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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überraschende Äußerungen RTL macht ARD ein ESC-Angebot – und feiert Raab

Verabschiedet sich Stefan Raab aus dem ESC-Kosmos mit einer Niederlage – oder bekommt er noch einen Versuch? Sein neuer Haussender RTL zeigt sich optimistisch.
Wer Stefan Raab in seiner langjährigen TV-Karriere verfolgt hat, weiß: Dieser Mann ist von Ehrgeiz getrieben. Ob einst bei "Schlag den Raab", nach seiner Rückkehr ins Rampenlicht beim Boxkampf gegen Regina Halmich oder bei seinen Ausflügen zum Eurovision Song Contest: Für Raab zählt nur der Sieg. Dementsprechend schmerzt den 58-Jährigen der enttäuschende 15. Platz beim ESC, den sein ausgewähltes Duo Abor & Tynna am Samstag für Deutschland einfuhr.
"Ich übernehme die Verantwortung für das Ergebnis beim ESC-Finale", sagte Raab nach dem Musikwettbewerb, ließ aber offen, was genau das zu bedeuten hat. Schließlich war der Vorentscheid in diesem Jahr von ihm, RTL und dem federführenden NDR zur "Chefsache" erklärt worden. Der Entertainer veranstaltete mehrere Shows, ließ einen aufwendigen Auswahlprozess durchführen und ging anschließend mit dem erklärten Ziel an den Start, den ESC-Sieg einzufahren.
Jetzt äußert sich RTL zur ESC-Zukunft
Bereits am Montag berichtete t-online ausführlich über die ungewissen Zukunftspläne mit Blick auf den Eurovision Song Contest 2026. Klar ist, dass der NDR fortan nicht mehr die Verantwortung trägt: Die Federführung innerhalb der ARD übernimmt ab sofort der Südwestrundfunk (SWR). Dieser ließ auf t-online-Anfrage mitteilen: "Aktuell wird an ersten Ideen gearbeitet." Einen genauen Fahrplan gebe es bislang nicht – auch zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Stefan Raab gab der SWR zunächst keine Auskunft.
RTL steht für einen Austausch zur Fortsetzung der erfolgreichen Partnerschaft gerne bereit.
RTL-Sprecher
Unterdessen bringt sich Raabs Haussender in Stellung. "Die Entscheidung über die zukünftige organisatorische Ausrichtung liegt bei der ARD und dem SWR. RTL steht für einen Austausch zur Fortsetzung der erfolgreichen Partnerschaft gerne bereit", teilt ein RTL-Sprecher t-online am Dienstag mit. Offenbar gibt es beim Privatsender ein reges Interesse daran, erneut an der Ausrichtung eines ESC-Vorentscheids beteiligt zu sein.
Tatsächlich erklärte bereits ARD-Programmdirektorin Christine Strobl trotz des ernüchternden ESC-Ausgangs: "Mit einer kreativen Allianz aus Stefan Raab, RTL und der ARD ist es gelungen, neue Zielgruppen zu erreichen und dem ESC in Deutschland neue Relevanz und Strahlkraft zu verleihen – mit einem starken Auftritt von Abor & Tynna." Besonders die TV-Reichweiten hatten es den Verantwortlichen angetan: Mehr als neun Millionen Fernsehzuschauer schalteten am Samstag den ESC ein – der damit erreichte Marktanteil von 46,8 Prozent sei der höchste seit elf Jahren, hieß es aus den Chefetagen zufrieden.
"Eine persönliche Haltung von Stefan Raab"
Auch RTL verweist auf diese Erfolge und fügt an: "Fast 4.000 Bewerbungen und damit gleich fünfmal so viele wie im vorherigen Jahr zeugen von der Kraft, die dieser Wettbewerb entwickeln kann." Insgesamt habe der ESC im Jahr 2025 "Bestwerte eingefahren, egal ob die Halbfinals oder das große Finale am Samstag". Und dann lobt der Sender den "Vater des Erfolgs": "Das alles wäre ohne die Beteiligung von Stefan Raab nicht möglich gewesen", heißt es von einem Sendersprecher zu t-online.
Rückblickend sei man mit allen drei Vorentscheid-Shows zufrieden. Von einem "großen Erfolg" ist die Rede. Und weiter: "Die Zusammenarbeit mit der ARD war dabei von Beginn an partnerschaftlich und zielgerichtet auf einen gemeinsamen Erfolg – ein gelungenes Beispiel für öffentlich-rechtliche und private Kooperation auf Augenhöhe."
Fraglich bleibt allerdings, ob der SWR in seinem ersten Jahr als neuer, verantwortlicher Sender mit Stefan Raab zusammenarbeiten wird. Und auch die von Raab selbst angesprochenen Konsequenzen bleiben vorerst ein Rätsel. Auf Nachfrage sagt RTL: "Da dies eine persönliche Haltung von Stefan Raab darstellt, können wir dies nicht kommentieren."
Klingt so, als halte RTL wenig davon, sich wegen des 15. Platzes aus dem ESC-Rennen für das kommende Jahr zu nehmen – zumal sie vor knapp einem Jahr viel Geld ausgegeben haben, um Stefan Raab exklusiv an sich zu binden. Da das Ende seiner Show "Du gewinnst hier nicht die Million" aufgrund ausbleibenden Erfolgs bereits beschlossen ist, müssen die kolportierten 90 Millionen Euro Investition für Raab anderweitig eingespielt werden.
- Eigene Recherchen
- Anfrage an SWR und RTL