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FC Bayern: "Quatsch" – Effenberg über Streit zwischen Hoeneß und Matthäus


Streit zwischen Hoeneß und Matthäus
Das ist Quatsch


30.06.2025 - 18:04 UhrLesedauer: 5 Min.
Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß (li.) und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (Fotomontage): Die beiden Persönlichkeiten geraten immer wieder aneinander.Vergrößern des Bildes
Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß (li.) und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus: Die beiden Persönlichkeiten geraten immer wieder aneinander. (Quelle: imago-images-bilder)
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Zwischen zwei Fußball-Größen läuft ein öffentlicher Streit. t-online-Kolumnist Stefan Effenberg bezieht klar Stellung – und erklärt, warum. Im Werben um Nick Woltemade warnt er indes den FC Bayern.

Das 4:2 des FC Bayern im Achtelfinale der Klub-WM gegen Flamengo hat mich beeindruckt – aus besonderen Gründen. Denn die Münchner haben am Sonntagnachmittag in Miami unter schwierigsten Bedingungen bestanden. Über 30 Grad im Hardrock Stadium, dazu ein unbequemer Gegner, der es gewohnt ist, bei solchen Temperaturen zu spielen – das musst du erst mal schaffen. Vincent Kompany und seine Spieler haben diese Herausforderung nun sogar bereits zweimal bestanden, auch das Vorrundenspiel gegen die Boca Juniors fand schließlich in Miami statt. Das ist imponierend und zeigt doch auch, was für eine Qualität in der Mannschaft steckt.

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Aber – und das ist ein großes Aber – jetzt wird es richtig ernst für die Bayern. Im Viertelfinale wartet nun nämlich die Spielpaarung, die wir uns eigentlich für das Champions-League-Finale in München gewünscht hätten: Bayern München gegen Paris Saint-Germain. Das ist der absolute Test für den deutschen Rekordmeister. Denn die Wahrheit ist: Die Bayern zählen aktuell nicht zur absoluten Elite im Weltfußball. Die derzeitige Nummer eins ist für mich dagegen PSG – nicht nur wegen des Siegs im Finale der "Königsklasse" vor wenigen Wochen. 5:0 gewannen sie dort gegen Inter Mailand – im Endspiel des größten kontinentalen Turniers im Vereinsfußball. Die Pariser hätten in dieser bestechenden Form wohl auch gegen eine Weltauswahl gewonnen.

Da muss alles klappen

Natürlich sind die Bayern auch in der Lage, PSG zu schlagen – aber sie brauchen dazu einen absoluten Sahnetag, an dem vieles, wenn nicht alles klappt.

Ich bin deshalb überzeugt: Wer dieses Spiel am kommenden Samstag in Atlanta gewinnt, der holt auch den Titel bei dieser Klub-WM.

Was PSG für mich ausmacht: diese Gier. Trainer Luis Enrique hat eine Mannschaft geformt, die funktioniert. Eine Mannschaft, die hungrig ist, die etwas beweisen will, mit Ousmane Dembélé, der woanders schon gescheitert schien, mit Bradley Barcola und Desiré Doué auf den offensiven Außenpositionen, mit dem Portugiesen Vitinha im zentralen Mittelfeld – und zwischen den Pfosten mit Gianluigi Donnarumma, dem aktuell vielleicht besten Torwart der Welt.

Sie mussten in Paris erst lernen, was es heißt, mit viel Geld nicht einfach nur Superstars einzukaufen, sondern einen Kader zusammenzustellen, in dem die Chemie stimmt. Über Jahre haben sie es erfolglos mit größten Namen versucht, von Lionel Messi und Neymar bis zu Kylian Mbappé. Jetzt aber ist dort ein Team zusammen, das noch zu viel mehr in der Lage ist und Europa in den kommenden Jahren dominieren kann. Ich traue ihnen daher locker zu, in der nächsten Saison den Champions-League-Titel zu verteidigen.

Woltemade wäre genau richtig für die Bayern

Dort wollen auch die Bayern wieder hin – mit Nick Woltemade, der nun ins Zentrum der Transferbemühungen in München gerückt ist. Und das auch völlig zu Recht – ich habe nicht ohne Grund erst kürzlich betont, dass es fahrlässig von den Bayern wäre, sich nicht um diesen Spieler zu bemühen. Denn Woltemade hat in der vergangenen Saison eine ganz bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, ist zum wesentlichen Faktor im Spiel des VfB Stuttgart geworden, gab nun auch sein Debüt in der A-Nationalmannschaft.

Der Schritt zu den Bayern wäre für ihn jetzt nicht zu früh, sondern genau richtig – auch im Gedanken daran, dass er dann schon im täglichen Training mit Weltstars als Teamkollegen noch weitere Fortschritte machen wird.

