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Und plötzlich hat der FC Bayern eine Doppelspitze


Neue Strukturen?
Und plötzlich hat Bayern eine Doppelspitze

Pro & KontraVon Robert Hiersemann und Florian Wichert

31.01.2022Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Bayerns Vorstand Sport Hasan Salihamidzic soll demnächst seinen Vertrag beim Rekordmeister verlängern. Braucht er für den Job dann etwa Unterstützung nach einem Modell Doppelspitze?Vergrößern des Bildes
Bayerns Vorstand Sport Hasan Salihamidzic soll demnächst seinen Vertrag beim Rekordmeister verlängern. Braucht er für den Job dann etwa Unterstützung nach einem Modell Doppelspitze? (Quelle: imago-images-bilder)

Der Abgang von Gladbachs langjährigem Sportchef Max Eberl hat in der Liga für einen Knall und Diskussionen gesorgt: Kann es so weitergehen oder brauchen die Klubs neue Strukturen?

Der tränenreiche Abschied von Max Eberl am vergangenen Freitag (Alles dazu erfahren Sie hier) war für viele ein Schock. Mit zittriger Stimme hatte er auf einer eigens für diesen Zweck einberufenen Pressekonferenz bekannt gegeben, dass er seinen Herzensverein Borussia Mönchengladbach nach 23 Jahren in verschiedenen Positionen verlässt. "Ich will einfach raus, ich will einfach mit Fußball nichts mehr zu tun haben. Ich will die Welt sehen, ich will einfach mal Max Eberl sein." So lautete seine Begründung.

Der Job des Sportchefs eines Bundesligisten ist eine einsame und anstrengende Aufgabe. Das Handy klingelt andauernd. Und in der Winter- und Sommerpause, in der die meisten anderen sich erholen, stehen die aufreibenden Transferwochen an. Wirklich Feierabend hat man in dieser Position nie. Ist das vielleicht zu viel für nur eine Person?

Eberl ist nicht der Erste in der Bundesliga, der sich so sehr aufgerieben hat, dass irgendwann nichts mehr geht. Er jedenfalls sagte an diesem denkwürdigen Tag rückblickend zu seiner Zeit in Mönchengladbach (Mehr dazu lesen Sie hier): "Wahrscheinlich hätte es mir damals gutgetan, wenn wir im sportlichen Bereich die Doppelsitze eingeführt hätten."

Das führt zu der Frage:

Braucht ein Bundesligist künftig eine Doppelspitze in der sportlichen Leitung?

Pro
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Ja, es muss sich etwas ändern

Ein Telefonat hier, die Mail-Antwort da, dann das Interview, und schon stehen Vertragsgespräche mit dem Stürmer an. Neue Mails prasseln auf dich ein, die Liste der verpassten Anrufe wird länger. Irgendwann ist der Tag vorbei, du schaust ins Internet: Kritik an dir ist dort zu lesen. Kurz schlafen. Schon steht das nächste Spiel an. Und dann geht alles von vorne los. Du funktionierst einfach. Ferien? Kaum. Freie Wochenenden? Fast nie.

Der Job des sportlichen Leiters ist hart, und noch viel intensiver als in dieser Auflistung. Deshalb muss sich etwas ändern. Wir brauchen Doppelspitzen, um Aufgaben und Druck zu verteilen. Mit dem aktuellen System verheizen wir unsere Besten, so wie Max Eberl.

Es ist eine neue Generation um Kehl, Schäfer und Rolfes herangewachsen. Die Aufgaben sind umfangreicher als damals zur Zeit von Assauer und Hoeneß. Manager hantieren mit Millionensummen, die Aufmerksamkeit steigt durch neue TV-Verträge und Social Media sorgt dafür, dass in der Krise die sportlichen Leiter massiv in die Kritik geraten.

Vor allem bei großen Vereinen wie dem FC Bayern – dort füllt aktuell Hasan Salihamidzic den Posten aus – sollte der Job und damit auch die Verantwortung auf zwei Personen 50:50 verteilt werden, um Überbelastung zu vermeiden. Denn keiner will einen zweiten Fall Eberl erleben. Das können wir uns nicht mehr leisten.

Kontra
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Nein, eine Doppelspitze ist kein Allheilmittel

Kann eine Doppelspitze mit zwei Sportdirektoren funktionieren? Theoretisch ja. Ist sie das Allheilmittel, um die Belastung zu reduzieren? Ganz sicher nicht. Wer jetzt pauschal Doppelspitzen fordert und denkt, dass es einen Fall Eberl in so einer Konstellation nicht gegeben hätte, ist in dieser Frage eindeutig auf dem Holzweg.

Eberl hat in verschiedenen Positionen und 23 Jahren bei Gladbach Vollgas gegeben und Großes geleistet. Zur Wahrheit gehört aber auch: Es ist ihm offensichtlich nicht gelungen, sich die nötigen Pausen zu verschaffen, Aufgaben zu delegieren, Verantwortung abzugeben und eine Distanz zum medialen Tohuwabohu aufzubauen. Da hätte keine Doppelspitze geholfen, sondern eine bessere Selbstreflexion und Organisation.

Wie soll das mit Doppelspitzen überhaupt aussehen? Wolfsburg würden künftig nicht Schmadtke oder Heldt managen – sondern Schmadtke UND Heldt? Bayern würde plötzlich noch jemanden wie Bobic neben Salihamidzic setzen? Und sollte das dann nur für den Fußball gelten, oder würden Unternehmen zwei gleichberechtigte CEOs installieren, am Ende auch noch Scholz und Baerbock eine Kanzler-Doppelspitze bilden? Das ist doch alles Quatsch.

Es gibt Jobs, die extrem kraftraubend sind. Als finanziell unabhängiger Bundesligamanager, CEO oder Bundeskanzler habe ich aber einen Vorteil. Ich kann selbst entscheiden: Mache ich das? Wenn ja, wie? Und dann: Wie lange? So wie Eberl.

Wer hat recht?

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