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Wie Paul McCartney vor 50 Jahren die Beatles auflöste


Beatles-Trennung vor 50 Jahren
Wie Paul McCartney die "Beatlemania" im Alleingang beendete

Von Sebastian Berning

10.04.2020Lesedauer: 5 Min.
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The Beatles: Hier spielen sie 1966 in einer TV-Aufzeichnung. Damals war die Pilzköpfe-Welt noch in Ordnung.Vergrößern des Bildes
The Beatles: Hier spielen sie 1966 in einer TV-Aufzeichnung. Damals war die Pilzköpfe-Welt noch in Ordnung. (Quelle: imago images / Cinema Publishers Collection)

Sie waren erfolgreicher als jede andere Band vor ihnen. Doch nach zehn Jahren "Beatlemania" war es mit den Beatles vorbei, als Paul McCartney heute vor 50 Jahren seinen Ausstieg bekannt gab.

So viel wie die Beatles hat kaum eine andere Band in gerade einmal zehn aktiven Bandjahren geschafft. Weder die großen Kontrahenten der Rolling Stones, noch Led Zeppelin, Pink Floyd, Kiss oder ABBA. Sie waren Musiker, brachen Chart-Rekorde, verkauften Tourneen aus, drehten Filme wie "Yellow Submarine", zierten Butterbrotdosen und waren Sexsymbole für Frauen sowie Stil-Ikonen für Männer. Bis heute sind Paul McCartney, George Harrison, John Lennon und Ringo Starr aus dem englischen Liverpool mit über 600 Millionen verkauften Alben die kommerziell erfolgreichste Musikgruppe aller Zeiten.

Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass eine der erfolgreichsten Zusammenarbeiten der Pop-Geschichte ihr aufgeschobenes Ende fand: Paul McCartney gab am 10. April 1970 seinen Ausstieg bei den Beatles bekannt – mit einer Pressemitteilung und der Ankündigung, er veröffentliche ein Soloalbum! Die britische Zeitung "Daily Mirror" berichtete als erstes auf ihrer Titelseite: "Paul verlässt die Beatles!". Für Millionen schwärmende Teenager und Musikbegeisterte brach damit eine Welt zusammen.

Was stand in der Pressemitteilung?

Paul veröffentlichte ein Selbst-Interview, welches er mit der Frage begann, ob er ein Album als Pause von den Beatles gemacht habe oder ob dies der Start seiner Solo-Karriere sei. Pauls Antwort war weniger eindeutig, als die Schlagzeile. Er sagte: "Das wird die Zeit zeigen. Ein Solo-Album bedeutet, dass es der Start einer Solo-Karriere ist. Und nicht mit den Beatles fertig zu sein, bedeutet, dass man sich Ruhe gönnt. Das Album ist also beides."

Doch McCartney wollte scheinbar von sich selbst Klarheit und fragte nach, wo die Differenzen lagen und ob sein Bruch mit den Beatles temporär oder permanent sei. Auch da wich Paul sich selbst aus. Zwar nannte er persönliche wie geschäftliche Differenzen als Grund. Wie kurzweilig oder dauerhaft sein Ausstieg war, wusste er in dieser Mitteilung allerdings selbst noch nicht.

Trotzdem war er sich sicher, dass er und John Lennon nie wieder zusammen aktiv Songs schreiben würden. Also ähnlich wie auf den letzten Beatles-Alben, auf denen John Lennon und Paul McCartney jeweils ihre eigenen Songs schrieben, statt wie früher zusammenzuarbeiten.

Der Tag danach

Es war einer der größten Schockmomente der Musikhistorie. Bis heute! Am 11. April 1970 herrschte unter den Teenie-Fans der Ausnahmezustand. Viele versammelten sich vor den Londoner Büros des "Apple"-Labels und hofften Paul zu sehen. Oder einfach jemand anderen von der Plattenfirma, der ihnen sagte, dass die Beatles noch immer eine Band seien.

Britpop-Vorreiter Paul Weller erinnert sich im Gespräch mit "The Guardian" noch genau an diesen einen Tag danach, den ersten Tag ohne Beatles. "Ich konnte es nicht verstehen. Ich fühlte mich zertrümmert. Die Beatles waren mein ganzes Universum. Heute verstehe ich, dass es nötig war, denn die Beatles hätten nicht in die 70er gepasst. David Bowie nahm ihren Platz ein, denke ich."

Der "BBC 6 Music"-DJ Don Letts, der bei der "Fab Four"-Trennung 14 Jahre alt war, konnte schnell das Positive am Band-Bruch sehen: "Die ersten Solo-Alben der Beatles waren fantastisch!"

