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Formel 1: Flavio Briatore feiert Comeback als Teamchef bei Team Alpine


Ex-Schumi-Boss wieder Formel-1-Teamchef
Der Skandal-König ist zurück


09.05.2025 - 17:45 UhrLesedauer: 4 Min.
Flavio Briatore: Er hat bei Alpine künftig das Sagen.Vergrößern des Bildes
Flavio Briatore: Er hat bei Alpine künftig das Sagen. (Quelle: Eric Alonso/imago-images-bilder)
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Flavio Briatore ist wieder Formel-1-Teamchef. Mit ihm kehrt ein schillernder Charakter zurück, der bei seinem Streben nach Erfolg keine Skrupel kennt.

"Ich bin ein demokratischer Diktator" – mit nur einem Satz machte Flavio Briatore schon kurz nach seiner Rückkehr in die Formel 1 als Berater für das Alpine-Team im vergangenen Jahr klar, dass er nicht beabsichtigt, die zweite Geige zu spielen. Nur wenige Monate später ist der Machtwechsel bei dem französischen Rennstall auch schon perfekt. Am vergangenen Dienstag gab das Team bekannt, dass der bisherige Vhef Oliver Oakes von seinem Posten zurückgetreten ist und Briatore nun seine Aufgaben übernimmt.

Nur einen Tag später griff Briatore dann auch schon durch. Der erst zu Saisonbeginn als Stammfahrer verpflichtete, aber bisher enttäuschende Jack Doohan wurde vom Italiener direkt wieder abgesetzt. Er muss mit dem bisherigen Ersatzfahrer Franco Colapinto die Plätze tauschen. Der Argentinier darf sich nun fünf Rennen lang beweisen, bevor die Fahrerkonstellation nochmals neu bewertet werden soll.

Es ist eine Entscheidung, die sinnbildlich für Briatores Führungsstil steht. Der mittlerweile 75-Jährige gibt sich stets wenig zimperlich, ordnet rücksichtslos alles dem Erfolg unter – und geht dabei teils sogar über die Grenzen der Skrupellosigkeit hinaus.

Skandale schon vor seiner Formel-1-Karriere

Skandale pflasterten den Weg Briatores schon früh. Vor seiner Zeit in der "Königsklasse" machte sich der Sohn eines Lehrer-Ehepaars als Unternehmer einen Namen, arbeitete an der Mailänder Börse. Schon dort geriet er früh in Konflikte mit dem Gesetz und wurde wegen Betrugs zu gleich mehreren Haftstrafen verurteilt. Angetreten hat Briatore jedoch keine davon, denn er flüchtete bis zu einer Amnestie kurzerhand in die Karibik.

Während dieser Zeit arbeitete er für das Modeunternehmen Benetton, zu dessen Gründer er einst eine Freundschaft aufgebaut hatte, und wurde dadurch zum reichen Mann.

Teamchef ohne Erfahrung

1989 wurde Briatore zunächst Manager und später Teamchef des Formel-1-Teams von Benetton, auch ohne jegliche Erfahrung im Motorsportbereich. Kritiker und Zweifler belehrte er jedoch bald eines Besseren. Nach seinem überzeugenden Debüt für Jordan im Jahr 1991 warb Briatore den jungen Michael Schumacher kurzerhand ab und setzte ihn als Stammfahrer bei Benetton ein. Ein Glücksgriff, denn zwei Jahre später wurde der Deutsche im Benetton zum ersten Mal Fahrerweltmeister.

Ohne Kontroversen verlief jedoch auch dieser Erfolg nicht, denn Briatore und Benetton sahen sich mehreren Betrugsvorwürfen ausgesetzt. So wurde dem Team vorgeworfen, geheime elektronische Hilfen in den Autos zu benutzen, die später zwar auch gefunden wurden. Da ihre Benutzung jedoch nicht mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden konnte, kam das Team straffrei davon.

