Umfangreiche Recherche Premier League: Neue alarmierende Studie
Die BBC analysiert die Anzahl der Kurzstreckenflüge in der Premier League. Das Ergebnis ist alarmierend. Und das Umweltproblem noch viel größer als gedacht.
Besonders in Zeiten der Energiekrise und Klimakrise rückt das Thema Nachhaltigkeit auch im Sport und speziell bei Fußballklubs immer mehr in den Fokus. In der englischen Premier League scheint dieser Gedanke allerdings noch nicht richtig angekommen zu sein.
Das belegt eine BBC-Recherche, die die Reisen der britischen Teams bei 100 Spielen der Premier League im Zeitraum vom 19. Januar bis 19. März dieses Jahres analysiert hat.
Die Studie gibt einen ersten Überblick über kontrovers diskutierte Kurzstreckenflüge, die häufig statt umweltfreundlicherer Alternativen wie Bus oder Bahn genutzt werden. Bei den 100 analysierten Spielen reisten die Premier-League-Klubs 81 Mal mit Inlandsflügen an und ab. Die durchschnittliche Flugdauer betrug dabei gerade einmal 42 Minuten – die kürzeste war 27 Minuten, die längste 77.
Umstrittene Inlandsflüge in der Premier League
Dem Bericht zufolge standen bei 37 von den 81 Flügen sogenannte "positioning flights" in direkter Verbindung mit der eigentlichen Flugreise. Dabei werden Flugzeuge in Position gebracht, um private Charter-Passagiere an einem bestimmten Flughafen abzuholen. Sie dienen im Prinzip allein dem Ortswechsel und sind dabei nahezu leer, mit weniger als zehn Prozent der möglichen Passagierkapazität unterwegs. Deshalb werden sie auch Geisterflüge genannt.
Diese 37 Positionierungsflüge dauerten im Schnitt ebenfalls 42 Minuten – der längste 84 Minuten, der kürzeste nur 17. Die BBC vermutet die eigentliche Zahl dieser Flüge sogar noch höher, da nicht alle auch tatsächlich als "positioning flights" gekennzeichnet seien.
Aufgrund der hohen Emissionen, die Flugzeuge produzieren, stehen gerade solche vermeidbaren Flugreisen in der Kritik. Zumal es in vielen Fällen Alternativen geben würde, die zeitlich wohl auf das Gleiche herausgekommen, aber deutlich umweltfreundlicher gewesen wären.
Wie es auch gehen kann, zeigt ein Beispiel aus Deutschland. Der FC Bayern verzichtete bei der Auswärtsreise zum Gruppenspiel der Champions League bei Viktoria Pilsen auf eine Flugreise. Stattdessen legten die Münchner die Strecke von 294 Kilometern zu dem tschechischen Nachbarn in ihrem Mannschaftsbus und einer knapp dreieinhalbstündigen Fahrt zurück. In der vergangenen Saison waren sie so bereits zum Achtelfinalspiel bei RB Salzburg angereist.
Wie die BBC-Studie zeigt, ist so etwas in der englischen Premier League momentan offenbar undenkbar. Die Frage bleibt: Wie lange noch?
- bbc.com: "Premier League domestic flights: BBC Sport research shows 81 flights from 100 games"