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DHB-Vize Bob Hanning: "Wir brauchen Olympische Spiele"


Großturnier für Berlin
DHB-Vize Bob Hanning: "Wir brauchen Olympische Spiele"

InterviewVon Robert Hiersemann, Benjamin Zurmühl

20.07.2019Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Berlin ist zu seiner neuen Heimat geworden: Nun träumt Bob Hanning von einem Großturnier in der deutschen Hauptstadt.Vergrößern des Bildes
Berlin ist zu seiner neuen Heimat geworden: Nun träumt Bob Hanning von einem Großturnier in der deutschen Hauptstadt. (Quelle: Philipp Szyza/imago-images-bilder)

Bob Hanning lebt für seinen Sport. Am Morgen trainiert er den Nachwuchs der Füchse Berlin, anschließend geht es ins Büro: Als Geschäftsführer des Bundesligisten und Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) ist jede Menge zu tun.

Er ist das Gesicht des deutschen Handballs. Seit dem Jahr 2013 zieht Bob Hanning als Vizepräsident die Fäden beim DHB. Der gebürtige Essener tut alles, um seinen geliebten Sport besser, bekannter und moderner zu machen – genau wie er dies auch als Geschäftsführer bei den Füchsen Berlin praktiziert.

Im Interview mit t-online.de spricht der 51-Jährige offen die Probleme aber auch die großen Chancen der zweitbeliebtesten Sportart Deutschlands an – und er berichtet von einem ganz besonderen Traum.

t-online.de: Herr Hanning, wie oft werden Sie heute noch auf die skurrilen Pullover, welche Sie während der Handball-WM Anfang des Jahres trugen, angesprochen?

Bob Hanning (51): Ich trage schon immer solche Pullover, aber richtig bekannt ist das erst mit der Pressekonferenz vor dem WM-Start geworden. Doch ich gebe auch gerne zu: Das Foto, auf dem ich vor der PK den bunten Pullover trage und hinter mir die DHB-Führung im Anzug läuft, war purer Slapstick. Doch jetzt knicke ich auch nicht mehr ein. Ich werde auch bei der EM und der nächsten WM wieder bunte Pullover tragen. Und glauben Sie mir, es wird brutal (lacht).

War das nicht auch kalkuliert? Sie konnten doch ahnen, dass dieses Foto vor allem in den sozialen Netzwerken hohe Wellen schlägt.

Ich muss sie leider enttäuschen: Es war kein extravaganter PR-Tipp eines Kollegen. Ich mag diese bunten Pullover. Und den von der ersten PK habe ich im Sonderangebot in Portugal gefunden. Meine Freundin hat damals im Urlaub zu mir gesagt, dass ich mir den nie kaufen würde. Doch ich habe ihn gekauft und direkt angezogen. Das war kein Kalkül. Ich fand es amüsant, wie manche sich die Mäuler zerrissen haben.

Sie arbeiten nicht nur für den DHB, sondern auch als Geschäftsführer der Füchse Berlin. Insgesamt hat man viele Sporterstligisten in der Hauptstadt. Ist Berlin auf dem Weg zur Sportmetropole?

Berlin muss sich als Sportstadt weiterentwickeln. Ich glaube, dass die Stadt den Sport noch mehr als Wirtschaftsfaktor verstehen muss, dessen Vereine vor Ort mehr gefördert werden müssen. Doch die Entwicklung ist positiv. Wir haben einen Zusammenschluss der großen Sportklubs Hertha, Alba, Union, den Eisbären, den BR Volleys und uns erreicht. Das ist weltweit einmalig. Dass Berlin jetzt zwei Fußball-Erstligisten hat, finde ich super. Das hilft uns allen, die Aufmerksamkeit weiter auf Berlin zu lenken.

Was kann noch helfen, um eine pulsierende Sportstadt zu werden?

Wir brauchen Olympische Spiele. Ich bin ein absoluter Fan von der Idee, Olympische Spiele in Berlin auszutragen. Wir haben bereits die Infrastruktur und müssten in diesem Punkt nicht mehr viele Dinge tun. Man müsste es nur positiv angehen und mit der Bevölkerung abstimmen.

Wie soll das klappen?

Du musst die Menschen mitnehmen und die Olympischen Spiele so planen, dass es ihnen entgegenkommt. Das ist so ein tolles Ereignis. Meine Traumvorstellung wäre es, dass wir fünf Wochen lang eine Party mit den Olympischen Spielen, dem Karneval der Kulturen und dem Christopher Street Day feiern. Wir schaffen damit ein Ereignis, was dem Anspruch des Berliners gerecht wird. Wir können damit zeigen, dass wir stolz auf unsere Stadt sind.

Können Sie damit tatsächlich auch die Leute begeistern, die nicht jede Woche zum Handball oder Fußball gehen?

Es geht um Identifikation. Man kann eine ganze Stadt dadurch positiv beeinflussen. Da muss man nur weg vom politischen Aspekt und hin zum ökologischen. Beispielsweise könnte man ein Olympisches Dorf mit 50.000 Wohnungen bauen, die danach als Sozialwohnungen genutzt werden können und allen Berlinern helfen. Das wäre doch ideal.

