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Martin Hinteregger: Ein Skandal zu viel – der Weg zu seinem Karriereende


SGE-Profi tritt zurück
Ein Skandal zu viel – Der Weg des Martin Hinteregger

Von sid, t-online
Aktualisiert am 23.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Martin Hinteregger löste nicht nur seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt auf, sondern beendete direkt seine Karriere.Vergrößern des BildesMartin Hinteregger löste nicht nur seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt auf, sondern beendete direkt seine Karriere. (Quelle: osnapix/imago-images-bilder)
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Frankfurt wird mit Martin Hinteregger einen Problemfall los. Es war nicht der erste Klub, bei dem er aneckte die Liste seiner Verfehlungen ist lang.

Vor fünf Wochen stand Martin Hinteregger allein vor der Fankurve des Estadio Ramon Sanchez Pizjuan von Sevilla, die Fans feierten ihren Kultprofi mit seinem eigenen Song. Doch der Besteigung des Europa-League-Throns folgte ein Absturz in Rekordzeit – der nun in der Bruchlandung eines Karriereendes gipfelte.


Mit seinem überraschenden Rücktritt zieht der Österreicher mit nur 29 Jahren die Konsequenzen aus den Geschäftsbeziehungen zu einem rechtspopulistischen Politiker. Er kommt damit wohl dem öffentlich längst kolportierten Rauswurf von Eintracht Frankfurt zuvor.

Gedanken ans Aufhören schon seit "vergangenem Herbst"

"In den vergangenen Wochen haben sich rund um meinen 'Hinti-Cup', den ich mit Herzblut und besten Gewissens ausgetragen habe, einige Themen ergeben, deren Tragweite mir erst im Nachhinein klar geworden ist", ließ sich Hinteregger kleinlaut in der Pressemitteilung des Vereins zitieren. "Emotionale, vielleicht unbedachte Worte" seinerseits hätten zu Irritationen geführt, für die er um Entschuldigung bitte.

Einen Zusammenhang zwischen dem Karriereende und seinem jüngsten Skandal – nur einer von vielen – räumte er nicht ein. Vielmehr habe er seit "vergangenem Herbst erste Gedanken, nach der Saison aufzuhören" gehabt, erklärte der langjährige Abwehrboss: "Den Sieg in der Europa League habe ich deswegen so ausgiebig genossen, weil ich da schon wusste, dass es meine letzte große Siegesfeier mit den fantastischen Fans in dieser Stadt sein würde, die meine zweite Heimat geworden ist."

Der Unangepasste sorgte immer wieder für Aufregung

Hinteregger war schon immer der etwas andere Profi. Einer mit Ecken und Kanten, der nahezu kein Fettnäpfchen ausließ.

Zuletzt waren es einige zu viel. Schon direkt im Anschluss an den Europa-League-Triumph der Eintracht sorgte Hinteregger beim Verein für Kopfschütteln. "In diesem Jahr ist sehr viel in die Brüche gegangen. Mir wurde im Spätherbst und zwischen den Viertelfinal-Spielen gegen Barcelona gesagt, dass ich im Sommer gehen soll", posaunte er munter Interna heraus.

Wenig später verärgerte er seine Mannschaftskameraden, als er der Verabschiedung einiger Kollegen fernblieb. Nun die unsägliche Posse um den "Hinti Cup", die das Fass zum Überlaufen brachte.

Noch in Diensten des FC Augsburg provozierte er seinen Rausschmiss, indem er Trainer Manuel Baum öffentlich bloßstellte ("Ich kann nichts Positives über ihn sagen und werde auch nichts Negatives sagen"). Der FCA verlieh ihn daraufhin für ein halbes Jahr nach Frankfurt.

Sturzbetrunken auf dem Dorffest

Als er zum Trainingsauftakt der neuen Saison wieder in Augsburg erscheinen sollte, tat er das auch, kam aber mit einem Rucksack zum Training, auf dem das Wappen der Eintracht prangte. Hinteregger fuhr noch mit ins Trainingslager der Augsburger, sorgte dort aber gleich für den nächsten Eklat. Statt zum Mannschaftsabend zu gehen, zog er es vor, ein Dorffest in Tirol zu besuchen. Später machte ein Video die Runde, das ihn torkelnd und offenbar sturzbetrunken zeigt. Am nächsten Tag schwänzte er das Training. So provozierte er seinen Abgang zu den Hessen, bei denen nun auch Schluss ist – endgültig.

Auch bei der österreichischen Nationalmannschaft, für die er 67 Länderspiele bestritt, benahm er sich daneben. Weil er den Zapfenstreich verpasste und zu lange in seinen 27. Geburtstag hineinfeierte, strich ihn der damalige ÖFB-Trainer Franco Foda kurzerhand aus dem Kader.

Im Jahr 2021, in Diensten der SGE, verharmloste der Verteidiger eine Massenschlägerei unter rivalisierenden Fans, sagte nach einem Spiel in Leverkusen: „Wenn es beide gewollt haben, ist es ja okay. Passiert ja öfter, gehört auch irgendwie zum Fußball, oder? Ihr könnt wieder über was berichten, die haben Spaß beim Kämpfen, wir müssen Interviews dazu beantworten und jeder hat etwas davon. Ist ja nichts Schlimmes.“

Alkohol-Eskapaden, provozierte Klubwechsel, Ausplaudern von Interna oder Verharmlosung von Gewalt – und zuletzt die gemeinsame Organisation des "Hinti-Cups" mit dem Rechtspopulisten Heinrich Sickl. Die Liste der Verfehlungen Hintereggers ist lang. Nun setzt er seinem wilden, oftmals wenig professionellen Treiben selbst ein Ende.

Am Mittwoch wurde Hinteregger samt Berater Christian Sand zum Rapport einbestellt, doch der am Pranger stehende Skandalprofi ging selbst in die Offensive – und die SGE entsprach seinem Wunsch.

"Martins Schritt verdient Respekt und Anerkennung", sagte Sportvorstand Markus Krösche: "Nicht zuletzt aufgrund seiner aufrichtigen Entschuldigung für sein Verhalten in den zurückliegenden Tagen und Wochen und seiner deutlichen und glaubhaften Distanzierung von rechtem Gedankengut bleibt er in Frankfurt als verdienter Spieler und Europapokalsieger immer willkommen." Hinteregger stellte auch nochmals klar: "Rechtes, intolerantes und menschenverachtendes Gedankengut verurteile ich aufs Schärfste."

Hinteregger will "Leben neu ausrichten"

Von den Fans wurde er über Jahre geliebt. Seine "Hinti Army" widmete ihm einen eigenen Song, feierte jede gelungene Aktion mit Sprechchören. Sportlich avancierte Hinteregger nach durchwachsener Hinrunde zuletzt wieder zum Anführer; er verabschiedet sich mit dem größten Erfolg seiner Karriere.

Zuletzt hätten sich Siege "nicht mehr so gut angefühlt, dafür tat jede Niederlage doppelt so weh", erklärte Hinteregger. Es gelte nun, etwas Abstand zu gewinnen und sein "Leben neu auszurichten".

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur SID
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