"Unglaublich, dass ich überlebt habe" Leichtathlet spricht erstmals über tragischen Unfall
Ein Trainingsunfall in den USA veränderte das Leben von Joel Bengtsson. Der schwedische Hürdenläufer ringt seither mit Schmerzen – und um seine sportliche Zukunft.
Noch im Sommer 2023 galt Joel Bengtsson als eines der hoffnungsvollsten Talente der schwedischen Leichtathletik. Mit einer Silbermedaille bei den nationalen Meisterschaften sicherte sich der 110-Meter-Hürdenläufer nicht nur einen Podestplatz, sondern auch die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Budapest. Kurz darauf wurde Bengtsson schwedischer Staffelmeister in zwei Disziplinen.
Er zog für sein Studium innerhalb der USA von Texas nach Kalifornien, wollte sich an der UCLA (Universität von Los Angeles) weiterentwickeln. Die Olympischen Spiele in Paris blieben sein erklärtes Ziel. Doch im November 2023 kam es zu einem folgenschweren Unfall.
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"Während einer Trainingseinheit wurde ich von einem Wurfhammer am Kopf getroffen", schilderte Bengtsson der schwedischen Zeitung "Expressen" nun erstmals den Grund, weshalb er 2023 von der Bildfläche verschwunden war. Am Trainingsgelände sei er vom Wurfgerät eines Hammerwerfers, eine an einem Stahldraht befestigte Wurfkugel, getroffen. "Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Das war ein Zufall, der nur einmal in einer Million vorkommt", so Bengtsson.
Er kam in ein Krankenhaus, wo Ärzte gravierende Verletzungen feststellten: das Stirnbein war gebrochen, Teile des Schädels in der Region der Nebenhöhlen zertrümmert. "Es ist unglaublich, dass ich überlebt habe. Die Ärzte sagten mir, dass ich tot gewesen wäre, wenn der Vorschlaghammer nur ein paar Millimeter tiefer getroffen hätte", so Bengtsson.
"Keiner weiß, was mir fehlt"
Es folgte eine umfassende Operation. Die Chirurgen rekonstruierten das zerschlagene Knochengewebe, sichtbare Narben blieben nur in Form eines vier Zentimeter langen Schnitts im Gesicht zurück. "Der plastische Chirurg hat unglaubliche Arbeit geleistet, sonst hätte ich ein großes Loch im Kopf."
Einige Monate nach dem Eingriff nahm Bengtsson das Training wieder auf, doch an eine Wettkampfteilnahme war nicht zu denken. Anfang 2024 schien sich der Gesundheitszustand zu stabilisieren, ehe ein weiterer Rückschlag folgte. "Ich wachte eines Morgens auf und mein Kopf war extrem geschwollen und ich hatte starke Schmerzen", erinnerte er sich.
Obwohl er sich in medizinische Behandlung begab, besserte sich der Zustand nicht. Anfang 2025 unterzog er sich einer weiteren Operation. Aber: "Ich habe immer noch täglich Probleme mit Schwellungen und starken Schmerzen. Ich war wohl schon bei etwa zehn Ärzten – aber keiner weiß, was mir fehlt."
"War zur falschen Zeit am falschen Ort"
Bengtssons Fall blieb öffentlich unbemerkt – aus gutem Grund: "Ich wollte nicht darüber reden, sondern mich nur darauf konzentrieren, wieder zurückzukommen." Trotz der belastenden Situation setzte Bengtsson sein Studium an der UCLA fort. Im kommenden Sommer will er seinen Abschluss machen und danach in seine Heimat nach Schweden zurückkehren.
Wie es sportlich weitergeht, ist ungewiss. "Ich kann heute wegen der Schmerzen nicht einmal einfache Reha-Übungen machen", sagte Bengtsson. Er vermisse die Leichtathletik und das Training. "Aber vor allem möchte ich wieder ein normales Leben ohne Schmerzen und Kopfschmerzen jeden Tag führen können."
- expressen.se: "Joel Bengtsson träffad av slägga i huvudet" (Schwedisch)
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