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Nürnberg: Klimaaktivsten sabotieren zwei Dutzend SUVs und Geländewagen


Staatsschutz ermittelt in Nürnberg
Aktivisten sabotieren mit Lebensmittel SUVs und Geländewagen


16.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Aktivisten von "Tyre Extinguishers" haben an einem Auto zugeschlagen – nun ist die Gruppe auch in Nürnberg aktiv. (Quelle: IMAGO/Jean-Philippe Laurent)

In Nürnberg und im Landkreis Fürth sind zwei Dutzend Autofahrer Opfer der Aktivisten von "Tyre Extinguishers" geworden. Für ihre Taten nutzen sie ein Lebensmittel.

Er wollte nur schnell zum Bäcker, doch als er morgens zu seinem Auto kam, traute er seinen Augen nicht. Alle vier Reifen des SUV von Robert R. waren platt. Auf der Windschutzscheibe steckte ein Flugblatt mit der Aufschrift: "Achtung – Ihr Spritfresser ist tödlich".

Der Nürnberger ist nicht der Einzige, dem das passiert ist. In den letzten Wochen wurden in Nürnberg und in Oberasbach im Landkreis Fürth rund zwei Dutzend Fälle von Reifen-Sabotage gemeldet – ein Lebensmittel spielt dabei eine Rolle, wie Polizeisprecher Marc Siegl t-online berichtete.

Die meisten der von der Polizei aufgenommenen Fälle betrafen SUVs, aber auch ein Porsche war dabei. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und vermutet einen politischen Hintergrund. Deshalb sei der Staatsschutz im Einsatz, so Siegl. An allen Fahrzeugen wurden Flugblätter der Gruppe "Tyre Extinguishers" (Reifenplattmacher) angebracht. Die Klimaaktivisten haben es auch in anderen Großstädten auf SUVs und Geländewagen abgesehen. Nun sind sie im Raum Nürnberg aktiv.

Die Täter gehen dabei sehr raffiniert vor. Sie nutzen laut des Polizeisprechers zum Teil Linsen, wie man sie zur Zubereitung von Linseneintopf verwendet, und legen sie auf das Ventil der Reifen. Dann schrauben sie die Kappe wieder drauf, so dass die Luft langsam während der Fahrt entweicht. So wollen sie vermeiden, dass die Fahrer die Manipulation bemerken, bevor sie losfahren – und der Ärger noch größer ist.

Die ersten Aktionen in Mittelfranken fanden in zwei Wellen statt, am 10. Dezember 2023 und am 3. Januar 2024. Die Tatorte waren vor allem der Nürnberger Vorzeige-Stadtteil Erlenstegen, aber es wurde auch ein Fall in Oberasbach im Landkreis Fürth gemeldet. Die Autos parkten unter anderem in der Wackenroder Straße, der Kneippstraße sowie in der Schlegelstraße.

Die Verantwortung für die Sabotagen haben in allen Fällen die "Tyre Extinguishers" übernommen, die sich gegen den ihrer Meinung nach hohen CO2-Ausstoß von SUVs wenden. Auf ihrer Webseite erklären sie ihre Motive und geben sogar ausführliche Anleitungen, wie man einen SUV erkennt und wie man am besten die Luft aus den Reifen lässt.

Nürnberg: Aktivisten sprechen von "Killerfahrzeugen"

Sie fordern auch andere dazu auf, die Aktionen auf eigene Faust in anderen Städten umzusetzen und stellen dafür unter anderem den Text für die Flugblätter zur Verfügung. Sie behaupten, dass sie keine Gewalt anwenden, sondern nur ein Zeichen setzen wollen. Sie schreiben: "Wir sind Menschen aus allen Gesellschaftsschichten mit einem Ziel: Es unmöglich zu machen, in den städtischen Gebieten der Welt einen riesigen, umweltschädlichen Geländewagen zu besitzen . Wir wehren uns gegen Klimawandel, und Luftverschmutzung."

Dann werden die Aktivisten noch deutlicher: "Das wiederholte Ablassen von Luft aus den Reifen und die Ermutigung anderer, dasselbe zu tun, wird die kleine Unannehmlichkeit eines platten Reifens in ein riesiges Hindernis für die riesigen Killerfahrzeuge verwandeln." Einen Verantwortlichen oder Koordinator gebe es nicht, jeder könne mitmachen, heißt es außerdem auf der Internetseite.

Besitzer haben Anzeige bei der Polizei erstattet

Die Nürnberger SUV-Besitzer, wie Robert R., sind verärgert und fühlen sich angegriffen. Sie haben Anzeige erstattet. "Ich hoffe auf eine schnelle Aufklärung der Fälle", schreibt Robert R. auf einem regionalen Portal. Bei ihm sei zwar kein direkter Schaden entstanden, aber er habe dadurch eine Menge Scherereien gehabt. Der Staatsschutz sucht nach Hinweisen auf die Identität und den Aufenthaltsort der Kriminellen. Unklar ist aktuell noch, weshalb es viele Fälle in Nürnberg, aber nur einen in Oberasbach im Landkreis Fürth gab. Denkbar wäre, dass die Reifen des Autofahrers aus Oberasbach schon in Nürnberg manipuliert wurden, und die Sabotage dann erst später bemerkt wurde. Das sei aber noch reine Spekulation, betont Polizeisprecher Siegl. Die Ermittlungen seien in vollem Gange.

Die Klimarebellen von "Extinction Rebellion" (XR), die durch ihre Farbattacken bekannt wurden, zeigen sich in Nürnberg unterdessen solidarisch mit "Tyre Extinguishers". Ihr Sprecher Wolfgang Ziegler sagte den Nürnberger Nachrichten: "Wenn die Politik nicht auf die drohende Klimakatastrophe reagiert, ist es nur logisch, dass die fossile Infrastruktur oder hier extreme Spritfresser aufs Korn genommen werden. Auch XR hält SUVs für aus der Zeit gefallen, wir allerdings zeigen unser Gesicht und protestieren kreativ gegen eine verantwortungslose Klimapolitik."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Marc Siegl vom Polizeipräsidium Nürnberg am 16.1.2024
  • Mitteilung des Polizeipräsidiums Nürnberg
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