Der Medaillenspiegel ist eine Farce
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

In vielen LΓ€ndern gelten Olympische Spiele nur als Erfolg, wenn die eigene Nation im Medaillenspiegel weit vorne ist. Doch der ist nicht fair β und hat deshalb ausgedient.
Deutschland steht aktuell auf dem zweiten Platz im Medaillenspiegel. Insgesamt 24-mal gab es Edelmetall fΓΌr deutsche Athletinnen und Athleten. Kanada holte nur eine Medaille weniger als Deutschland, liegt aber neun PlΓ€tze hinter der DOSB-Auswahl.
Der Grund fΓΌr diese Diskrepanz: Deutschland hat deutlich mehr Goldmedaillen (zwΓΆlf) als Kanada (vier) gewonnen. Und im Medaillenspiegel zΓ€hlt erst einmal die Anzahl gewonnener Goldmedaillen. HeiΓt konkret: 30-mal Silber ist in der Endabrechnung schlechter als einmal Gold. Erst, wenn zwei Nationen dieselbe Anzahl an ersten PlΓ€tzen haben, entscheiden zunΓ€chst die Silbermedaillen und abschlieΓend die Bronzemedaillen.
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Dieser Medaillenspiegel muss dringend ΓΌberarbeitet werden β denn er ist in der jetzigen Form eine Farce. Durch das System sind fast ausschlieΓlich Goldmedaillen relevant, alles andere wird vernachlΓ€ssigt. Dass ein Olympiasieg hΓΆher gewichtet wird als eine Zweit- oder Drittplatzierung, ist vollkommen richtig. Doch Silber- und Bronzemedaillen mΓΌssten stΓ€rker berΓΌcksichtigt werden.
Drei VorschlΓ€ge, wie der Medaillenspiegel aussagekrΓ€ftiger und fairer gestaltet werden kΓΆnnte:
1. Das Punktesystem zwischen den PodestplΓ€tzen
Um Zweit- und Drittplatzierten im Medaillenspiegel eine grΓΆΓere Bedeutung zukommen zu lassen, kΓΆnnte ein Punktesystem zwischen den ersten drei PlΓ€tzen eingefΓΌhrt werden. Beispielsweise kΓΆnnte es fΓΌr eine Goldmedaille drei Punkte geben, zwei Punkte fΓΌr Silber und immerhin einen Punkt fΓΌr Bronze. Am Ende werden alle Punkte zusammengerechnet, die Nation mit den meisten ZΓ€hlern fΓΌhrt den Spiegel an. Ein solcher Modus wΓΌrde die weiteren PodestplΓ€tze aufwerten.
2. Punktesystem fΓΌr die ersten Zehn des Wettkampfs
Etwas komplizierter, aber trotzdem fairer wΓ€re eine Regelung, mit der Leistungen der ersten zehn Athletinnen und Athleten eines Wettkampfs in die Wertung einflieΓen β Γ€hnlich wie in der Formel 1. Dabei kΓΆnnte es fΓΌr den zehnten Platz noch einen Punkt geben, der Olympiasieger wΓΌrde zehn Punkte ergattern.
Diese Regel hΓ€tte auch einen anderen Vorteil. Viele Sportlerinnen und Sportler sagen, es sei nicht relevant, ob man bei Olympia Platz vier oder Platz 16 belegt. Es gehe nur um die PodestplΓ€tze. Dem wΓΌrde mit einer Regelung, bei der die ersten zehn Platzierungen einflieΓen, entgegengewirkt werden. Die hΓΆheren Top-10-PlΓ€tze hΓ€tten eine andere Bedeutung als derzeit. Nur "Medaillenspiegel" kΓΆnnte man das Ganze dann nicht mehr nennen β denn es geht ja nicht mehr nur um Medaillen.
3. Punkteaufteilung nach Sportarten
Bei diesem Vorschlag wΓΌrde es fΓΌr jede Sportart einen eigenen Medaillenspiegel geben. Weil es in manchen Sportarten viele WettkΓ€mpfe gibt, in anderen aber nur ein bis zwei, kΓΆnnte auch die Aufteilung gerechter gestaltet werden. So kΓΆnnte man dafΓΌr sorgen, dass eine Medaille in einer Sportart, die es nur einmal bei den Spielen gibt, grΓΆΓeren Einfluss auf die Wertung hat als eine Medaille, die in einer Sportart mit mehreren WettkΓ€mpfen vergeben wird.
All das sind nur erste Gedanken. Aber fest steht: Die momentane Wertung hat nur wenig Aussagekraft darΓΌber, welche Nationen erfolgreiche Spiele bestreiten.
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