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VfL Wolfsburg: Divock Origi schwärmt von Jürgen Klopp


Stürmer-Star schwärmt von Klopp
Herr Origi, wo spielen Sie in der nächsten Saison?

  • David Digili
Ein Interview von David Digili

Aktualisiert am 06.02.2018Lesedauer: 6 Min.
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Divock Origi: Der Wolfsburg-Star lässt seine Zukunft im Interview mit t-online.de offen.Vergrößern des Bildes
Divock Origi: Der Wolfsburg-Star lässt seine Zukunft im Interview mit t-online.de offen. (Quelle: Horstmüller/imago-images-bilder)

Divock Origi ist einer der spannendsten Spieler der Bundesliga. Jetzt spricht der Wolfsburg-Star über seinen eigentlichen Berufswunsch, das erste Gespräch mit Jürgen Klopp – und Anrufe bei Thierry Henry.

t-online.de: Herr Origi, Sie haben einmal gesagt: „Wenn ich nicht Fußballer geworden wäre, wäre ich Psychologe geworden“…

Divock Origi (22): Psychologe oder Rechtsanwalt, auf jeden Fall! Diese Berufe haben mich schon immer interessiert.

Warum das? Es sind ja nicht gerade übliche Berufswünsche eines Fußballers…

Ich sehe das so: Als Rechtsanwalt oder Psychologe kommt es auch auf das richtige Gefühl an. Du hilfst Menschen und versuchst, sie zu verstehen. Genau das habe ich auch in mir, ich möchte mit Menschen sprechen, ihnen helfen.

Wie sieht Ihre Hilfe denn aus?

Manchmal sind es einfach nur Worte der Aufmunterung und Motivation, mit denen ich Familie und Freunde daran erinnere, was sie können und wie wertvoll sie sind. Ich möchte Selbstvertrauen und Optimismus verbreiten, denn in dieser Welt kann man schnell den Glauben an das System verlieren. Viele Menschen haben keine Hoffnung. Ich fühle mich gesegnet durch den Fußball, aber ich möchte, dass auch andere das erreichen, wovon sie träumen.

Deswegen wollten Sie ja auch Psychologie studieren…

Genau. Das war zu meiner Zeit in Lille, was ja nahe an der belgischen Grenze ist. Ich war schon in der Vorbereitung auf das Studium, aber dann kam die WM 2014 dazwischen, und ich konnte nicht weitermachen. Ich verpasste die Prüfungen, und dann bin ich nach Liverpool gewechselt. Aber eigentlich war das mein Ziel, ja. Es macht mir einfach Spaß, zu wissen, wie Menschen ticken.

Und wie würde der Psychologe Divock Origi den Fußballer Divock Origi analysieren?

Das ist eine gute Frage (lacht). Erst mal würde ich schauen: Was sind seine guten Eigenschaften und was seine schlechten? Niemand ist perfekt. Ich bin jemand, der auch mal Platz und Freiheiten braucht. Es ist wichtig, dass du schon als junger Spieler weißt, wer du bist und wofür du stehst. Im Fußballgeschäft kommen eine ganze Menge Dinge auf dich zu, und wenn du dir nicht über dich selbst im Klaren bist, dann bist du verloren. Es geht zu oft nur um Geld und Ruhm, anstatt um die wirklich wichtigen Dinge, Familie oder eine gefestigte Persönlichkeit.

Und Sie? Haben Sie denn auch schlechte Eigenschaften?

Oh, eine ganze Menge (lacht). Manchmal bin ich noch zu ungeduldig, will zu schnell zu viel. Dann wieder bin ich zu sehr in meiner eigenen Welt. Früher habe ich noch mehr über alles nachgedacht, auch über mich selbst. Aber ich versuche stetig, mich zu verbessern.

Auch der VfL Wolfsburg wollte sich im Vergleich zur letzten Saison verbessern, aktuell stehen Sie aber auf Platz 13, haben in 21 Partien bereits zwölf Mal Unentschieden gespielt. Was sagt Ihnen das?

Ich bin natürlich kein Experte (lacht). Es sind viele Faktoren, die dabei eine Rolle gespielt haben. Schon die letzte Saison war ja nicht einfach. Wir sind noch immer in der Aufbauphase und haben ein junges, ambitioniertes Team. Dazu mit Martin Schmidt einen großartigen Trainer, ein tolles Stadion – aber manchmal fehlt es eben noch in den Details. Wir haben oft das Gefühl „Wir sind sooo nah dran“, und dann reicht es doch wieder nicht. Aber gerade das macht mir ja Mut.

Was meinen Sie genau?

Dass es oft so knapp war. Schauen Sie mal, wie viele Spiele wir bisher verloren haben: Fünf! Das ist nicht viel. Das heißt doch, dass uns nur noch wenig fehlt. Unsere Mentalität stimmt.

Welche Rolle spielt Trainer Martin Schmidt dabei?

Er ist sehr kommunikativ, redet viel mit uns, ist sehr geduldig. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass wir eine sehr junge Mannschaft mit vielen neuen Gesichtern sind, da ist viel Arbeit notwendig.

