Casino in Bad Wiessee: Münchner verzocken Millionen am Tegernsee

Nach Corona: Glücksspieler stürmten 2022 die neun bayerischen Spielbanken – eine davon am Tegernsee. Rund 106 Millionen Euro spülten sie in die Kassen des Freistaats.

Knapp 130.000 Besucher machten sich im vergangenen Jahr zum Zocken auf den Weg an den Tegernsee. Selbst gegen Mitternacht sind stets noch Fahrzeuge mit Münchner Kennzeichen auszumachen, die am Ortsanfang von Bad Wiessee rechts in den Casino-Parkplatz einscheren.

Die Spielsucht treibt sie an die Automaten, Roulette-, Karten- oder Würfeltische. Bis drei Uhr nachts rollt die Kugel, werden Karten aufgedeckt. "Sie haben Lust auf knisternde Spannung bei Pokerturnieren im Umland von München und anderen Landesteilen? Dann sind Sie bei uns genau richtig", wirbt das Casino hoch über dem Tegernsee für Pokerturniere.

28 Millionen durch Automaten-Glücksspiel

Auf über 33 Millionen Euro summierte sich der Bruttospielertrag 2022 von Bad Wiessee, teilt die Pressestelle der Spielbankverwaltung auf Anfrage von t-online mit. Es ist der höchste seit 2007. Dabei würde sich vor allem das Automatenspiel großer Beliebtheit erfreuen. Hier gab’s einen Ertrag von 28 Millionen Euro, das Große Spiel mit Roulette & Co. brachte die übrigen 5,5 Millionen Euro ein.

"Vorwiegend die Besucher aus dem Großraum München" seien es, die ihr Geld in Wiessee lassen, so die Beobachtungen der Casino-Leitung. Aber auch Zocker "aus den Landkreisen um Rosenheim, Miesbach, Berchtesgadener Land und Garmisch sowie aus dem Raum Augsburg/Schwaben", würden ihr Glück im Spiel versuchen.

Gemeinde unter anderem von Casino abhängig

Das Rekordergebnis freut auch den Wiesseer Kämmerer. Denn der ist für seinen defizitären Haushalt von etwa 25 Millionen Euro auf die Spielbankabgabe angewiesen. Zehn Millionen Euro spülte das Casino nun in die Gemeindekasse. Insgesamt betrug die Spielbankabgabe für die neun Standorte rund 28 Millionen Euro.

Während Bad Wiessee Bayerns einsamer Spitzenreiter bei den Spielbankgewinnen ist, brachte es das Garmischer Casino nur auf knapp 59.000 Besucher, die letztlich 13,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr einsetzten. Etwa ein Drittel von dem, was in Wiessee verzockt wurde. Obwohl für Garmisch mit einer "faszinierenden und facettenreichen Welt des Glücksspiels" geworben wird. "Roulette, Poker, Black Jack, Dice52 und ein großer Saal mit nahezu 160 angesagten Spielautomaten" würden das "jüngere und international angehauchte Publikum verführen".

Laut Spielbankgesetz gibt es die Casinos, um "den natürlichen Spielbetrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken". Ziel des Gesetzes von 1995 ist es aber auch, "das Entstehen von Glücksspielsucht zu verhindern und die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen, sowie die Aufklärung über die Wahrscheinlichkeit von Gewinn und Verlust, die Suchtrisiken der von der Spielbank angebotenen Glücksspiele und Möglichkeiten der Beratung und Therapie von Spielsüchtigen aufzuzeigen".

2.000 Sperren von Spielsüchtigen zählte zuletzt die Landesstelle für Glücksspielsucht. Insgesamt würden in Bayern "aktuell geschätzte 33.000 Menschen als pathologische Glücksspieler gelten", so das zuständige Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Ungeachtet dessen will die sprudelnde Geldquelle des Wiesseer Casinos im Juni ihren 65. Geburtstag feiern.