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Nachwuchs bei Nürnberger Feuerwehr: Sind sie auch in Zukunft noch da, wenn's brennt?


Nachwuchssorgen
Kommt die Feuerwehr auch in Zukunft noch, wenn's brennt?

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

04.05.2022Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
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Einsatzkleidung der Freiwilligen Feuerwehr Moorenbrunn: Die kann dank neuem Anbau bald in einem eigenen Umkleideraum angelegt werden.Vergrößern des Bildes
Einsatzkleidung der Freiwilligen Feuerwehr Moorenbrunn: Die kann dank neuem Anbau bald in einem eigenen Umkleideraum angelegt werden. (Quelle: Freiwillige Feuerwehr Moorenbrunn)

Auf die Feuerwehr ist Verlass, wenn's brennt. Sollte man jedenfalls meinen. Doch die Feuerwehr ist auf Nachwuchssuche. Und die gestaltet sich immer schwieriger.

Er hatte einige schlaflose Nächte, antwortet René Kleemeier auf die Frage, welche Einsätze ihn in seiner 26-jährigen Dienstzeit besonders aufgewühlt hätten. Besonders viele schlaflose Nächte gab es nach einem Einsatz auf der A73 im Nürnberger Land, als sich 2015 ein Reisebus überschlug und verunglückte. "Das war ein unübersichtliches Szenario", erinnert sich der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Moorenbrunn zurück. Es gab elf zum Teil schwer verletzte Insassen. Sind auch in Zukunft noch Rettungseinsätze wie diese gesichert? Nachwuchsprobleme könnten dem entgegenstehen.

Was er dort bei dem Einsatz 2015 erlebte, ließ den zweifachen Familienvater jedenfalls nie wieder los. "Im Team haben wir noch lange darüber gesprochen." Manche Rettungseinsätze kommen auch nach Jahren immer wieder hoch, erzählt er. "Jeder Feuerwehrmann hat Pakete, die er im Rucksack mit sich herumträgt." Um dem vorzubeugen, gibt es bei der Feuerwehr ausgebildete Ansprechpartner, die für die psychologische Nachsorge zur Verfügung stehen.

Liegt es auch an diesen Extremsituationen, dass die Feuerwehr um Kräfte werben muss? "Es wäre schön, wenn wir mehr Nachwuchs hätten", meint Kleemeier, der hauptberuflich als Kfz-Mechaniker arbeitet. Vor allem in den Städten herrsche für die Jugend ein Überangebot: Sportvereine, Clubs, etc. Da bleibe für die Feuerwehr keine Zeit. Auf dem Land sehe das anders aus.

Außerdem: Das Ehrenamt bei Rettungsdienst und Feuerwehr sei nicht zu vergleichen mit dem in einem Sportverein, so der Kommandant weiter. Wer sich etwa sportlich engagiere, dürfe sicher auch mal auf Benefits wie Freikarten für Events hoffen, so etwas gebe es bei der Feuerwehr nicht.

Hier ein Küchenbrand, dort ein brennendes Auto

Die Freiwillige Feuerwehr Moorenbrunn in dem kleinen Stadtteil im Nürnberger Vorort, der Kleemeier als Kommandant vorsteht, hat 330 Mitglieder. 34 davon beteiligen sich aktiv, wenn's brennt. Hier mal ein Küchenbrand, dort ein brennendes Auto in der Garage. Öfter kommt es auf der angrenzenden Autobahn zu Einsätzen. Moorenbrunn gehört zu den größeren der insgesamt 18 Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet. Zu unterscheiden sind die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehren von den Hauptamtlichen bei den fünf Berufsfeuerwehren.

Die Lage bei der Berufsfeuerwehr sei deutlich besser, erklärt der zuständige Bürgermeister Christian Vogel auf Nachfrage von t-online. Alle Stellen seien gut besetzt.

Plakatkampagne wirbt für die Feuerwehr Nürnberg als Arbeitgeber

Wieso dann die großangelegte Plakatkampagne, die etwa am Hauptbahnhof für die Berufsfeuerwehr als Arbeitgeber wirbt? Weil sie schon vor zwei Jahren Erfolg gebracht habe, antwortet Vogel. Deshalb hätten sie die Kampagne wiederholt. Er betont: Die Feuerwehr in Nürnberg sei voll handlungsfähig.

Dann ist also auch in Zukunft gesichert, dass jeder Brand gelöscht werden wird? Durch die Berufsfeuerwehr sei das zu 100 Prozent gewährleistet, verspricht Vogel. Dennoch: Die Freiwilligen Feuerwehren seien für die Hauptamtlichen eine wichtige und unverzichtbare Unterstützung im Alltag und im Katastrophenschutz.

Corona hat jugendliches Engagement bei Feuerwehr ausgebremst

Deshalb sei es wichtig, "mit der Nachwuchsgewinnung nie nachzulassen". Vogel wünsche sich "stets mehr Aktive", um die älteren, ausscheidenden Kameraden ersetzen zu können. Kleemeier freut daher umso mehr, dass sich in Moorenbrunn seit April eine Jugendfeuerwehr formiert hat. Vier Jugendliche engagieren sich erstmals wieder seit zwei Jahren. Zuvor habe die Corona-Pandemie das jugendliche Engagement ausgebremst.

Rund 9.000 Einsätze leistet die Feuerwehr Nürnberg im Jahr, wobei sie durchschnittlich 2.500 Bürger rettet. 90 von ihnen aus Bränden. Den Großteil der Einsätze bilden technische Hilfeleistungen, heißt es auf der Webseite der Feuerwehr. Wie etwa bei Verkehrs- und Gefahrgutunfällen, bei Unwetterschäden oder Notlagen für Mensch und Tier.

Dafür sei eine moderne und gute Ausstattung wichtig, betont Vogel. So sei etwa das Feuerwehr-Gerätehausprogramm laut Vogel einzigartig in Deutschland. 2018 beschloss der Stadtrat, die Gerätehäuser aller 18 Wehren zu sanieren oder zu modernisieren. Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Moorenbrunn ist seit Monaten Baustelle, weil der Schuppen neu gebaut wird. Bisher mussten sich Kleemeier und seine Mannschaft in der Fahrzeughalle neben den Fahrzeugen umziehen. Höchste Zeit also, dass sie ihre Schutzausrüstung anlegen können, ohne nach Abgasen zu stinken und ohne über ein Fahrzeugteil zu stolpern.

Wer sich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Nürnberg engagieren möchte, kann sich hier informieren.

In dieser Woche, passend zum internationalen Tag der Feuerwehrleute am Mittwoch, wird Kleemeier im Rathaus für seine 26-jährige aktive Dienstzeit bei der Feuerwehr geehrt. Der 40-Jährige bekommt vom Bürgermeister das Feuerwehr-Ehrenzeichen des bayerischen Innenministeriums verliehen.

Bereits sein Vater war Feuerwehrmann. Und was ist mit seinen beiden Kindern? Sollen auch sie zur Feuerwehr, wenn sie mal groß sind? "Nur, wenn sie das wollen."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit René Kleemeier
  • Anfrage bei Christian Vogel
  • Anfrage bei Berufsfeuerwehr
  • Eigene Recherche
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