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"Pambara" – Matto Barfuss: So kritisch sieht er moderne Klimaproteste


Was uns dieses Erdmännchen lehrt
"Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung"


Aktualisiert am 24.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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"Pambara – Brauchen wir einen Boss?": Was hat dieses Erdmännchen mit unserem Klima zu tun?Vergrößern des Bildes
"Pambara – Brauchen wir einen Boss?": Was hat dieses Erdmännchen mit unserem Klima zu tun? (Quelle: Matto Barfuss/Pressematerial)

Matto Barfuss ist seit seinem zwölften Lebensjahr Künstler – und seit vielen Jahren Umweltaktivist. Dennoch sieht er moderne Formen des Klimaprotests kritisch.

Er überquerte barfuß die Alpen, lebte länger als ein halbes Jahr mit einer Gepardenfamilie in Kenia und hat sich nun acht Jahre intensiv einem Tier angenähert: dem Erdmännchen. Gemeint ist Matto Barfuss, Künstler, Artenschützer, Filmemacher und Umweltaktivist. t-online hat mit ihm über sein neuestes Projekt gesprochen. Der 53-Jährige bringt in dieser Woche einen Film in die Kinos: "Pambara – Brauchen wir einen Boss?"

Barfuss, der eigentlich Matthias Huber heißt und seinen Künstlernamen seit seiner 260 Kilometer langen Alpenüberquerung im Jahr 1989 innehat, hat in der afrikanischen Wildnis gedreht und dafür in Eigenregie einen "hohen sechsstelligen" Betrag aufgewendet, wie er verrät. "Ich verbringe nun seit 30 Jahren immer jeweils 6 Monate pro Jahr im afrikanischen Busch. Meine Produktionsweise ist, dass ich fortlaufend die Geschichten meiner tierischen Freunde erzähle. Zuweilen kenne ich Löwen, Geparden und Erdmännchen fast von ihrer Geburt bis zu ihrem Ende", erzählt er.

"Ein philosophisches Märchen im Disneystyle"

Seinen neuen Film bezeichnet er selbst nicht als Dokumentation, sondern als "ein philosophisches Märchen im Disneystyle mit sehr viel Tiefgang". Aus der Perspektive des Erdmännchens Eddi erzählt Barfuss eine Schöpfungsgeschichte. Dabei entlarvt der Streit darüber, wer Boss des Ökosystems ist, auch die Klimakrise als menschengemachte Katastrophe.

"Ich will mit dem Kinofilm erreichen, dass der Mensch endlich mal davon abrückt, sich als Krone der Schöpfung zu sehen. Wir sind eine von rund 8,9 Millionen Arten und wissen nicht, wann für uns der kritische Moment erreicht wäre, dass wir um unser eigenes Überleben fürchten müssen", sagt Matto Barfuss und weist auf die Erkenntnis hin, dass mehr Bescheidenheit dem Menschen guttun würde.

"Finden keine Nahrung, weil sie sich Pfoten verbrennen würden"

Für den Filmemacher sei von Anfang an klar gewesen, das Erdmännchen ins Zentrum seiner neuen Geschichte zu rücken. "Erdmännchen sind niedlich und uns Menschen recht nah", begründet er die Auswahl und fügt an: "Sie stehen oft auf zwei Beinen, haben viel Mimik und eine vielfältige Kommunikation." Außerdem seien die Tiere in ihrem Lebensraum Afrikas von der Klimaerwärmung fünfmal mehr betroffen als der globale Durchschnitt. "Ihr Immunsystem leidet darunter sehr, die Sterblichkeit steigt folglich und oft können sie zu den heißen Tageszeiten keine Nahrung suchen, weil sie sich im Sand die Pfoten verbrennen würden."

Matto Barfuss attestiert der Gesellschaft einen "Klima-Burn-out". Viele Menschen würden das Thema ignorieren, bei Seite schieben: "In Dialogen merke ich sehr häufig, dass die Menschen verunsichert und mit den ganzen Zahlen und Fakten überfordert sind." Daher hat er den Ansatz der Unterhaltung gewählt, erzählt in hübschen Bildern und beeindruckenden Aufnahmen aus der Wildnis eine mitreißende Geschichte. "Als Filmemacher und Künstler sehe ich mich in der Pflicht, den Leuten die Angst von der Komplexität zu nehmen, sie emotional zu erreichen und sie dann auch an das Thema heranzuführen", sagt er über seinen Kampf gegen die Krisenmüdigkeit der Menschen.

Gerade deshalb sieht er manche Protestformen für den Schutz des Planeten auch kritisch. Schließlich ist Barfuss seit Jahrzehnten in dem Bereich aktiv: "Als Künstler suche ich schon mein ganzes künstlerisches Leben lang den richtigen Weg, um Menschen für das Thema nachhaltig zu begeistern." Er sei als Jugendlicher auch auf die Straße gegangen, habe dabei jedoch "viel Enttäuschung" erleben müssen, "nicht mehr erreicht zu haben". Seine Überzeugung lautet: Man könne "Menschen mit schönen Bildern, mit Witz und Emotion viel besser und vor allem nachhaltiger erreichen".

"Es scheint mir manchmal ein wenig konfus und ohne Konzept"

Die sogenannten "Klimakleber" der "Letzten Generation" sieht er dementsprechend kritisch. Zwar sei jeder Protest angebracht, der "etwas konstruktiv nach vorne bewegt", aber genau das sehe er bei dieser Bewegung nicht. "Dahingehend habe ich zuweilen Probleme mit den Protestformen. Ich denke, man kann schon im Rahmen eines gesellschaftlichen Konsens agieren. Mehr konkrete Vorschläge und greifbarere Umsetzungen würden der Bewegung guttun. Es scheint mir manchmal ein wenig konfus und ohne Konzept", so der langjährige Umweltaktivist zur "Letzten Generation".

Doch Barfuss rechnet nicht nur mit den radikalen Klimademonstranten ab, er findet auch kritische Worte in Richtung der aktuellen Bundesregierung. "Mir fehlt der Aspekt, dass auch die Bundesregierung mehr motivierend auf die Bürger eingeht." Vielmehr müsse es darum gehen, den Spaß an der Sache zu vermitteln. "In der Bundesregierung wird alles als Verordnungen und Gesetze verkauft, anstatt mal herauszuarbeiten und zu kommunizieren, wie großartig es ist, eine Basis für eine lebenswerte Zukunft zu schaffen", so Barfuss.

Es sei problematisch, dass die Bürger "sämtliche Maßnahmen als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit" bewerten. "Das müsste nicht so sein. Jeder weiß doch, dass es so nicht weiter geht", sagt er. Sein Ansatz wäre vergleichbar mit dem seines neuesten Filmprojekts: "Warum finden wir mit der Politik an der Spitze nicht einen Konsens, mit Optimismus und Freude das Ruder rum zu reißen?"

Transparenzhinweis: Dieses Interview ist redaktionell unabhängig geführt worden. Zugleich arbeitet der Konzern Ströer, zu dem auch das Nachrichtenportal t-online gehört, in einer Kampagne mit dem Künstler Matto Barfuss zusammen. Das Erdmännchen Eddi ist im Rahmen dessen auf den zahlreichen Out-of-Home-Screens des Konzerns in ganz Deutschland zu sehen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Matto Barfuss
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