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EM 2021 – Mit Joshua Kimmich auf rechts: Wer löst das "Lahm-Problem"


Eine Woche vor dem Frankreich-Spiel
Sieben Jahre nach Lahm: Ist er die Königslösung auf rechts?

  • Noah Platschko
Aus Düsseldorf berichtet Noah Platschko

Aktualisiert am 08.06.2021Lesedauer: 4 Min.
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Matthias Ginter und Joshua Kimmich: Beide können auf der Rechtsverteidigerposition spielen.Vergrößern des Bildes
Matthias Ginter und Joshua Kimmich: Beide können auf der Rechtsverteidigerposition spielen. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)

Mit 7:1 schlug die Mannschaft von Joachim Löw im letzten Test vor der EM Lettland – eine gelungene Generalprobe. Beim klaren Erfolg überraschte der Bundestrainer auch mit einer Personalentscheidung.

"Ohne Lettland, fahrn wir zur EM, ohne Lettland, fahrn wir zur EM", dröhnte es in der 87. Minute von den spärlich gefüllten Rängen des Düsseldorfer Stadions. Allerdings auch nur etwa zehn Sekunden lang.

Denn nach zwei Zeilen des "Klassikers" dürfte es auch dem Publikum auf der Tribüne gedämmert haben, dass der 138. der Weltrangliste wohl kaum als ernsthafter Anwärter für eine Turnier-Endphase gesehen werden kann – und derlei Gesänge mindestens unangebracht sind. So verstummten die peinlichen Singversuche schnell und mündeten wenig später in einem monotonen "Deutschland, Deutschland".

Trotz der etwas befremdlichen Gesangseinlagen hatte es doch etwas Positives, dass erstmals seit Oktober 2020 (300 Fans in Köln) wieder Zuschauer ein Spiel der Nationalmannschaft live im Stadion verfolgen konnten. Und die knapp 1.000 mit Deutschlandfahnen und Trikots bestückten Gäste durften sich gleich an einem berauschenden Torfestival erfreuen, das zumindest vom Ergebnis her an deutlich bessere Tage erinnerte.

Mit 7:1 schlug die Mannschaft von Joachim Löw (der DFB-Fanklub hatte wieder eine lieblose Choreo mit der Inschrift "Titeljäger" auf die Düsseldorfer Tribüne gezaubert) im letzten Test vor der EM Lettland, womit die Generalprobe vor dem Turnierauftakt gegen Frankreich als mehr als gelungen bezeichnet werden darf. Doch wie ist dieses Ergebnis eine Woche vor Turnierstart einzuordnen?

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Klar ist: Lettland war kein Gradmesser, sondern ein Aufbaugegner, um Selbstvertrauen zu tanken vor dem Duell mit Weltmeister Frankreich (15. Juni, 21 Uhr, im Liveticker auf t-online). Das merkte auch der Bundestrainer nach dem furiosen Sieg an: "Da kommt ein ganz anderer Gegner auf uns zu, in Flexibilität, Variabilität und Individualität ist das ein ganz anderes Kaliber. Wir wollen die Intensität noch ein paar Tage hochhalten, damit um die Plätze gekämpft wird. Da gibt es schon noch ein paar Überlegungen", ging Löw auch auf die Personalplanungen ein.

Auf einer Position sorgte der scheidende Coach dabei zumindest für eine kleinere Überraschung, nämlich der des Rechtsverteidigers. Dort spielte erstmals seit dem 0:2 gegen Südkorea bei der WM 2018 mal wieder Joshua Kimmich, der im DFB-Team wie beim FC Bayern seitdem auf der Sechserposition gesetzt ist. Er nahm in der Fünferkette die Position ein, die beim 1:1 gegen Dänemark noch Lukas Klostermann bekleidete.

"Bei Joshua weiß man, dass er keine Anlaufzeit braucht. Das macht seine Klasse aus. Heute war das einfach mal ein Test. Ich habe gestern Abend noch mit ihm gesprochen. Lukas Klostermann konnte nicht eingesetzt werden", begründete Löw den Einsatz Kimmichs auf der rechten Seite. Doch war es wirklich nur ein Test?

Löw bestätigte nach dem Spiel, dass der Großteil der ersten Lettland-Elf auch gegen Frankreich in der Startaufstellung stehen wird. Angesichts des Überangebots im zentralen Mittelfeld mit Toni Kroos, Ilkay Gündogan, dem talentierten Florian Neuhaus sowie dem noch angeschlagenen Leon Goretzka wäre die Umsiedlung Kimmichs nach rechts ein nachvollziehbarer Problemlöser.

