Nur noch in der Nebenrolle? Sportvorstand in CC: Brisante Debatte um Bayern-Boss

Spielte Max Eberl beim Königstransfer des FC Bayern mit Luis Díaz etwa nur noch eine Nebenrolle? Der Sportvorstand steht womöglich auf dem Prüfstand.
CC – diese Abkürzung steht für "Carbon Copy". Übersetzt heißt das: Kohlepapierkopie. Der Begriff stammt noch aus der Zeit, als man Dokumente mit Kohlepapier vervielfältigte. Aber auch im Zeitalter der E-Mail wird er noch immer verwendet. Jemanden in CC setzen bedeutet, eine Kopie einer E-Mail neben dem Hauptadressaten an zusätzliche Empfänger zu senden.
Beim FC Bayern steckt in genau diesem Vorgang, der sich hinter den beiden Buchstaben CC verbirgt, momentan viel Brisanz. Warum? Weil ausgerechnet Sportvorstand Max Eberl bei einer E-Mail des Rekordmeisters mit einem Transferangebot für Wunschspieler Nick Woltemade an den VfB Stuttgart nur in Kopie gestanden haben soll. Das berichtete zumindest die "Sport Bild" zuletzt. Absender des Schreibens und auch tonangebend in der Causa soll demzufolge Vorstandschef Jan-Christian Dreesen gewesen sein. Eberl soll seinen Namen bei dem Schriftverkehr – genauso wie Bayerns Sportdirektor Christoph Freund – nur in CC gesetzt haben.
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Spielt Eberl nur noch eine Nebenrolle?
Im Rahmen des erfolgreich abgeschlossenen Königstransfers von Luis Díaz, der für bis zu 75 Millionen Euro vom FC Liverpool nach München gewechselt ist, berichtete die "Sport Bild" nun von einem ähnlichen Vorgehen. Demzufolge sei es erneut Dreesen gewesen, der bei diesem Deal federführend aufgetreten sei und auch mit Liverpools Richard Hughes gesprochen habe. Obwohl der als Sportdirektor ja eigentlich eher auf einer Ebene mit Sportvorstand Eberl anzusiedeln ist.
Doch die Erfahrung bei Deals dieser Größenordnung und Abschlüsse wie zuletzt beispielsweise beim Verkauf von Mathys Tel (für 35 Millionen Euro) zu Tottenham oder der Harry-Kane-Deal im Jahr 2023 (für 95 Millionen Euro) würden Dreesens Handschrift tragen, heißt es in dem Bericht. Spielt Sportvorstand Eberl bei Bayerns großen Transfers also nur noch eine Nebenrolle?
Schon in der Pressemitteilung zum Díaz-Deal betonten sowohl Dreesen als auch Eberl auffällig deutlich, dass der ein Gemeinschaftswerk der Verantwortlichen gewesen sei. Genau darauf wurde Dreesen am Mittwoch bei einem Termin in der Münchner Arena angesprochen. "Vielleicht haben wir es auch betont, weil in einem anderen Kontext eine E-Mail mit einem CC zitiert wurde und da etwas dargestellt wurde, was Nonsens ist", sagte Dreesen und erklärte: "Es ging damals um gemeinsame Transparenz."
Eberl: "Das ist ein bisschen despektierlich"
Auch Eberl äußerte sich am Donnerstag im Rahmen der offiziellen Vorstellung von Díaz an der Säbener Straße zu der Thematik. Er habe "gelernt, dass Fußball auf und neben dem Platz ein Mannschaftssport ist. Dinge funktionieren, wenn alle zusammenarbeiten", sagte Eberl. "Weder Lucho (Díaz, Anm. d. Red.) wird ein Spiel alleine gewinnen oder verlieren, weder ich kann einen Transfer alleine realisieren oder nicht realisieren. Das ist immer ein Werk von mehreren Menschen."
