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Jetzt wird’s schmutzig: Machtkampf bei 1860 München


"Die Lage ist sehr ernst"
Jetzt wird’s schmutzig: Machtkampf bei 1860 München

Von t-online
13.02.2015Lesedauer: 4 Min.
Wie viel Vertrauen hat Sportchef Poschner (li.) in Trainer von Ahlen noch?Vergrößern des BildesWie viel Vertrauen hat Sportchef Poschner (li.) in Trainer von Ahlen noch? (Quelle: MIS/imago-images-bilder)
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Aus München berichtet Marc L. Merten

Beim TSV 1860 München ist ein Machtkampf der allerfeinsten Sorte ausgebrochen. Bei den krisengeschüttelten Löwen kämpft ein kaum mehr gewolltes Präsidium mehr oder weniger offen gegen eine bei den Fans aktuell ebenso unbeliebte sportliche Führung. Der Trainer gilt als gescheitert und steht vor der Entlassung. Gewinnt das Präsidium den Kampf, wird wohl auch der Sportchef gehen müssen. Ein Lagebericht aus Absurdistan.

Das Land Absurdistan entsendet mittlerweile ja fast überall hin seine Botschafter und Diplomaten. Es scheint gerade zu, als seien die Absurden zur heimlichen Weltmacht aufgestiegen. Ein Botschaftsgebäude, das schon länger seinen Sitz in Deutschland hat, liegt an der Grünwalder Straße 114 in München. Hier residiert seit eineinhalb Jahren als Botschafter ein gewisser Gerhard Mayrhofer. Und er macht – gemeinsam mit seinen führenden Diplomaten – seinem Land alle Ehre.

Ist das Schicksal des Trainers längst besiegelt?

Erst einmal die Rahmendaten der aktuellen Legislaturperiode: Nach 20 Spieltagen liegt 1860 mit 17 Zählern punktgleich mit dem Letzten der Zweiten Liga auf Rang 16. Von zehn Heimspielen wurde nur eins gewonnen. Die kassierten 33 Gegentore entsprechen im Liga-Vergleich dem Tabellenstand. Der erste Trainer (Ricardo Moniz) wurde bereits entlassen. Markus von Ahlen, dessen Co-Trainer und Nachfolger, hat von 14 Pflichtspielen als Löwen-Dompteur neun verloren. Sein Punkteschnitt: 0,85. Das ist der schlechteste Wert aller immerhin elf Trainer seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2004.

Es erscheint also nur logisch, dass von Ahlen nach der Pleite am Montag gegen Heidenheim mehr denn je um seinen Job bangen muss. Verliert der TSV am Sonntag in Darmstadt (ab 13.15 Uhr im t-online.de Live-Ticker), wird der 44-Jährige längste Zeit Löwen-Coach gewesen sein. Oder ist von Ahlens Schicksal gar längst besiegelt? Fakt ist: Sportchef Gerhard Poschner, dem die Entscheidungsgewalt über den Trainerposten obliegt, wurde schon seit Tagen nicht mehr an der Geschäftsstelle gesehen. Und das sicherlich nicht, weil sich der Geschäftsführer Sport ein paar freie Tage gönnt.

Löwen-Präsident: "Es besteht Handlungsbedarf"

Ist Poschner also längst mit der Trainersuche beschäftigt? Er sollte es besser sein, wenn man die Worte seines Präsidenten wirken lässt, mit denen dieser jüngst im "Münchner Merkur" zitiert worden war: "Die Lage ist sehr ernst. Natürlich besteht Handlungsbedarf. Uns ist allen klar, dass wir nicht so weitermachen können." Und: "Wir wissen, dass wir nicht viel Zeit haben."

Diese Aussagen hatten in München eingeschlagen wie eine Bombe. Aus drei Gründen: Erstens, weil sie zu einer Zeit erschienen, in der von der Medienstelle ein Redeverbot für alle Verantwortlichen verhängt worden war, über das sich der Präsident eigenmächtig hinweg gesetzt hatte. Zweitens, weil er mit diesen Aussagen von Ahlen quasi zum Abschuss freigegeben hatte und gleichzeitig Poschner unter Druck gesetzt hatte. Und drittens, weil der Präsident sich nach Bewusstwerden der Tragweite seiner Aussagen zu einem halbherzigen Dementi gezwungen sah, in dem er erklärte: "Wir alle müssen jetzt gemeinsam alles versuchen, um aus dieser Situation wieder herauszukommen." Also doch Friede, Freude, Eierkuchen in Absurdistan? Von wegen.

Tiefer Graben zwischen Poschner und Mayrhofer

Nicht nur, dass sich Mayrhofer in der Folge einem Shitstorm der Fans ausgesetzt sah, da er sein Dementi auch auf seiner Facebook-Page publizierte. Schließlich haben sich die Fans längst nicht mehr nur auf von Ahlen und Poschner, sondern auch auf den stark polarisierenden Präsidenten eingeschossen Seine Aussagen im "Merkur" offenbarten zudem, dass zwischen ihm und Geschäftsführer Poschner längst ein tiefer Graben entstanden ist. Den Umbruch, den Poschner im Sommer 2014 eingeleitet hatte und der Stand heute fast schon verhängnisvoll schief gegangen ist, hatte auch Mayrhofer anfangs öffentlich gefordert und propagiert. Davon ist heute nichts mehr zu hören.

Poschner wird sich wohl bewusst sein, dass ihm nicht mehr lange bleibt, um das Löwen-Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Mayrhofer sitzt ihm – allen Dementis zum Trotz – im Nacken. Jede weitere Niederlage in der Liga ist nicht nur ein Entlassungskriterium für von Ahlen, sondern auch für Poschner. Denn schließlich hat er die Mannschaft zusammengestellt, bislang aber offenbar nicht den richtigen Trainer für die führungslos wirkenden Profis gefunden. Der Sportchef hat im Falle einer Entlassung von Ahlens nur noch einen Versuch, eine letzte Patrone, wie man so schön sagt. Findet 1860 auch unter einem möglichen dritten Trainer in dieser Saison nicht mehr in die Erfolgsspur zurück, endet die Saison für den TSV 1860 womöglich nicht nur mit dem Abstieg, sondern auch mit Poschners Demission.

Und von Ahlen? Der Noch-Trainer des TSV versuchte sich den Machtkampf, der um ihn herum tobt, nicht anmerken zu lassen. "Ich kann sagen, dass wir ein sehr vertrauensvolles Verhältnis im Verein haben", sagte er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Darmstadt. "Ich habe mit dem Präsidenten gesprochen. Für mich ist wichtig, was er mir persönlich sagt und nicht, was ich in der Zeitung lese. Und zu mir hat der Präsident nichts davon gesagt." Haben sich also doch alle lieb in Absurdistan? Definitiv nicht.

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