Ohnehin ist jene Planstelle das Sorgenkind des Bundestrainers. Seit Ex-Kapitän Philipp Lahm nach dem WM-Triumph 2014 seine Karriere beendete, ist die Stelle vakant.

Dazu kommt: Während auf der linken Seite Robin Gosens, der mit seinem Treffer zum 2:0 sein Tordebüt im Nationaldress feierte, mit einer Menge Offensivdrang gesegnet ist, geht den in der Vergangenheit eingesetzten Lukas Klostermann und Matthias Ginter genau dieser Drang ab. Der von Löw nicht nominierte Wolfsburger Ridle Baku, frisch gebackener U21-Europameister, wäre eine solche Lösung für die einstige "Philipp-Lahm-Position" gewesen. Oder eben Kimmich.

Viele Optionen – Kimmich die Königslösung?

Löw hatte zuletzt mehrere Spieler als potenzielle Kandidaten für die rechte Seite auserkoren. So bezeichnete er den für viele überraschend nominierten Gladbacher Jonas Hofmann als eine Option für die Außenbahn.


Der frühere Dortmunder würde in einer Fünferkette ebenfalls eine sehr offensive Variante darstellen – ganz im Gegensatz zu Leipzigs Klostermann, der nachrangig mit defensiven Qualitäten bestückt ist.

Alternativ blieben noch Emre Can und Matthias Ginter. Während Ersterer bunt verteilt als Allzweckwaffe auf den verschiedensten Positionen eingesetzt werden kann (Can spielte gegen Lettland 30 Minuten im defensiven Mittelfeld), beschränkt sich Ginters Positionstalent auf den Bereich zwischen Innen- und Rechtsverteidigung.

Löw huldigt Ginter

Er werde dort spielen, wo der Bundestrainer ihn brauche, hatte Ginter noch auf der Pressekonferenz am Sonntag gesagt. Der Weltmeister von 2014 ließ aber gleichzeitig durchblicken, sich als rechter Innenverteidiger (in einer Viererkette) oder rechter innerer Außenverteidiger (in einer Fünferkette) am wohlsten zu fühlen. In Gladbach absolvierte er alle 34 Saisonspiele als Innenverteidiger in der Viererkette. Zudem stellten sich Löws Experimente, Ginter als rechten Verteidiger auflaufen zu lassen, als wenig zufriedenstellend heraus. Doch Löw weiß, was er an Ginter hat – und lobte den Ex-Dortmunder zuletzt überschwänglich.

"Matze Ginter ist unglaublich verlässlich. Er erfüllt die Aufgaben, die man ihm stellt. Er versteht und lernt schnell, ist die Zuverlässigkeit in Person. Er ist wichtig für ein Gefüge. Er sorgt dafür, dass bei Standards, defensiv und offensiv, Gefahr besteht beziehungsweise keine ist." Zwar müsse Ginter "lauter werden, dirigieren, korrigieren. Aber das, was er taktisch leistet und seine Art, Zweikämpfe zu bestreiten, ist gut. Und da hat er uns in der Nationalmannschaft über Jahre hinweg nicht enttäuscht." Wer solch ein Lob vom Bundestrainer bekommt, kann sich wohl seines Stammplatzes gewiss sein.

So könnte die Fünferkette Gosens, Rüdiger, Hummels, Ginter und Kimmich durchaus auch diejenige sein, die gegen Frankreich beginnt. Auch wenn der Weltmeister, so Löw, eine "völlig andere Mannschaft" sei. "Wir sollten nicht glauben, dass die Arbeit getan wurde. Sie fängt jetzt richtig an. Wenn man gegen Frankreich unaufmerksam und unkonzentriert ist, wird man bestraft. Unsere Feinabstimmung ist noch nicht so, wie ich es mir vorstelle. Aber die Basis ist gut."

Diese Basis soll nun in der kommenden Woche den nötigen Feinschliff erhalten. Schon heute geht es nach Herzogenaurach, wo die Mannschaft ihr EM-Quartier aufschlagen und sich nach einem freien Tag am Mittwoch ab Donnerstag intensiv auf das Auftaktspiel vorbereiten wird. Ob mit oder ohne Kimmich auf der rechten Seite, wird wohl bis eine Stunde vor Anpfiff das Geheimnis des Bundestrainers bleiben.

Verwendete Quellen
  • Länderspiel gegen Lettland
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Digitale Pressekonferenz mit Joachim Löw
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