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Schon gehört? So verführerisch ist die Neue von Alicia Keys


Schon gehört?
Der Soundtrack der Woche (18. September 2020)

MeinungVon Sebastian Berning

18.09.2020Lesedauer: 6 Min.
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Alicia Keys: Die US-Soulstimme zählt zu den erfolgreichsten Sängerinnen dieses Jahrtausends.Vergrößern des Bildes
Alicia Keys: Die US-Soulstimme zählt zu den erfolgreichsten Sängerinnen dieses Jahrtausends. (Quelle: imago images / MediaPunch)

In der Flut von neuen Alben und Neuauflagen alter Klassiker kann man schon mal den Überblick über die Musiklandschaft verlieren. t-online hat dafür offene Ohren und gibt Ihnen Lauschtipps.

Bei Spotify, Apple Music und Co. wird man mit Neuerscheinungen schier überfordert. Playlists aktualisieren sich ständig, nicht alles darin gefällt und überhaupt ist das Album doch das viel schönere Format. Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der wöchentlichen Rubrik "Schon gehört" (jeden Freitag) ein. Hier gibt es die besten, wichtigsten und skurrilsten Alben für die nächsten sieben Tage.

Alicia Keys – Alicia

Wenn ich an Alicia Keys denke, habe ich immer diesen "And now you're in New York, New York, New Yoooooork" im Kopf. Und natürlich "Falling", den großen Hit, mit dem die R'n'B-Queen 2001 ihren Durchbruch feiern konnte. Mit dem schlicht "Alicia" betitelten Werk meldet sich die zweifache Mutter nun eindrucksvoll zurück.

"Here" von 2016 war alles andere als "da". Alicia hatte damals zu viel experimentiert, wollte sich wohl künstlerisch austoben, hat dabei aber vergessen, dass sie doch eigentlich griffige Songs schreiben sollte. Der "Alicia"-Opener "Truth Without Love" macht da zunächst nicht viel Mut. Piano-Geklimper, sphärische Keyboards, viele verschiedene Gesänge liegen übereinander. Es gibt keine Drums, an denen man sich orientieren könnte. Doch dann schlägt Alicia endlich wieder zu!

"Time Machine" wird seinem Namen gerecht. Der stampfende Beat mit der pulsierenden Bass-Line erinnert an die späten 80er. Der Song geht trotz spärlichen, aber verführerischen Melodien gut ins Ohr. Die moderne R'n'B-Nummer "Authors of Forever" oder das Dub-mäßige "Wasted Energy" können ebenfalls überzeugen. Hier experimentiert das Stimmwunder zwar auch, schafft es dabei aber Melodien zu erarbeiten, die etwas griffiger sind. "Underdog" ist noch ein ganz anderes Kaliber: Die Nummer erinnert an ihre ersten Alben und hat einen schönen "So klang Popmusik 2002"-Flair.

Wenn der schlichte Titel "Alicia" bedeutet, dass sich die Sängerin wiedergefunden hat, dann kann man sich schon mal auf die nächsten Alben dieser Künstlerin freuen. Mit den neuen Songs ist sie endlich wieder auf Kurs.

Nick Mason's A Saucerful of Secrets – Live at the Roundhouse

Als Drummer von Pink Floyd wurde er durch sein unaufgeregtes Spiel zum Weltstar, war an Klassikern wie "The Wall", "Dark Side of the Moon" und "Wish You Were Here" beteiligt. Doch Schlagzeuger Nick Mason hat Bock auf den alten Kram! Mit seiner Liveband Nick Mason's A Saucerful of Secrets spielt er Pink-Floyd-Songs, die vor "Dark Side of the Moon" erschienen. Und das hat es in sich.

