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Eklat um Interview mit Toni Kroos: "Leichtsinnig. Ärgerlich. Peinlich."


Eklat um Kroos-Interview
Leichtsinnig. Ärgerlich. Peinlich.

  • David Digili
MeinungVon David Digili

Aktualisiert am 29.05.2022Lesedauer: 2 Min.
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Kaben (li.) und Kroos nach dem Champions-League-Finale: Unwürdiger Austausch.Vergrößern des Bildes
Kaben (li.) und Kroos nach dem Champions-League-Finale: Unwürdiger Austausch. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)

Toni Kroos wünscht sich "positivere Fragen" von einem ZDF-Reporter, der rudert daraufhin öffentlich zurück – zu Unrecht.

Nils Kaben ist ein gestandener Sportreporter mit drei Jahrzehnten Erfahrung bei verschiedensten Großereignissen. Keine Situation, die der 54-Jährige bisher noch nicht erlebt haben könnte. Und dann kommt Toni Kroos und bricht wütend das Interview mit dem arglosen Fragensteller ab (mehr dazu lesen Sie hier). Eine vergleichbare Situation habe er noch nie erlebt, gestand Kaben bei "Bild", um das Boulevardblatt dann auch noch verbreiten zu lassen, er habe den Ex-Nationalspieler nicht provozieren wollen.

Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, Kaben habe Kroos am Spielfeldrand im Stade de France übel beleidigt. Stattdessen ging es jedoch einzig und allein um die Fragen des Reporters nach dem 1:0-Sieg von Kroos‘ Real Madrid im Finale der Champions League gegen den FC Liverpool.

"Toni! Toll! Super! Fantastisch!"

Der Weltmeister von 2014 fühlte sich und den Erfolg, zu dem er selbst an diesem Samstagabend nur bescheiden beigetragen hatte, nicht genug gewürdigt. Kabens harmloses, wenn auch etwas ungelenkes Nachhaken zum Spielverlauf und zur Bedrängnis, in die die Madrilenen zeitweise geraten waren, empfand Kroos als "Negativfragen", als "Scheißfragen", als "Ganz schlimm. Ganz schlimm. Wirklich."

Dass sich der Journalist nun nach vergleichsweise alltäglichen Fragen an den bisher nicht durch rhetorische Messerschärfe aufgefallenen Kroos in der Rechtfertigungspflicht sieht und öffentlich zurückrudert, ist der eigentlich größere Aufreger. Leichtsinnig. Ärgerlich. Peinlich.

Kaben bedauere es, seinen Gesprächspartner nicht ausführlicher zu "positiven Emotionen“ befragt zu haben. Auch Kroos bestätigte im Nachgang, sich "positivere Fragen" gewünscht zu haben. Wie künftige Unterhaltungen zwischen beiden wohl verlaufen mögen? "Toni! Toll! Super! Fantastisch!"

Jubel-Dokus gibt es genug

Vorauseilender Gehorsam als Selbstverzwergung eines ganzen Berufsstands. Die immergleichen "Woran hat’s gelegen?"-Fragen mögen zuweilen uninspiriert wirken, sie sind aber Bestandteil gewissenhafter journalistischer Arbeit, deren oberste Gebote noch immer Distanz und Neutralität sind. Sein müssen. In unter Vereinsmitwirkung gedrehten Jubel-Dokus auf Streamingdiensten wird schon genug beklatscht und überhöht.

Fans und Öffentlichkeit sehnen sich nach mehr "Typen", zu deren Letztem stets der unvermeidliche Thomas Müller bemüht wird – und verklären Kroos‘ maßlosen Ausbruch zur Charakterstärke, zum Auflehnen gegen Nörgeljournalismus. "Endlich mal einer, der sich nicht alles gefallen lässt" – auch wenn das "Alles" in Wahrheit "Nichts" ist.

Kroos hat ähnlich empfindlichen Fußballerkollegen nun eine Blaupause für künftige Fälle geliefert. Bleibt nur zu hoffen, dass Kabens Kollegen dann mehr Rückgrat beweisen.

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