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Lilium-Jet: Ab 2025 sollen "Flugtaxis" zwischen Nürnberg und München pendeln


Ab 2025
So soll der Betrieb mit "Flugtaxis" am Flughafen Nürnberg laufen

03.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Der "Lilium-Jet": Die Flugzeuge sollen ab 2025 zwischen Nürnberg und München fliegen – rein elektrisch und zum "Taxipreis".Vergrößern des BildesEin "Lilium-Jet": Die Flugzeuge sollen ab 2025 zwischen Nürnberg und München fliegen – rein elektrisch und zum "Taxipreis". (Quelle: Lilium GmbH)
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Ab 2025 sollen elektrische Passagierjets in Nürnberg abheben. Im Gespräch mit t-online erklärt Flughafenchef Dr. Michael Hupe, was sich dafür am Airport Nürnberg tun wird.

Den Begriff "Flugtaxi" mögen sie bei der Entwicklerfirma Lilium gar nicht so gerne – auch wenn er in der öffentlichen Wahrnehmung schon längst geläufig ist. Doch der Taxi-Charakter des "überall Hinrufens" ist beim Lilium-Jet nicht gegeben, zumindest im ersten Schritt. Das Kleinflugzeug mit sieben Sitzen soll zunächst als Linienverbindung eingesetzt werden – ab 2025 beispielsweise zwischen Nürnberg und München. Das wurde bereits Ende April bekannt. Die Strecke zwischen den beiden bayerischen Flughäfen ist nach Köln und Düsseldorf die zweite deutschlandweit, auf der Lilium den Einsatz der Jets plant.

Großer Vorteil: Die Kleinflugzeuge werden vollelektrisch betrieben, sind damit deutlich leiser und vor allem CO2-frei. "Wir haben in Deutschland auf der politischen Agenda, dass es keine Kurzstreckenflüge mehr geben soll", erklärt Dr. Michael Hupe, Geschäftsführer des Nürnberger Flughafens. "Genau diese Entfernungen kann so ein Jet aber bewältigen." Die Reichweite des Lilium-Serienflugzeugs soll 250 Kilometer betragen, die Strecke von Nürnberg nach München ist da also kein Problem.

Extra-Terminal auf der Fläche des Eventpalasts

Lilium, ein im Landkreis Starnberg ansässiges Start-up, will sein Netz an Start- und Landeplätzen erweitern – irgendwann auch über die Flughäfen hinaus. Man denke bei Lilium, so Hupe, beispielsweise auch über den Hauptbahnhof Ingolstadt nach. Bislang sei das aber – wie so vieles in diesem Bereich – noch in Entwicklungsarbeit.

In Nürnberg sollen die Jets, so die Pläne, ab 2025 abheben. Dafür soll am Flughafen eine Art weiteres Terminal für die Jets errichtet werden – ein sogenannter "Vertiport", da die Kleinflugzeuge wie Hubschrauber vertikal abheben. Dieser soll an der Stelle errichtet werden, an dem momentan noch der Eventpalast steht, in dem derzeit die Basketballer der Nürnberg Falcons ihre Heimspiele austragen. "In zwei, drei Jahren wird der abgebaut, insofern passt das ganz gut", erklärt Hupe. Dieser Standort habe den Vorteil, "dass er nur wenige Gehminuten vom Terminal, der U-Bahn und dem Parkhaus entfernt ist". Außerdem würde er günstige Abflugrouten ermöglichen, damit die Lilium-Jets nicht dem herkömmlichen Flugverkehr in die Quere kommen.

Flughafen erwartet Fördergelder

Finanziell müsste sich der Vertiport "erst mal selbst halbwegs rechnen", führt Hupe weiter aus, man sei aber "am Abklappern, ob es da noch Forschungsgelder gibt", schließlich ist auch die öffentliche Hand am Thema Elektromobilität interessiert. "Ich gehe davon aus, dass wir noch Gelder aus dem ein oder anderen Fördertopf bekommen könnten", blickt er voraus.

Wie das neue Terminal aussehen soll, hat Lilium bereits visualisiert – und Hupe bestätigt, "dass es sich auch in dieser Weise entwickeln wird". Das heißt auch: relativ minimalistisch. Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten sind am neuen Vertiport nicht geplant. Denn im Fokus, das betont der Flughafenchef immer wieder, stehe die zeitliche Effizienz.

