuvor ein bewegtes Leben auf den kanarischen Inseln und in Indien geschildert hatte, antwortete: "Ich habe mein Leben gehabt. Meine Kinder kommen nun allein klar. Für meine Geschwister bin ich ein Vollchaot, eine verkrachte Existenz."

Sie bestätigte die Annahme der Staatsanwaltschaft, dass sie nach der Tötung des Bruders sich selbst das Leben habe nehmen wollen. Der Versuch habe jedoch nicht zum Ziel geführt.

Familienstreit um eine Lebensversicherung

Mit ihrer Schwester und einem weiteren Bruder habe es nach dem Tod der Mutter Streit um Finanzen gegeben, berichtete die Angeklagte. Dabei soll es nicht nur um das Erbe gegangen sein, sondern auch um eine Lebensversicherung in Höhe von 39.000 Euro, die dem behinderten Bruder ausgezahlt worden war.

Die Anklagte hatte das Geld, wie sie angab, nach und nach an ihre Kinder verteilt. "Mein Schwager meinte, das sei Unterschlagung und ich könne dafür ins Gefängnis kommen", sagte sie. "Da könnte der Schwager Recht nicht ganz Unrecht haben", konterte die Richterin.

Die 63-Jährige zeigte sich davon unbeeindruckt: "Ich bin nicht vorbestraft und eine alte Frau. Papier ist geduldig." Zu ihren Geschwistern habe sie nur gesagt: "Nun ist das Geld eben weg."

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Verhandlung
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