Die Beatles selbst sahen Pauls Pressemitteilung als Verrat an. Er habe den Schock und die daraus resultierende Aufmerksamkeit benutzt, um sein Solo-Album "McCartney" zu promoten. Auch bei den Fans war Paul der Buhmann, denn er hatte die unheilsame Kunde der Beatles-Trennung verbreitet.

Kam der Split plötzlich?

Auch wenn für die Öffentlichkeit Pauls Ausstieg vielleicht etwas plötzlich kam, kam das Ende der Beatles langsam, aber unaufhaltsam. Bereits Anfang 1969 gab es große Spannungen innerhalb der Band. Eigentlich wollten sie mit "Let It Be" einen einstündigen Live-Musikfilm produzieren, doch schon während der Songwritingsessions gab es Spannungen zwischen Paul und den restlichen Beatles.

Ihren ersten und letzten öffentlichen Gig nach zwei Jahren Tourpause spielten sie am 30. Januar 1969 auf dem Dach ihres Labels "Apple Corp". Der letzte Song, den die vier Musiker zusammen spielen sollten, war ironischerweise "Get Back". John Lennon machte die finale Ansage der Beatles: "Ich möchte mich im Namen der Band bedanken und hoffe, dass wir das Vorsprechen bestanden haben."

Zu dem Zeitpunkt waren aus Musikern und Freunden schon Geschäftsmänner mit eigenen Interessen geworden. Durch den Tod ihres Managers Brian Epstein am 27. August 1966 übernahmen die Beatles immer mehr geschäftliche Aspekte der Gruppe. McCartney brachte Anwälte in die Meetings, die der Band helfen sollten. Die anderen drei Pilzköpfe brachten später ihre eigenen Anwälte mit. Von der harmonischen Arbeitsweise der Anfangstage war nichts mehr übrig.

"Wir schauten uns nur an", sagte McCartney der BBC Jahrzehnte später. "John dachte sich etwas aus, ich dachte mir etwas aus. Wir inspirierten uns einfach gegenseitig." Doch bereits das selbstbetitelte Album, oft wegen des weißen Covers einfach "White Album" genannt, offenbarte 1968 den kreativen Riss zwischen den Hauptsongwritern. Lennons eher anspruchsvollem Material stand McCartney mit der frech-poppigen Nummer "Ob-La-Di, Ob-La-Da" gegenüber. Und dann gab es noch die Songs von Ringo, der seinen Mitstreitern kompositorisch immer hinterherhing...

Die letzten Monate der Beatles

Es kriselte gewaltig: 1969 verließen sowohl Harrison als auch Starr für kurze Zeit die Beatles. Lennon hatte zudem in der Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono seine "Göttin der Liebe" gefunden. Sie durfte sogar mit ins Studio und bei den Aufnahmen mitwirken. Dabei war es bei den Liverpoolern ein ungeschriebenes Gesetz, dass ihre Frauen nicht ins Tonstudio durften. Auch das sorgte für weitere Risse im Bandgefüge. Doch Lennon war verliebt, heiratete Yoko Ono. Er heiratete am 20. März 1969, acht Tage nach McCartneys Hochzeit mit der US-Fotografin Linda Eastman.

Es folgte noch die Veröffentlichung von "Abbey Road", dem Album mit dem Kult-Cover, auf dem die vier Beatles über den wohl bekanntesten Zebrastreifen der Welt laufen.

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Am 10. April 1970 veröffentlichte McCartney die Pressemitteilung, durch die sich der Split der Beatles manifestierte. Vor allem Lennon war sauer: "Ich habe letztes Jahr vier Alben herausgebracht, und ich habe kein einziges Wort übers Aufhören gesagt," sagte er seinem Biografen Philip Norman.

Paul McCartney als Solo-Künstler

Die zerstreuten Beatles gingen ihren Solo-Projekten nach. Besonders McCartney und Lennon waren auch ohne die Pilzköpfe sehr erfolgreich. Lennon gelang 1971 mit "Imagine" ein zeitloser Klassiker, dessen Titelsong noch heute bekannt ist.

Paul McCartney trieb es ähnlich bunt. Er nahm 1970 ein erfolgreiches selbstbetiteltes Soloalbum auf. Danach eines mit seiner Frau, um anschließend die Band Wings zu gründen, die ihn auf mehreren Alben begleitete. Mal veröffentlichten sie Platten als Wings, mal als Paul McCartney & Wings. Ab 1980 war McCarntey dann wieder solo unterwegs, veröffentlichte "McCartney II", die Fortsetzung seines Solo-Debüts.

McCartney macht noch immer Musik. Sein aktuelles Studioalbum "Egypt Station" erschien 2018. Noch heute spielt er in seinen Konzerten Songs der Beatles. Und da sind selbst diejenigen versöhnt, für die am 10. April 1970 eine (Teenie-)Welt unterging.

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