Regelverstoß führt zu Feuer-Unfall

Ein weiterer Regelverstoß hing mit dem Tanksystem des Benetton-Teams zusammen. Sie hatten einen Anti-Feuer-Filter aus ihren Tankschläuchen entfernt, sodass schneller mehr Sprit fließen konnte, was die Boxenstopps beschleunigte. Jedoch führte das Vorgehen zu einer Feuer-Explosion bei Schumachers-Teamkollegen Jos Verstappen, bei dem Verstappen und einige Mechaniker leichtere Verbrennungen erlitten. Briatore schob die Schuld kurzerhand auf den Hersteller der Tanksysteme und behauptete, mehrere Teams wären des Vergehens schuldig. Erneut kam er ohne Strafe davon.

In der darauffolgenden Saison konnte Schumacher seinen Fahrer-Titel nicht nur verteidigen, Benetton gewann zusätzlich noch den WM-Titel der Konstrukteure – der einzige der Teamgeschichte.

Briatore wird zur schillernden Persönlichkeit

Briatore war spätestens jetzt einer der prominentesten Namen der Formel 1 – und entwickelte sich dabei auch zu einer schillernden Persönlichkeit. Denn auch privat machte er Schlagzeilen. In den kommenden Jahren ging er Beziehungen mit mehreren Models ein, darunter auch Heidi Klum, mit der zusammen er Tochter Leni hat.

Sportlich hatte Briatore jedoch ein Tief zu überstehen: Nach dem Abschied von Schumacher und einigen wichtigen Teammitgliedern trennten sich die Wege mit Benetton 1997 vorerst. Nachdem er einige Jahre lang für Unternehmen im Formel-1-Umfeld gearbeitet hatte, kehrte er 2000 zu Benetton zurück, das in den nächsten zwei Jahren Schritt für Schritt zum Renault-Team umgewandelt wurde.

Nächste Erfolge mit Alonso

Auch bei Renault machte sich sein Auge für Talente bezahlt. Bereits 1999 nahm er als Manager den jungen Fernando Alonso unter Vertrag, den er im Jahr 2002 als Testfahrer und 2003 schließlich als Stammfahrer bei dem französischen Team installierte. 2005 und 2006 schaffte es Alonso dann, ausgerechnet die Dominanz des ehemaligen Briatore-Schützlings Schumacher zu durchbrechen und sich zweimal in Folge zum Weltmeister zu küren.

Doch wie so häufig in der Karriere Briatores ließ der nächste Skandal nicht lange auf sich warten. Im November 2007 wurde das Renault-Team beschuldigt, die Konkurrenz von McLaren ausspioniert zu haben und Informationen über deren Autos erlangt zu haben. Zwar wurde Renault für schuldig befunden, da jedoch gleichzeitig McLaren auch bei Ferrari spioniert hatte – eine Tatsache, die Briatore zu betonen wusste – kam Renault erneut ohne Strafe davon.

Ein Skandal zu viel

Diese Glückssträhne sollte für Briatore jedoch mit dem nächsten Skandal enden. Im Jahr 2009 kam heraus, dass Briatore in seiner Funktion als Teamchef zusammen mit Chefingenieur Pat Symonds seinen Fahrer Nelson Piquet Jr. beim Singapur-Rennen 2008 angewiesen hatte, zu einem günstigen Zeitpunkt mit Absicht einen Unfall zu verursachen. Durch die anschließende Safety-Car-Phase profitierte Alonso im zweiten Renault und gewann das Rennen.

Nach Bekanntwerden des Skandals, der auch "Crash-Gate" genannt wird, griff die Fia durch. Briatore wurde auf unbestimmte Zeit aus der Formel 1 ausgeschlossen. Diese Sperre wurde jedoch im Januar 2010 von einem französischen Gericht wieder aufgehoben. Dennoch kündigte Briatore an, nicht mehr in die Formel 1 zurückzukehren.

Lange hielt Briatore Wort, betätigte sich unter anderem als erfolgreicher Gastronom. Doch auf Bitten des Alpine-CEOs Luca de Meo kehrte er 2024 doch nochmal als Berater zurück – und ergreift nun endgültig die Macht bei dem Rennstall. Die Vergangenheit zeigt: Für Alpine könnte es eine erfolgreiche Zeit werden – und für die Formel 1 eine ereignisreiche.

Verwendete Quellen

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