Dazu gehöre auch, dass der Flughafen selbst gar nicht betreten werden müsse, um mit dem Lilium-Jet zu fliegen. Ein Sicherheitscheck werde nicht nötig sein. Ticket buchen, per Auto oder Bahn zum Flughafen kommen, kurze Zugangskontrolle, zehn bis 15 Minuten Wartezeit – und Abheben. So stellt Hupe sich das jedenfalls vor. Die Flugzeit zwischen Nürnberg und München wäre dann vergleichbar mit dem herkömmlichen Flugverkehr. "Vielleicht sogar ein bisschen kürzer durch die kleinere Infrastruktur am Vertiport und die kürzere Rollzeit", hofft Hupe.

Künftig auch Flüge zwischen Flughafen und Messe?

Wichtig: Der Vertiport müsse so konstruiert werden, dass nicht nur die Fluggeräte von Lilium von dort aus abheben, sondern perspektivisch auch die anderer Firmen. "Volocopter" aus Bruchsal bei Karlsruhe etwa ist für einen bis zwei Passagiere und eine kürzere Reichweite konzipiert, laut Hupe wären in Nürnberg damit etwa Flüge vom Flughafen zur Messe möglich: "Dann machen etwa die Geschäftsreisenden, die bei uns am Flughafen ankommen, noch einen kleinen Hüpfer weiter und sind an der Messe. Dafür wollen wir auch offen sein."

Generell gehe es für den Flughafen darum, zum Verkehrsknotenpunkt zu werden, an dem zwei unterschiedliche Formen des Flugverkehrs möglich sind. "Ich kann mir vorstellen, dass ich mal von Hof aus mit Lilium nach Nürnberg fliege und dann steige ich mit kurzer Laufzeit zum Terminal um in die Chartermaschine auf die Kanaren", verdeutlicht Hupe seine Vision. Dazu bräuchte es aber natürlich noch einen Start- und Landeplatz in Hof – derzeit noch Zukunftsmusik.

Großes Potenzial in Richtung Südwesten

Zunächst heißt es also noch Nürnberg – München und umgekehrt. Noch mehr Potenzial sieht Hupe aber in einer anderen Strecke. "In Richtung Südwesten wird das Ganze noch viel interessanter", meint er. Denn zwischen Nürnberg und Stuttgart oder Karlsruhe existiert nach wie vor keine direkte ICE-Verbindung – und die Lilium-Flüge sollen künftig eben dem bodengetriebenen Verkehr auf Schiene und Straße Konkurrenz machen. Mit dem Stuttgarter Flughafen, sagt Hupe, stehe man diesbezüglich bereits in Kontakt.

Stellt sich noch die Frage nach dem Preis. Lilium will ihn "vergleichbar mit herkömmlichen Verkehrsmitteln" halten, zunächst auf Taxi-Niveau. Das wären aktuell rund 300 Euro, ein ausreichend hohes Reisebudget wäre also Voraussetzung – zumal einige Experten von einem noch höheren Startpreis ausgehen. Mit der Zeit soll sich der Preis laut Lilium dann an die Bahn anpassen. "Wir werden sicherlich erst einmal eine Akzeptanzdebatte führen müssen", schaut Hupe voraus. Perspektivisch sieht er in dem neuen Transportmittel aber "eine moderne Bewegungsform", die sich durch den Fortschritt in der Batterietechnik noch deutlich weiterentwickeln wird. "In zehn Jahren lächeln wir nur noch über die Reichweiten, die sie jetzt haben."

Fliegt der Jet auch ohne Pilot?

Der technische Fortschritt könnte die Innovation mittel- bis langfristig sogar noch einen Tick futuristischer machen. "Die ultimative Vision von Lilium ist sicherlich, dass irgendwann kein Pilot mehr drinsitzt", erklärt Hupe. "Aber wir merken, dass er aktuell noch Vertrauen schafft."

Das autonome Fliegen ist jedenfalls aufgrund der Verkehrslage schon weiter als das autonome Fahren. Auf Dauer vielleicht also noch ein weiterer Unterschied zum Taxi-Betrieb.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Michael Hupe
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