Ich möchte fast sagen: Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung ist es sogar gut, dass die Bayern Florian Wirtz nicht bekommen haben – denn Woltemade würde sie noch viel unausrechenbarer machen, als sie es mit Wirtz gewesen wären.

Ich sehe Woltemade nämlich auf keinen Fall als "Back-up" für Harry Kane, ganz im Gegenteil. Er muss spielen. Und könnte dem Bayern-Angriffsspiel eine ganz neue Variabilität verleihen. Denn ein Kane ist erfahren und spielintelligent genug, auch mal aus seiner angestammten Zone im Sturmzentrum herauszugehen. Schon jetzt lässt er sich immer wieder mal zurückfallen, setzt seine Mitspieler ein. So könnten beide ihre Positionen wechseln: Wenn Kane auf seiner angestammten Position in der Mitte spielt, kann Woltemade sowohl über halblinks als auch über halbrechts kommen. Wenn Kane dagegen mehr als hängende Spitze agiert, wartet wiederum Woltemade in der Mitte.

Befürchtungen, dadurch könnte Jamal Musiala in seinem Wirken auf das Bayern-Spiel eingeschränkt werden, sind übrigens unberechtigt. Denn auch er kann zwischen halblinks, zentral und halbrechts wechseln, ist auf allen Positionen einsetzbar, fühlt sich überall gleichermaßen wohl.

So viel ist Woltemade nicht wert – noch nicht

Bleibt noch die Frage nach der Ablösesumme für Woltemade – und da gibt es aktuell einen viel beachteten öffentlichen Streit zwischen Uli Hoeneß und Lothar Matthäus. Lothar hatte den Stuttgarter auf bis zu 100 Millionen Euro taxiert, Uli meinte daraufhin, Matthäus habe "nicht mehr alle Tassen im Schrank", werfe sorglos mit "astronomischen Zahlen" um sich, die auch die Klubs unter Druck setzten.

So unterhaltsam diese anhaltende Kabbelei der beiden auch sein mag – ich muss hier Uli Hoeneß zustimmen: Den Wert beispielsweise eines Florian Wirtz, für den der FC Liverpool insgesamt wohl eine Viertelmilliarde investiert, hat Nick Woltemade nicht – noch nicht. Denn noch vor 13, 14 Monaten spielte der 23-Jährige bei Werder Bremen, bekam dort nicht immer viel Einsatzzeit, startete dann vergangene Saison in Stuttgart richtig durch.

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Dass Lothar deshalb schon jetzt einen Transfer in Höhe von "80 bis 100 Millionen Euro" erwartet – das ist Quatsch, so deutlich muss ich das sagen. Das ist gerechtfertigt für Spieler vom Kaliber eines Harry Kane, die über Jahre konstant starke Leistungen gezeigt und bewiesen haben, dass sie auf hohem Level mithalten können.

Ja, Woltemade hat für den VfB letztes Jahr überragt, ja, er hat die Schwaben zum Sieg im DFB-Pokal geführt – aber das bei Bayern München zu beweisen, ist nochmals eine ganz andere Aufgabe. Es spricht für ihn, dass er sich das offenbar zutraut, und er kann das auch schaffen.

Das würde nur Unruhe aufkommen lassen

Eine große Rolle kommt dabei auch Trainer Kompany zu – der das mögliche Zusammenspiel Kane – Woltemade – Musiala dann managen muss. Das ist eine Herausforderung. Er hat aber Glück, dass alle drei Spieler dermaßen intelligent sind, dass diese Offensive wohl auch von selbst funktionieren würde. Aber Kompany muss trotzdem aufpassen: Er darf sich auf keine Versuche einlassen, beispielsweise Woltemade öfter auf die Bank zu setzen. Das würde nur unnötig Unruhe aufkommen lassen – und das ist das Letzte, das man in München braucht.

Klar ist für mich: Wenn es tatsächlich mit der Woltemade-Verpflichtung klappt, sollten sich die Bayern nicht noch um weitere Offensivverstärkungen für die Flügel bemühen, sondern mit den Spielern weitermachen, die sie aktuell haben. Keinen Barcola, keinen Nico Williams – Woltemade sollte nun das eine große Transferziel sein, auf das die Münchner ihre Anstrengungen konzentrieren.

Und ich sage auch: Dieser Wechsel muss jetzt unbedingt klappen, ganz gleich, wie tief sie letztlich in die Tasche greifen müssen. Scheitert dieser Transfer aber doch noch – ähnlich wie bei Wirtz –, wäre das die größtmögliche Niederlage für den FC Bayern. Und dann haben die Münchner plötzlich noch ein ganz anderes Problem.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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