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Frauen-WM 2023: Ex-Nationalstar fordert Rücktritt des spanischen Teams


Eklat bei Siegerehrung
Sie alle sollten zurücktreten

MeinungEine Kolumne von Tabea Kemme

Aktualisiert am 23.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Irene Paredes (l.) und Irene Guerrero im WM-Finale: Die Spanierinnen erlebten trotz Titel mit ihrem Team eine turbulente WM.Vergrößern des Bildes
Irene Paredes (l.) und Irene Guerrero im WM-Finale: Die Spanierinnen erlebten trotz Titel mit ihrem Team eine turbulente WM. (Quelle: IMAGO/DAN HIMBRECHTS)

Die WM in Australien und Neuseeland ist vorbei. Sportlich war sie ein voller Erfolg. Doch noch immer gibt es etliche Baustellen.

G'Day aus Australien,

die Fußball-Weltmeisterschaft ist mit einem packenden Finale zu Ende gegangen. Mit Spanien haben wir einen sportlich verdienten Titelträger. Es hat sich dort über die Jahre eine Menge entwickelt, was auch die Erfolge mit den Jugendmannschaften zeigen. Spielerisch, das haben wir im Endspiel gesehen, macht man den Spanierinnen kaum etwas vor. Ein physisch starkes England hatte trotz vieler taktischer Anpassungen am Ende keine Chance. Glückwunsch an die spanischen Spielerinnen zu diesem großen Triumph.

Video | Der eigentliche WM-Gewinner ist ein ganz anderer
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Quelle: t-online

Der Erfolg der Spielerinnen wird von den Diskussionen rund um ihren Trainer und den Verband überschattet. Vor der Pokalübergabe kam es gar zu einer absolut skurrilen Situation, als der spanische Verbandspräsident mit beiden Händen den Kopf der Spielerin Jenni Hermoso hielt und auf den Mund (!) küsste. Vielleicht denken Sie sich jetzt, dass zwischen Trainer und Team schon alles nicht so schlimm sein kann. Wie kann man sonst Weltmeister werden?

Ich kann aus eigener Erfahrung als Spielerin berichten, dass es immer mal wieder in meiner Karriere Momente gab, in denen wir uns als Mannschaft verbündet und gegen den eigenen Trainer oder die Trainerin gespielt haben. Das Absurde ist dann, dass man trotzdem erfolgreich war. Der spanische Verband hat sich noch unmittelbar nach dem Spiel in einem Statement klar zu seinem Trainer bekannt. Natürlich, der Erfolg deckelt sowieso alles.

Ich wünsche mir, dass die Menschen, die für den psychischen Machtmissbrauch im spanischen Verband verantwortlich sind, aus dem System genommen und sanktioniert werden. Aber wie die bestehenden Strukturen brechen? Die Teilrevolte gab es bereits im vergangenen Jahr. Es bräuchte jetzt ein kollektives Aufstehen des gesamten Teams, einen kollektiven Rücktritt, um angemessene Bedingungen zu schaffen. Was würde der Verband tun, wenn sich alle 23 Weltmeisterinnen weigern würden, weiter für ihr Land zu spielen? Es ist wichtig, Druck aufzubauen und Grenzen aufzuzeigen. Und Spanien ist kein Einzelfall.

Über den deutschen Verband habe ich im Rahmen meiner Kolumnen schon viel gesagt. Erfreulich ist, dass sich der DFB derzeit in Gesprächen mit Nadine Keßler befindet. In jedem Team, in dem ich mit ihr zusammengespielt habe, waren wir erfolgreich. Sie ist schon früher auf dem Platz immer vorneweg gegangen, war eine Anführerin, hat uns gefördert und gefordert. Sie hat zuletzt bei der Uefa vieles angetrieben, zum Beispiel auch was die Reform der Champions League der Frauen anging. Nadine hat den Schritt nach außen gewagt und bringt die internationale Erfahrung mit, die dem DFB fehlt.

Was nehmen wir nun mit von dieser WM in Australien und Neuseeland? Sportlich gesehen war sie ein voller Erfolg. Die Skepsis war groß, dass die Ausweitung auf 32 Teams zu groß sei. Ein Qualitätsverlust wurde befürchtet. Der ist nicht eingetreten. Diese Skepsis kommt auch daher, dass wir in Deutschland gar nicht wissen, wo die Entwicklung des Fußballs der Frauen in anderen Ländern – insbesondere außerhalb Europas – steht. Das ist oft ein blinder Fleck.

Das Turnier hat viele wichtige Einblicke gegeben. Sowohl positive, wenn man beispielsweise auf die tollen sportlichen Leistungen guckt, als auch negative. Ein Team wie Jamaika, das sich in einer Gruppe mit Frankreich und Brasilien fürs Achtelfinale qualifiziert hat, musste sich die Reise zur WM über Crowdfunding finanzieren. Unfassbar. An solchen Beispielen merken wir: Es gibt noch eine Menge zu tun.

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Die Stimmung in den Stadien und den Städten bei dieser WM war gigantisch. Und ich sehe es wie Australiens Trainer Tony Gustavsson, der nach dem Halbfinal-Aus seiner Mannschaft sagte: "Das ist nicht das Ende, das ist erst der Anfang". Man hat gemerkt, was diese große Aufmerksamkeit bewirken kann und dass nun – beispielsweise in Australien – deutlich mehr in den Sport für Frauen investiert wird.

Das wünsche ich mir auch für die Zukunft in Deutschland. Dass sich die Anzahl an Menschen, die sich für den Fußball der Frauen interessieren und ihn weiterentwickeln wollen, weiter erhöht. Großes erreichen kann man nur mit einer großen Gemeinschaft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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