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Nürnberg: "Kostenexplosion" – Hilferuf aus der fränkischen Bierbranche


Brauereien in der Krise
"Kostenexplosion" – Hilferuf aus der fränkischen Bierbranche

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

25.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Halb voller Krug auf einer Bierbank (Symbolbild): Nicht nur Corona und der Krieg setzen der Bierbranche deutlich zu.Vergrößern des Bildes
Halb voller Krug auf einer Bierbank (Symbolbild): Nicht nur Corona und der Krieg setzen der Bierbranche deutlich zu. (Quelle: Imago)

Ist den Deutschen der Appetit aufs Bier vergangen? Nicht nur die Brauerei Tucher bei Nürnberg hat mit weniger Bierabsatz zu kämpfen – und das schon vor Corona und Krieg. Ein Hilferuf.

Die Biergartensaison steht bevor. Nach zwei Jahren der Pandemie hofft die Branche endlich wieder auf eine erfolgreiche Saison. Erste Dämpfer gibt es bereits – abgesehen von den anhaltend hohen Infektionszahlen, die Planungen nach wie vor schwierig machen.

Mehr noch ließ viele zuletzt die Nachricht aufschrecken, dass Bier teurer wird. Das trifft nicht nur Franken, das weltweit die höchste Brauereidichte aufweist.

Nürnberg: "Kostenexplosion nie dagewesenen Ausmaßes"

Die Tucher Privatbrauerei in Fürth bei Nürnberg, die es seit 1672 gibt, schlägt angesichts der "Kostenexplosion nie dagewesenen Ausmaßes" Alarm. Bei Energie, Rohstoffen, Verpackungsmaterialien und Transporten: Schon vor Kriegsbeginn habe die Brauwirtschaft die Auswirkungen zu spüren bekommen.

Diese Situation werde sich nach Kriegsbeginn "nochmals schmerzhaft verschärfen", ist sich Pressesprecher Kai Eschenbacher auf Nachfrage sicher. Auch macht ihnen eine weitere mögliche Verknappung von Gas in Deutschland "durchaus Sorgen".

"Preisanpassungen" im Sortiment ließen sich nicht vermeiden. Unter anderem das Fassbier wurde zum 1. Februar teurer.

Bierabsatz nicht nur in Franken seit 30 Jahren rückläufig

Schon seit Jahrzehnten sei der inländische Bierabsatz rückläufig, erklärt Eschenbacher. Der deutsche Biermarkt habe innerhalb von 30 Jahren rund ein Viertel seines Volumens verloren. So sei der Absatz um konkret 27 Millionen Hektoliter zurückgegangen.

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben die Lage laut Tucher nun noch verschärft. Innerhalb von zwei Jahren sei der Absatz noch einmal um rund neun Prozent gesunken. Tranken die Deutschen 2019 noch rund 92 Millionen Hektoliter, waren es 2021 nur noch 70 Millionen.

Bier nicht mehr das beliebteste Genussmittel?

Ist den Deutschen angesichts der Krisen der Appetit aufs Trinken am Ende etwa doch vergangen? Oder war Wein etwa das bevorzugte Mittel zur Realitätsflucht?

Grund für den sinkenden Bierabsatz seien die Einschränkungen in der Gastronomie während der Pandemie. "Wochenlange Lockdowns, wechselnde Zugangsregelungen, Kontaktbeschränkungen und Abstandgebote" haben der Gastronomie schwer zugesetzt, erklärt der Pressesprecher von Tucher. "Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 setzte das Gastgewerbe fast 36 Prozent und real sogar gut 40 Prozent weniger um."

Lediglich die Außengastronomie sei gut besucht gewesen. Aber auch nur, wenn das Wetter mitspielte – und das war mit "verhältnismäßig vielen regnerischen Tagen" weniger der Fall.

Auch wenn alle gastronomischen Betriebe in Bayern mittlerweile wieder geöffnet haben, so bekommen sie die Auswirkungen der Pandemie deutlich zu spüren. Es fehlt an Personal. "Mehr als die Hälfte der gastgewerblichen Betriebe fühlt sich der jüngsten Umfrage des Münchner ifo Instituts zufolge daher in ihrer Existenz bedroht", erklärt der Tucher-Sprecher.

Auswirkungen auch auf Fränkisches Bierfest in Nürnberg

Auch die Veranstalter des "Fränkischen Bierfestes" bekommen diese Auswirkungen zu spüren. Nach coronabedingter Pause ist das Fest im Nürnberger Burggraben vom 15. bis zum 19. Juni zurück. "Es sei denn höhere Gewalt" kommt dazwischen, wie es die Organisatoren ausdrücken.

Was bedeuten die erschwerten Rahmenbedingungen für die Vorbereitungen auf das Fest, bei dem sich Besucher durch Biere von 40 verschiedenen privaten Brauereien durchprobieren können? Auch Veranstalter Thomas Landherr bereiten die allgemein steigenden Kosten Sorgen. "Die steigenden Bierpreise sind noch das kleinste Übel, die werden uns wohl die wenigsten übelnehmen."

Er habe zwei harte Jahre hinter sich, "aber wir haben geschafft zu überleben." Vom Staat und Bund hätte er sich mehr Hilfen gewünscht. Froh sei er jedenfalls, dass ihm die allermeisten der Brauereien auch 2022 mit einem Stand erhalten bleiben werden, "nur wenige müssen ersetzt werden".

"Fehlende Planungssicherheit, anhaltende Absatz- und Umsatzrückgänge sowie die deutlich erkennbare Konsumzurückhaltung" wird die Bierbranche noch länger begleiten, prognostiziert Eschenbacher. Und so bleibt ihnen derzeit nichts anderes übrig, als auf eine biergartenfreundliche Saison zu hoffen. "Gutes Wetter ist der beste Bierverkäufer!"

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei Tucher Privatbrauerei
  • Anfrage bei Fränkischem Bierfest
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