Was macht eigentlich ESC-Blödelbarde Guildo Horn?
Pünktlich zur alljährlichen ESC-Sause fragt sich nicht nur die eingeschweißte Format-Community, was aus all den ehemaligen ESC-Speerspitzen geworden ist. Einer von ihnen hatte einst "alle lieb" und sorgte mit hibbeligem Schlager-Pop für viel Aufsehen. Sein Name: Guildo Horn.
Seit sage und schreibe 66 Jahren fungiert der ESC als große Bühne für ganz besondere Eitelkeiten. Im grenzenlosen Miteinander unter der europäischen Flagge starteten einst Bands und Künstler wie Abba und Celine Dion ihre unvergleichlichen Weltkarrieren. Auch in Deutschland diente der kunterbunte Pop-Contest, der dieser Tage in Turin über die Bühne geht, dem einen oder anderen Künstler als Karrieresprungbrett.
Neben Schlagersternchen Nicole (1982), der Pop-Combo Wind (1985), TV-Ikone Stefan Raab (2000) und Pop-Wirbelwind Lena (2010) verewigte sich im Jahr 1998 auch ein gewisser Guildo Horn in den ESC-Geschichtsbüchern. Mit seinem schlageresken Potpourri aus Foxtrott-Pop, Klamauk und einer visuellen 70s-Überdosis entfachte der diplomierte Musiktherapeut einen regelrechten Schlagerpop-Hype.
Plötzlich waren bunte Schlaghosen, Koteletten und der hecksche Sound der Siebziger und Achtziger wieder voll im Trend. Guildos Über-Hit "Guildo hat euch lieb" (geschrieben und produziert von Stefan Raab) vereinte die Massen von Kiel bis München. Egal ob Schlager, Neue Deutsche Welle oder radiotauglicher Deutschpop: Dank des Mannes mit dem schütteren Haupthaar und dem komödiantischen Auftreten waren positiv gestimmte Tanzsounds aus der Heimat auf einmal wieder hip.
Der Superstar-Boom um den Musiker, Entertainer, Diplompädagogen, Genussmenschen, Musical- und Operettendarsteller und Multiinstrumentalisten aus Trier hielt aber nicht lange an. Das im Jahr 1999 mit großem Medienrummel inszenierte Kinodebüt von Guildo Horn ("Waschen, Schneiden, Legen") wurde ein Flop und auch die nachfolgenden Tourneen wurden von Jahr zu Jahr kleiner.
Der Musiker blieb aber am Ball. Neben der Konzertbühne beeindruckte er zunehmend am Theater. "My Fair Lady", "Anatevka", "Kiss Me, Kate": Guildo Horn war für alles zu haben. Im Frühjahr 2006 trieb der Barde seine Theater-Affinität gar auf die Spitze, als er in Düsseldorf an einem Abend alle 37 Shakespeare-Stücke auf die Bühne brachte.
Facettenreicher Alleskönner
Guildo Horn ist ein Entertainer durch und durch. Egal ob als TV-Nebendarsteller ("In aller Freundschaft", "SOKO Köln"), als Diener Leporello unter dem Operette-Banner ("Don Giovanni"), als Wirbelwind auf der "Let's Dance"-Tanzfläche oder als Host eines eigenen Talkshow-Formats (für die SWR-Sendung "Guildo und seine Gäste", bei der vor allem Menschen mit geistiger Behinderung im Vordergrund stehen, erhielt Horn den BG Paralympic Media Award): Guildo Horn wirbelte in jeder seiner vielen facettenreichen Rollen mächtig Staub auf.
Im Frühjahr 2021 übernahm Guildo Horn die Moderation der WDR4-Retro-Show "Diskothek im WDR", die einst den amerikanischen Kult-Moderator Malcolm Ronald "Mal" Sondock berühmt machte. Etwa zur selben Zeit nahm der Trierer an der beliebten ProSieben-Rateshow "The Masked Singer" teil und schlüpfte dort in das Stierkostüm.
"Der ESC ist für mich ein gegessenes Thema"
Guildo Horn ist auch nach über 30 Jahren im Showgeschäft immer noch ein gern gesehener Gast, wenn es um familienfreundliche Unterhaltung geht. ESC-Fans sollten sich aber nicht allzu viel Hoffnung machen. Ein Comeback des Barden auf der großen Contest-Bühne wird es wohl nicht mehr geben:
"Der ESC ist für mich ein gegessenes Thema. Das habe ich gemacht und das war eine großartige Geschichte, aber bei 'The Masked Singer' beispielsweise hatte man noch mehr das Gefühl, zu einem Team zu gehören. Außerdem steht hier der Spaßfaktor im Vordergrund", so Guildo Horn in einem Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news kurz nach seiner "The Masked Singer"-Demaskierung.