In der Winterpause hat Ihre junge Mannschaft mit Mario Gomez einen wichtigen Führungsspieler verloren…

Natürlich hinterlässt es erst mal eine Lücke, wenn der Kapitän geht. Aber wir haben noch immer dieselben Qualitäten, die wir brauchen. Wir ersetzen ihn gemeinsam.

Ist das auch eine Chance für Sie?

Für mich ist die Zeit beim VfL eine große Gelegenheit, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Auch von Mario Gomez konnte ich viel lernen. Ich habe einen Trainerwechsel erlebt, mal als Mittelstürmer, mal auf den Flügeln gespielt. Das bringt mich in meiner Entwicklung weiter.

Trotzdem schien Ihnen die Umstellung auf die Bundesliga nicht schwerzufallen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Für mich war es relativ einfach, weil ich ja schon in Liverpool ein deutsches Trainerteam hatte. Das hat mir im Nachhinein wahnsinnig geholfen. Die Art, wie Jürgen Klopp spielen lässt, davon erkenne ich sehr viel in der Bundesliga wieder.

Zum Beispiel?

Das Pressing, die Offensive, das mutige Spiel. Dank der zwei Jahre unter Jürgen Klopp war das nicht neu für mich.

Haben Klopp und Ihr jetziger Trainer Martin Schmidt denn Ähnlichkeiten?

Beide sind sehr emotional und energiegeladen an der Seitenlinie, sehr leidenschaftlich. Und: Beide sind Siegertypen. Das merkt man auch im täglichen Umgang.

Wie war denn der Alltag beim FC Liverpool unter „The Normal One“?

Schon vom ersten Tag an sagte er zu mir: „Ich glaube an Dich“ – und das zeigte er auch. Er war immer sehr zugänglich und hat mir so viel beigebracht. Er hat mir von seinen Erfahrungen erzählt und wie ich mich verbessern müsste. Für mich war Jürgen Klopp unglaublich wichtig. Gerade bei so einem großen Klub wie Liverpool brauchst du jemanden, der dich anleitet, wenn du jung bist. Das war mein großes Glück.

Und trotzdem haben Sie mal gesagt: „Als Fußballer lebst und atmest du den Sport. Wenn ich schlecht trainiert habe, kann ich nach Hause fahren und tun, was immer ich will, aber man fühlt trotzdem eine Leere.“ Schwere Worte…

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Das war schon starker Tobak, oder (lacht)? Es ist doch so: Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem die aktive Karriere vorbei ist. Vielleicht bleibe ich dem Fußball ja erhalten, aber man weiß nie, nichts hält ewig. Also muss man sich entwickeln, über den Tellerrand hinausschauen. Die Fans haben viel von Origi gesehen, aber Divock gibt es auch noch (lacht).

Blicken wir erst mal bis zum Sommer. Sie sind aus Liverpool ja nur ausgeliehen. Wo spielen Sie in der kommenden Saison?

Das werden wir dann sehen. Jetzt kann ich es nicht sagen.

Sie haben gerade vorausgeschaut schauen wir doch auch mal zurück: Wer waren Ihre Idole als Kind?

Thierry Henry! Ich habe mir früher ständig Clips von ihm auf YouTube angesehen. Ronaldinho, Ronaldo, Spieler, die mit Leidenschaft dabei waren. Eden Hazard ist nicht wirklich mein Idol, aber ich habe mir seinen Weg zum Vorbild genommen. Deswegen bin ich ja auch nach Lille gewechselt, weil ich sah, wie Eden dort die Akademie durchlief und dann zu einem großen Spieler wurde.

Henry ist nun Ihr Co-Trainer bei der belgischen Nationalmannschaft…

Als ich ihn das erste Mal traf, dachte ich nur „WOW!“ (lacht). Aber je mehr Zeit man mit ihm verbringt, desto großartiger wird es sogar noch.

Das müssen Sie erklären!

Man lernt ihn besser kennen und kann ein Verhältnis zu ihm aufbauen. Er gibt dann viele Ratschläge und Tipps. Dann wirkt er noch viel zugänglicher, das hat meinen Respekt für ihn sogar noch vergrößert. Er ist voller Lebensfreude, macht immer Späße, lacht viel – aber wenn er plötzlich mal ernst werden muss, dann merkst du das sofort (lacht).

Ist er denn mal zu Ihnen ernst geworden?

Er sprach mit mir über meine Bewegungen. Ich bin ja kein typischer Mittelstürmer, sondern komme auch viel über die Außen. Er erzählte, wie er noch vor seinem Wechsel zu Arsenal kritisiert wurde, aber immer fokussiert blieb. Er ist einer der Stürmer, die uns den Weg geebnet haben, nicht immer nur im Strafraum zu spielen. Dazu haben wir das Gefühl, ihn immer erreichen zu können. Manchmal rufe ich ihn an und bitte ihn um seinen Rat.

Wirklich?

Ja! Manchmal denke ich darüber nach: „Ich glaub’s einfach nicht, dass ich gerade Thierry Henry anrufe“ (lacht).

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