In einem extrem schön aufgemachten Artwork, wenn man sich die Vinylausgabe ins Regal stellt, finden sich auf zwei Schallplatten lauter feine Liveperlen, die 2019 im Londoner Roundhouse aufgenommen wurden. Obskure Songs von Pink Floyd wie das fast schon kindische "Bike", die Improvisationshymne "Interstellar Overdrive", das sphärige "Set the Controls for the Heart of the Sun" oder "Astronomy Domine" tummeln sich hier. Dass hier die Hochglanz-Klassiker fehlen, ist sogar von Vorteil. Selten bis gar nicht gespielte Nummern haben dann doch etwas mehr Reiz als die 24. Version von "Another Brick in the Wall" oder "Us and Them".

Der Klang des Konzertmitschnitts ist schön klar, die Songauswahl verdient einfach das Prädikat "kultig" und die Band, die Nick Mason um sich schart, spielt die Songs mit viel Elan. Das macht Laune und ist eine ganz andere Kiste als ein Livealbum von David Gilmour oder Roger Waters.

Wolfgang Niedeckens BAP – Alles fließt

Vor 41 Jahren kam das Debüt der Kölsch-Rocker BAP auf den Markt. Das ist verdammt lang her. Frontmann Wolfgang Niedecken hat trotzdem noch viel Lust aufs Musikmachen. Mit "Alles fließt" bewegt sich der Deutschrocker musikalisch in üblichen Gewässern. Rolling-Stones-mäßige Rocker wie das flotte "Hauptjewinn" oder "Ruhe vor'm Sturm", dessen Anti-Populismus-Aussage aktuell mehr als wichtig ist, treffen auf nachdenkliche Nummern wie "Mittlerweile Josephine", welches Niedeckens Töchtern (nicht nur Josephine) gewidmet ist. Natürlich gibt es mit "Den Rest meines Lebens" auch eine schöne Ballade, die der Kölner für seine Frau geschrieben hat.

Auf ihrem 20. Album "Alles fliesst" sind BAP im Fluss. Sie wissen, was sie können, sie wissen, was die Fans wollen. Dennoch klingt die Band, deren Besetzungskarussell sich über die Jahre recht oft drehte, frisch.

Napalm Death – Throes of Joy in the Jaws of Defeatism

Ich habe Ihnen letzte Woche versprochen, dass es diese Woche nicht so hart zur Sache gehen wird. Mit Napalm Death mag ich dann aber doch eine Ausnahme machen. Die Briten sind einfach eine Institution im Metal und schafften es mit dem wohl kürzesten Song der Musikgeschichte, "You Suffer", sogar mal ins Guinness Buch der Rekorde. Die Nummer ist so schnell vorbei, dass man selbst den Songtext "But why?" (das ist er schon) kaum mitlesen kann.

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Nach den Lärm- und Geschwindigkeitsorgien der ersten Alben machten Napalm Death in den 90ern einige richtig starke Death-Metal-Platten. Da muss ich gestehen: So gerne ich zur "Harmony Corruption" greife, so selten höre ich die aktuellen Alben der Band. Und die neue LP macht mir deutlich: Fehler, Sebastian!

Schon der Opener "Fuck the Factoid" macht keine Gefangenen. Da wird sofort drauf los gedroschen, auch wenn der Refrain schon fast an (unmelodische) Fear Factory erinnert. Was bei dem Vergleich schon auffällt: So vielschichtig klangen Napalm Death wohl noch nie. Death Metal, Grindcore, Thrash und teilweise massig Groove bringen die neuen Tracks mit. "That Curse of Being In Thrall" hat einen dermaßen wuchtigen Mittelteil, dass es einen beim Hören fast schon in den Sitz drückt. Top! "Fluxing of the Muscle" wird seinem Titel gerecht und hat eine ähnliche Wirkung. Und bei "Contaigon" schimmert der Einfluss von Slayer ordentlich durch.

Während aktuell viele Bands wie Necrot oder Skeletal Remains (von denen habe ich Ihnen letzte Woche ja schon erzählt) auf 90er-Retro-Death-Metal setzen, machen Napalm Death 2020 ihr eigenes Ding. Und das obwohl sie die 90er geprägt haben.