Deswegen sei "das ein bisschen despektierlich, was darüber geschrieben wird und auch nicht die Wahrheit", so Eberl. "Wer der Entscheidende war, wer die Unterschrift gesetzt hat oder den Durchbruch geschafft hat – das ist mir am langen Ende egal. Hauptsache, Lucho ist hier. Das steht über allem." Ohne explizit danach gefragt worden zu sein, erklärte Eberl weiter: "CC – ich habe einiges in CC bekommen. Aber darüber bin ich auch nicht böse, weil eben auch die anderen Kämpfe so intensiv sind." Man habe das bei dem Díaz-Transfer laut Eberl "großartig gemacht – übrigens auch mit ihm und seinem Management, obwohl er noch gar nicht bei uns unterschrieben hatte."
Genau das war wohl Eberls Beitrag. Intern soll es laut der "Sport Bild" im Fall Díaz nämlich eine klare Arbeitsteilung gegeben haben. Und Eberl sollte mit der Spielerseite und konkret mit Díaz' Berater Christian Wein die Details für einen Vertrag klären. Das gelang ihm. Und Dreesen wohl auch die Einigung mit der Vereinsseite.
Bayern-Bosse bemüht, Einigkeit auszustrahlen
Wie beim Díaz-Transfer zu beobachten, sind die Bayern-Bosse in diesen Tagen demonstrativ darum bemüht, Einigkeit auszustrahlen. Die Vorgänge werfen trotzdem weiter Fragen auf, die die aktuelle Rolle von Eberl betreffen. Mehrere Vorfälle, speziell aus der jüngeren Vergangenheit, haben seine Position schließlich alles andere als gestärkt.
Dazu gehörte auch der letztlich geplatzte Königstransfer für 140 Millionen Euro mit Florian Wirtz, bei dem Eberl aus verschiedenen Gründen, von denen einer sein angespanntes Verhältnis zu Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro war, lange außen vor geblieben war. Carro bestätigte der "Welt am Sonntag" im Juli, dass die Kontaktaufnahme wegen Wirtz von Dreesen kam. "Jan-Christian Dreesen hatte sich bei mir gemeldet. Er teilte mir mit, dass er und Karl-Heinz Rummenigge mit uns über Florian Wirtz sprechen wollen", so Carro. Kein Wort von Eberl.
Aber auch die Umstände der Vertragsverlängerung von Joshua Kimmich waren auffällig. Denn bei dem Fall ließ der Aufsichtsrat zwischenzeitlich Eberls Angebot an den Nationalmannschaftskapitän zurückziehen.
Eberl wurde teilweise öffentlich entmachtet
Oder auch die Posse um den Abschied von Vereinslegende Thomas Müller nach 25 Jahren beim FC Bayern. Eberl war zu Beginn des Jahres schließlich noch vorgeprescht und hatte die Vertragsverlängerung mit Müller zur vermeintlichen Formsache erklärt. Nur, um ihm wenig später doch mitteilen zu müssen, dass der Verein seinen Vertrag doch nicht mehr verlängern will.
Schon bei diesen Beispielen spielte Eberl nicht mehr die Hauptrolle in Sachen Personalplanung beim FC Bayern und wurde dabei teilweise öffentlich entmachtet. Nun scheint man sich beim FC Bayern vorerst zwar wieder auf ein verstärktes Miteinander mit Eberl verständigt zu haben. Klar ist aber auch, dass der 51-Jährige im aktuellen Transferfenster unter ganz genauer Beobachtung steht. Dabei muss er jetzt liefern – bei den Aufgaben, mit denen er betraut ist.
Dazu gehören neben Transfers vor allem auch die Kaderhygiene und die Verkäufe entsprechender Kandidaten. Daran wird er gemessen. Am Ende der Transferperiode am 1. September wird nämlich auch für ihn persönlich beim FC Bayern Bilanz gezogen.
- Eigene Recherche
- sportbild.bild.de: "FC Bayern: Wie der Wechsel von Liverpool-Star Luis Díaz wirklich lief"