Vom Handballtrainer zum DHB-Funktionär, der sich die Olympischen Spiele in Berlin wünscht. Was treibt Sie beruflich an?

Bevor ich 2013 beim DHB eingestiegen bin, hatte ich Angst darum, dass der Handball den Status des zweitbeliebtesten Sports in Deutschland verliert. Ich wollte Vizepräsident unseres Verbands werden, weil diese Position Macht bedeutet. Nur so konnten wir Dinge zum Wohle des Handballs verändern. Und das Ergebnis bereitet mir heute große Freude.

Was sind ihre weiteren Ziele?

Wir müssen den Handball als Sport wieder in die Köpfe des deutschen Nachwuchses bekommen. Deshalb haben wir in Berlin eine Handball-Grundschul-Liga gegründet. Außerdem muss Handball zurück auf den Lehrplan an Hochschulen.

Auch im Profibereich wurde in den letzten Jahres vieles unternommen, um Handball für Zuschauer als auch Aktive attraktiver zu machen.

Wir haben die Sportart Handball durch einige Regeländerungen modernisiert und dadurch ein Stück weit attraktiver gemacht. Natürlich spielt auch die Professionalisierung der Liga eine Rolle: Einheitlicher Hallenboden, einheitliche Bandensysteme, das ist wichtig. Nun kommt das Leistungstracking dazu.


In welchen Bereichen kann sich die Handball-Bundesliga noch verbessern?

Ich wünsche mir eine bessere Vermarktung der einzelnen Bundesliga-Profis. Wir haben echt gute Typen. Doch wir stellen fest, dass es uns trotz Veränderungen im DHB und der Einbeziehungen von Agenturen viel zu selten gelingt, unsere Spieler auf den wichtigen Plattformen zu präsentieren – was ich extrem schade finde.

Dabei ist das Image der Sportart gut. Handball ist zwar sehr physisch, es gibt viele Fouls. Doch nach der Partie geben sich alle Spieler fair die Hand. Welche Rolle spielt Wertevermittlung für Sie im Sport?

Ich finde die WM hat das ganz gut gezeigt: Wir haben keine Medaille geholt und uns sind trotzdem viele Sympathien zugeflogen. Die Niederlage gegen Frankreich im Spiel um Platz drei war auch sehr bitter, sodass natürlich viele Zuschauer mit den traurigen Helden mitgelitten haben. Aber ich glaube, es hängt auch damit zusammen, wie sich unsere Spieler nach außen präsentieren.

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Die Nationalspieler blieben nach den WM-Partien noch lange in der Halle, erfüllten Autogramm- und Fotowünsche. Geschah das auf Wunsch des DHB?

Die Spieler wissen auch ohne den Verband, dass diese Fannähe für den Sport elementar wichtig ist. Dafür sind sie intelligent genug. Die Jungs bekommen ab der Jugend auch alle ein Deutschlandbuch, in dem Wertevermittlung und Benimmregeln zentrale Punkte sind. Es gibt immer mal wieder Aussetzer, bei denen Dinge passieren, die nicht passieren sollten. Wir sanktionieren das dann und machen klar, warum das nicht geht und nicht zu unseren Werten und zur Nationalmannschaft passt. Wir würden nie eine sportliche Leistung über die Werte unserer Sportart stellen.

Ist es in den letzten Jahren schwieriger geworden, diese Werte zu vermitteln?

Die Jugendlichen von heute sind nicht schlechter als die davor. Es sind ein paar Dinge anders, doch dem müssen wir uns stellen. Junge Menschen brauchen Leitlinien. Wenn sie sich mit ihren Eltern treffen und wissen, wie man Wein einschenkt und wie man sich verhält, wenn eine Frau an den Tisch kommt, gefällt ihnen das selbst doch auch. Wir als Präsidenten, Manager und Trainer dienen als Vorbilder. Das Problem ist nur, dass beispielsweise manche Trainer all das selbst nicht gelernt haben und daher keine guten Vorbilder sind.

Die Wertevermittlung ist auch ein wichtiger Baustein in Ihrer Vereinsarbeit.

Es ist der wichtigste Baustein. Unsere Nachwuchsspieler der Füchse arbeiten auch mal bei der Müllabfuhr mit und haben gerade wieder einen Benimmkurs gemacht. Wertevermittlung ist meine große Leidenschaft.


Was macht die Nachwuchsarbeit der Füchse denn noch so besonders?

Was alle fasziniert, ist unsere Videoarbeit mit den Sportlern. Wir haben in der Halle zehn Kameras installiert, um mit den Jungs während des Trainings Szenen zu analysieren. Denn unsere Spieler sollen sich mit ihrer Sportart wie Trainer beschäftigen. Ich glaube, dass das jedem Sportler weiterhilft – nicht nur im Handball. Inzwischen haben sich auch schon verschiedene Fußball-Bundesligisten unsere Nachwuchsarbeit vor Ort angeschaut.

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