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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Illegaler Sperrmüll in Nürnberg Südstadt wird zur Müllstadt
Die Stadt hat illegale Müllplätze in der Südstadt schon eingezäunt. Doch das Problem ist geblieben. Mittlerweile ziehe es Ratten an, sagt ein Anwohner.
Teile der Nürnberger Südstadt versinken im Müll. Vor allem rund um Altglascontainer wird regelmäßig illegal Sperrmüll abgelagert. Die Stadt hat deshalb im Februar eine kuriose Maßnahme ergriffen und den Müll an verschiedenen Stellen eingezäunt. Große Plakate machten zudem darauf aufmerksam, dass es illegal ist, Sperrmüll einfach so auf der Straße abzulegen. Doch wie ist jetzt – drei Monate später – die Lage?
Erich Rodler spricht von einer "Katastrophe". Der Senior wohnt seit 46 Jahren am Humboldtplatz – einer der Orte, der von dem Müllproblem besonders betroffen ist. t-online trifft ihn am dortigen Altglascontainer. Davor liegt ein Karton mit einer alten Toilettenschüssel, ein Teppich und anderer Unrat. "Das ist heute noch gar nicht schlimm", sagt Rodler. An dem Glascontainer seien auch schon komplette Küchen- oder Wohnzimmereinrichtungen entsorgt worden.
Zäune weg, Müll bleibt
Die Zäune seien verschwunden, der Müll aber geblieben, sagt Rodler. Der Stadtverwaltung macht er schwere Vorwürfe, sie kümmere sich nicht. Eine Sprecherin des Abfallwirtschaftsbetriebs der Stadt Nürnberg (ASN) weist das zurück. Bezugnehmend auf die Zäune vom Februar sagt sie, viele Bürger hätten begrüßt, "dass das Problem der wilden Abfallablagerungen so plakativ angegangen wird."
Das hat die Stadt schon getan
Die Stadt hat nach eigenen Angaben schon mehrere Maßnahmen ergriffen, um das Müllproblem in den Griff zu bekommen. 2024 bewachte etwa ein privater Sicherheitsdienst neuralgische Stellen, zudem wurden im vergangenen Jahr diverse Containerstandorte wochenlang täglich gereinigt. Der gewünschte Erfolg blieb dennoch aus. Die ASN-Sprecherin teilte mit, dass die Zaun-Aktion vom Februar nochmals wiederholt werden soll.
Auch jetzt werde die Kampagne noch weiter fortgeführt, sagt die Sprecherin. So würden Beratungsgespräche in den betroffenen Gegenden angeboten und Flyer verteilt. Zudem weist sie darauf hin, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb gegen Menschen, die illegal Müll ablagern, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleitet. Wenn der Verursacher bekannt ist, droht ein Bußgeld von bis zu 2.500 Euro.
Müll wird vermutlich nachts abgeladen
Das schreckt am Humboldtplatz offenbar viele nicht ab. Die Situation dort ist kein Einzelfall. Weitere Müllbrennpunkte finden sich in der ganzen Südstadt: Ein paar Meter weiter am Annapark etwa. Auch am Melanchthonplatz, einen guten Kilometer entfernt, gleicht sich das Bild.
Am Melanchthonplatz trifft t-online einen weiteren Herren. Er sei vor fast 50 Jahren als Einwanderer nach Nürnberg gekommen und wohne seitdem in der Südstadt, sagt er. Der Mann beschreibt das Dilemma vor Ort so: "Die Stadt räumt auf, wenig später steht wieder überall Müll". Er vermutet, dass der Müll mitten in der Nacht rund um die Container abgeladen werde. Mittlerweile ziehe der Unrat auch Ratten und Mäuse an, klagt der Anwohner.
Problem besteht seit fünf Jahren
Seit fünf Jahren nehmen die Müllberge überhand, schätzt der Mann. Ähnliches bestätigt auch Rodler vom Humboldtplatz. Beide vermuten, dass die Situation auch mit den vielen Migranten in der Südstadt zusammenhänge. Viele wüssten nicht, wie man richtig Müll entsorgt, so ihre Mutmaßung.
Die Stadt sagte im Februar, dass sich das Wort Sperrmüll nur schwer in andere Sprachen übersetzen lasse. Deshalb wurden Aufkleber mit Zeichnungen an den Glascontainern angebracht. Die sollen erklären, wie man Müll richtig entsorgt. Die Aufkleber hängen auch an den Containern am Humboldtplatz bei Erich Rodler – doch der Sperrmüll liegt direkt daneben.
- Reporter vor Ort
- Anfrage bei der Pressestelle der Stadt Nürnberg
