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Skurriler Auftritt von Fifa-Boss Infantino: Endgültig eine Comicfigur


Skurriler Auftritt vom Fifa-Boss Infantino
Eine Selbstdemontage

  • David Digili
MeinungVon David Digili

Aktualisiert am 19.11.2022Lesedauer: 2 Min.
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"Heute fühle ich mich homosexuell": Einen Tag vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM sorgte Fifa-Präsident Infantino mit Provokationen für Aufsehen. (Quelle: t-online)

Einen Tag vor Start der Fußball-WM in Katar holt Fifa-Präsident Gianni Infantino zum Rundumschlag aus – und wird endgültig zur Comicfigur. Ein Kommentar.

Da ist er, mein persönlicher Beckenbauer-Moment mit Gianni Infantino. "Ja, ich fühle mich auch als Frau", beteuerte der Fifa-Präsident Berichten zufolge in einer Fragerunde nach einer denkwürdigen Pressekonferenz in Doha, zu der der Schweizer einen Tag vor Start der Fußball-WM in Katar geladen hatte.

Aufwändig inszeniert, mit sorgsam eingestreuten Kunstpausen erklärte der 52-Jährige, heute sei er Katari, Araber, Afrikaner, heute sei er homosexuell, behindert und auch Arbeitsmigrant. Eine gute Stunde lang zog sich der Monolog. Nach einer dezenten Erinnerung schob er dann eben noch eilig nach: "Ja, ich fühle mich auch als Frau."

"Is eh wurscht"

Die berichtete Halbherzigkeit des Einschubs erinnerte mich an eine DFB-Gala in einem Berliner Luxushotel 2007, der beizuwohnen ich das zweifelhafte Vergnügen hatte. In der damals noch üblichen Runde meist älterer Herren in Anzügen wurde die deutsche Bewerbung für die WM der Frauen 2011 präsentiert. Der nicht mit allerletzter Begeisterung in seinem Sessel sitzende Stargast Franz Beckenbauer vermochte es partout nicht, den englischen Slogan "See You Again" fehlerfrei über die Lippen zu bekommen – und bockte auf eine Korrektur des damaligen DFB-Direktors Wolfgang Niersbach kaum hörbar zurück: "Ach, is eh wurscht."

Gianni Infantino ist mit seinem skurrilen Auftritt am Freitag nun endgültig zur Comicfigur geworden. Es fehlt nur das Hütchen auf der Glatze des gewieften Geschäftemachers, er wäre kaum noch unterscheidbar vom Zeichentrick-Hund aus den Internet-Memes, der mitten in einem brennenden Haus sitzt und sich selbst versichert: "This is fine" (sinngemäß: "Alles gut", Anm. d. Red.).

Scheinwerfer auf all die Probleme

Es war eine Selbstdemontage, die Infantino da zelebrierte: Kritik an Katar? Einseitig und überhaupt eine Heuchelei. Die Situation der Gastarbeiter im Wüstenstaat, die unter erbärmlichsten Bedingungen leben müssen und finanziell mit einem Glas lauwarmem Wasser abgespeist werden? Infantino zog einen verqueren Vergleich zur Flüchtlingssituation in Europa, das es stattdessen Katar gleichtun und den Menschen "Chancen" bieten solle. Ein Ausschluss des Iran? Die tatsächlich ernst gemeinte Antwort: "Wollen Sie einen weiteren Weltkrieg? Okay, machen Sie weiter so." Die Bedeutung der angesprochenen Themen verbietet es, über die Einlassungen zu lachen. Und doch drängt sich ob des für Infantino desaströsen Verlaufs der Pressekonferenz die Frage nach dem Sinn dieses Auftritts auf: Warum?

In seinem Drang, die Kritik am umstrittenen Turnier zu entkräften, hat der Chef des Fußball-Weltverbands völlig ohne Not nur noch mal ungewollt einen Scheinwerfer auf all das gerichtet, was es an diesem Turnier eben doch zu kritisieren gibt.

Und: Warum es eben genau richtig ist, weiter zu kritisieren. Für diese unfreiwillige Bestärkung bleibt eigentlich nur ein Wort an Gianni Infantino: Danke!

Die WM in Katar beginnt. t-online ist mit vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.

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