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Schach-Wunderkind Carlsen


Schach-Wunderkind Carlsen
Zwischen Harry Potter und Mozart

Von sid
09.11.2013Lesedauer: 2 Min.
Magnus Carlsen ist der Star der Schach-WM.Vergrößern des Bildes
Magnus Carlsen ist der Star der Schach-WM. (Quelle: Zuma Press/imago-images-bilder)
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Wunderkind, Posterboy oder Topmodel: Magnus Carlsen beherrscht derzeit die Schlagzeilen nicht nur der Schach-Magazine, sondern auch der bunten Blätter. Wahlweise wird der 22-jährige Norweger auch mit Wolfgang Amadeus Mozart, Justin Bieber und Harry Potter verglichen.

Die teilweise krampfhaften Versuche, den neuen Superstar in einer an Typen armen Szene einzuordnen, zeigen aber vor allem eins: Carlsen gilt als Königsfigur bei dem Bestreben, eine breitere Masse für das Spiel der Könige zu begeistern.

Der junge Newcomer dominiert die Schachwelt - und quasi nebenbei die norwegische und internationale Presse. Ob Teenager-Magazine, Boulevard-Zeitungen oder seriöse Blätter - Geschichten über Schach bringen durch ihn in Norwegen mittlerweile Auflage. Eine Modemarke engagierte den Wuschelkopf mit dem markanten Kinn und den vollen Lippen als Model, das Time Magazin wählte ihn unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, für das Magazin Cosmopolitan gehört er zu den 100 attraktivsten Männern der Welt.

Jüngster Ranglisten-Erster der Geschichte

Schach stand für ihn jedoch immer im Mittelpunkt: Im Jahr 2000 gewann er die norwegische Meisterschaft der unter Elfjährigen, 2004 erreichte er innerhalb von nur vier Monaten alle drei Großmeisternormen. Anfang 2009 nahm Ex-Weltmeister Garri Kasparow den damals 18-Jährigen als Trainer unter seine Fittiche und verglich ihn direkt mit Zauberer Harry Potter.

2010 wurde er jüngster Ranglisten-Erster der Geschichte, 2012 erreichte Carlsen mit 2872 Elo-Zählern den höchsten Wert, den es im Schach jemals gab - inzwischen sind es immer noch 2870.

Kämpfen bis zum bitteren Ende

In den letzten Jahren gewann er mit seinem universellen Spielstil so gut wie jedes Turnier. Während sich andere Großmeister stundenlang in die Feinheiten der Eröffnung vertiefen, misst der Norweger dieser Phase des Spiels weit weniger Bedeutung bei. Er besiegt seine Gegner lieber im Mittel- und Endspiel, gibt auch eigentlich deutliche Remisstellungen nie verloren und spielt fast jede Partie bis zum bitteren Ende. Ein Kämpfer eben.

Vor allem im Endspiel kann er dann auch seine konditionellen Vorteile ausspielen. Seinen meist älteren Kontrahenten ist er in diesem Bereich, den Laien oft unterschätzen, überlegen. Im Vergleich zu seinen Konkurrenten startet er die Spiele meist mit einfachen Eröffnungen, um möglichst schnell in die freien Züge zu kommen - und die Gegner dann zu zermürben. "Man kann nicht die Nummer eins werden und gleichzeitig ein guter Verlierer zu sein", sagte Carlsen zuletzt. Ein guter Gewinner sei er aber auch nicht. Immerhin: "Ich versuche, meinen Gegnern den Sieg nicht unter die Nase zu reiben - außer sie haben es verdient."

Remis im Auftaktspiel

Das mit Spannung erwartete erste WM-Duell zwischen Carlsen und dem Inder Viswanathan Anand verlief jedoch überraschend unspektakulär. Nach nur 16 Zügen und 90-minütiger Spieldauer trennten sich der 43 Jahre alte Weltmeister Anand und sein 21 Jahre jüngerer Herausforderer in Chennai remis.

Der Herausforderer führte die weißen Steine und eröffnete das Spiel mit seinem Königsspringer. Anand wählte die Grünfeld-Indische Verteidigung und hatte in keiner Phase der Partie Probleme.

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