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DFB hat Ärger mit dem Finanzamt? Interne Untersuchungen eingeleitet


Interne Untersuchungen eingeleitet
Dem DFB drohen weitreichende Konsequenzen

Von t-online, KS

Aktualisiert am 19.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Joshua Kimmich: Dem DFB droht die nächste Pleite.Vergrößern des BildesJoshua Kimmich: Dem DFB droht Ärger. (Quelle: IMAGO/Anke Waelischmiller/SVEN SIMON)
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Der DFB hat die Zahl der deutschen Länderspiele bei der Steuer falsch angegeben. Aber warum und wie viele waren es? Eine interne Untersuchung läuft wohl bereits.

Der DFB hat Probleme mit dem Finanzamt. Verantwortlich dafür ist nach Informationen der "Sport Bild" und der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) die Zentralvermarktung des europäischen Verbandes Uefa für die Länderspiele im Fernsehen. Der DFB soll demnach für den Zyklus 2018 bis 2022 einen Vertrag über 40 Länderspiele für rund 250 Millionen Euro abgeschlossen haben.

Die DFB-Wirtschaftsprüfer haben laut dem Bericht festgestellt, dass das Uefa-Geld nicht durch 40 Länderspiele bei der Steuererklärung geteilt worden sei, sondern durch den sogenannten "Auflösungsfaktor" von 42 Partien. Die zwei zusätzlichen Länderspiele hätten aber nie stattgefunden, hieß es weiter. Dadurch sank der durchschnittliche Wert eines Spiels – der DFB hatte damit offenbar seinen Jahresgewinn minimiert und etwa 30 Prozent der Körperschaftssteuer gespart.

Der Verband erklärte auf Anfrage der Zeitung: "Der DFB hat im Rahmen der Erstellung des Jahresabschlusses 2022, unter der Führung von Schatzmeister Stephan Grunwald, entschieden, die Einnahmen aus dem Uefa-Zentralvermarktungszyklus 2018 bis 2022 in der Höhe abweichend zur bisherigen Vorgehensweise abzugrenzen." Das Finanzamt sei schriftlich darüber informiert worden. "Dem DFB wird als Folge dieser Änderung für die Jahre 2018 bis 2020, aufgrund der zu erwartenden Zinszahlungen an das Finanzamt, ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, der im fünfstelligen Bereich liegt."

Hoffnung blieb bestehen

Schatzmeister Grunwald bestätigte vor wenigen Tagen der "SZ", dass die Compliance-Abteilung des DFB interne Untersuchungen gestartet habe: "Weil wir wissen wollten, warum die das so gemacht haben", erklärte Grunwald und weiter: "Wenn wir Schlüsse ziehen müssen, werden wir das tun."

Nach Informationen der "SZ" hätte in Teilen des DFB zunächst Hoffnung bestanden, dass sich durch die Untersuchung Entlastendes zum Sachverhalt auffinden lassen würde. Die Hoffnung erfüllte sich aber offenbar bisher nicht. Vielmehr zeigt sich, dass Verantwortliche des deutschen Verbandes wohl zur Uefa reisten, um dort um eine Ausweitung der Vereinbarung von 40 auf 42 Spiele zu bitten. Die Idee der Deutschen blieb demnach ohne Erfolg, denn: Die Uefa würde diese nicht vermarkten.

Falsche Zahlen

Es wurde weiter mit falschen Zahlen hantiert. 250 Millionen Euro teilte man durch 40 Länderspiele, statt durch 42 Partien. Der Unterschied ist gravierend: fast 300.000 Euro pro Partie. Die internen Prüfer sollen nun auf "Kommunikationsschnipsel" gestoßen sein, die von dem Problembewusstsein bei den Abrechnungen zeugen, wie die Zeitung weiter schreibt. Wäre das der Fall, könnten weitreichende Konsequenzen folgen: neue Strafzahlungen.

Die deutsche Nationalmannschaft absolvierte zwischen Mitte 2018 und Mitte 2022 tatsächlich 42 Partien, aber die liegen offenbar nicht exakt in dem Zeitraum der vermarkteten Partien. Und das Chaos geht noch weiter: Eine Rechnung des Medienchefs des DFB erwies sich nun offenbar als falsch.

Denn der Chef hatte versehentlich ein Spiel zu viel addiert. Das DFB-Team hat demnach weder 42 noch 40 Spiele im abgerechneten Uefa-Zyklus bestritten, sondern nur 39. Die Pressestelle des DFB sowie Grunwald erklären, dass das verschwundene Spiel offenbar kein Problem sei und zu keinen neuen Nachmeldungen an die Behörden führe.

Auf dem Spiel steht laut Thomas Kistner von der "SZ" "die Aberkennung der Gemeinnützigkeit". Dafür müsste aber eine "Fahrlässigkeit im Spiel sein oder Vorsatz", wie er im Deutschlandrundfunk erklärte. Es genüge nicht, dass nur ein Fehler vorliegt, der sich durch Nachmeldungen und Nachzahlungen plus Zinsen ereilen lässt. Die Zukunft bleibt spannend.

Finanzielles Grab?

Die finanzielle Lage beim DFB ist seit Monaten angespannt. Der Verband verzeichnete im letzten Finanzbericht auch wegen nötiger Steuerrückstellungen ein Minus von 33,5 Millionen Euro. Der DFB hatte bereits Ende Januar mitgeteilt, dass in den einzelnen Abteilungen bis zum 30. Juni 2023 Maßnahmenpakete für ein ganzheitliches Konsolidierungskonzept aufgestellt werden sollen. Dazu gehören auch die Bereiche der Akademie.

Der Bau der neuen Akademie war Angaben des DFB-Schatzmeisters zufolge deutlich teurer als bislang bekannt. "Wenn Sie davon sprechen, was insgesamt der Campus gekostet hat, dann sind das nicht die 150 Millionen Euro, sondern wir werden – vorbehaltlich der Schlussrechnung – in den Büchern rund 180 Millionen Euro bilanzieren", sagte Grunwald einst in einem ZDF-Interview.

"Es gehört zur Transparenz dazu und es ist so, dass dort Kosten entstanden sind und entstehen für die Zukunft, die vorher nicht vorhanden waren", sagte Grunwald weiter. "Und deswegen ist es so, dass es für den DFB eine Herausforderung ist, die Aufwendungen zu tragen. Aber ich würde es nicht als finanzielles Grab bezeichnen. Es sind eben die Rahmenbedingungen, die wir vorfinden."

Mehr Geld soll der DFB dem ZDF zufolge aus dem neuen Grundlagenvertrag mit der Deutschen Fußball Liga erhalten, der vor dem Abschluss stehen soll. Demnach solle dieser rund 25 Millionen Euro vor Steuern einbringen. "Sehen Sie mir nach, dass ich zu Zahlen aktuell nichts sage", sagte Grunwald. "Wir sind auf einem guten Weg. Wir werden uns auch einigen." Der DFB wies im Finanzbericht 2021 Einnahmen aus dem Grundlagenvertrag in Höhe von 26 Millionen Euro aus, die Ausgaben lagen bei 20 Millionen Euro. Die jetzige Vereinbarung läuft am 30. Juni aus.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • deutschlandfunk.de: "DFB droht nächste Steuernachzahlung"
  • sueddeutsche.de: "Auf einmal sind es 39 Spiele" (kostenpflichtig)
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