Marianne Rosenberg – Im Namen der Liebe (Jubiläums Edition)

"Er gehört zu mir" mit mehr Bumms? Klar, das geht! Auf der Neuauflage von "Im Namen der Liebe", dem ersten Nummer-1-Album von Marianne Rosenberg, welches erst im März erschien, ist eine Neuaufnahme des Klassikers drauf. Das hat ein bisschen mehr Disco-Flair, könnte aber durch das Zusammentreffen von Bläsern und Stampf-Beat auch schon fast Neo-Psychedelica sein. So oder so: Ohrwurm, Klassiker, Kulturgut.

Was gibts sonst Neues von der Marianne? CD 1 könnten Sie vielleicht schon im Regal stehen haben, denn das ist einfach nur das bereits bekannte Album. Sammler werden eher beim zweiten Silberling die Ohren aufmachen. Neben aktuellen Versionen alter Gassenhauer gibt es auch unveröffentlichte Songs und Remixe auf die Ohren. Mit "Das Herz" wird auf die Tränendrüse gedrückt, die Trennungsnummer "Er war wie du" besticht durch eine recht moderne Produktion und "Ohohooo"-Refrain.

Ace Frehley – Origins Vol. 2

Mit Kiss wurde Gitarrist Ace Frehley in den 70ern zum Rockstar. Er prägte mit seinem coolen Gitarrenspiel die Anfangstage der Make-up-Rocker. Auch als Solokünstler konnte er sich etablieren, selbst wenn die großen Erfolge ausblieben. Mit "Origins Vol. 2" mimt der Rocker nun die Coverband.

Schon ironisch: Als Space Man schrieb er bei Kiss einige zeitlose Klassiker mit, die heute von unzähligen Covertruppen nachgespielt und teilweise verhunzt werden. Nun gibt er zum zweiten Mal selbst den Covermusiker und verneigt sich vor den Rolling Stones, Deep Purple oder Led Zeppelin. Ace Frehley bleibt nah bei den Originalen, drückt den Songs nicht immer seinen eigenen Stempel auf. Klaro, der Ace hat schon Bock auf die Songs, hört man auch, aber viel Neues wird aus den alten Klassikern nicht herausgekitzelt.

Reezy – Weißwein & Herzschmerz

Weißwein und Herzschmerz klingt nach einer im Ansatz besseren Mischung als "Schlaftabletten, Rotwein", die Alligatoah kredenzt. Mit "Weißwein & Herzschmerz" legt Rapper Reezy sein teilweise melancholisches Herbstalbum vor.

Wenig Uptempo, dafür deepe Beats, ein bisschen Neo-Soul und der Wechsel zwischen Raps und etwas dünnem Gesang macht die neue Reezy-LP aus. Der gute Mann singt viel über die Liebe, sei es im Opener "1+1" oder dem langsamen "Aftershow". Das ist im Gegensatz zu Capital Bra oder anderen aktuellen Chartstürmern mehr als erfrischend. Der Dub-Einfluss von "Sandmann" müsste nicht sein. Warum diese Woche schon zwei Künstler darauf setzen, bleibt mir ein Rätsel.

Highlight der Songsammlung ist aber wohl das schön traurige und wenig machohafte "Heartbreak Interlude". Akustikgitarren, ein langsamer Beat und schön dezente Samples liegen unter melodischem Sprechgesang über Trennungsschmerz, Alkohol und Vorwürfe. Klasse, fast wie ganz alte Casper-Emo-Sachen. Das braucht Rap 2020 auch mal wieder. Es kann ja nicht nur über "Rossmänner" gerappt werden.

Alle Alben sind am 18. September in digitaler sowie physischer Form erschienen. Haben Sie "Schon gehört", wer nächste Woche dabei sein wird? Der verstorbene Lou Reed meldet sich zurück, denn endlich wird sein eigentliches Meisterwerk "New York" mit viel Bonusmaterial wieder aufgelegt. Auch die Nu-Metal-Helden Deftones bringen endlich etwas Neues heraus. Und Machine Gun Kelly, der aktuelle Freund von Meghan Fox, macht nun auf Pop Punk statt Rap. Wir hören uns wieder!

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