Bei Staatsbesuchen Prinz Andrew soll um attraktive Frauen gebeten haben

Einem Royal-Experten zufolge finanziert Prinz Andrew sein Leben nicht nur durch seine Marinepension. Auch zwielichtige Geschäfte sollen sich positiv auf seinen Kontostand auswirken
Im Rahmen seiner Verwicklung mit dem 2019 verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein kam es auch zu Missbrauchsvorwürfen gegen Prinz Andrew. Ein Zivilverfahren in der Sache führte zu keinem öffentlichen Prozess, stattdessen gab es eine außergerichtliche Einigung zwischen ihm und Klägerin Virginia Giuffre. Seine Mutter, Queen Elizabeth II., entzog ihm wegen des Skandals sämtliche Ehrenämter und Titel – luxuriös lebt der 65-Jährige aber noch heute.
So soll er eine Sammlung teurer Autos besitzen und im Royal Lodge mit 30 Schlafzimmern im Windsor Great Park leben. Das Anwesen hat er laut "Daily Mail" für 7,5 Millionen britische Pfund unter anderem mit einem Swimmingpool und einem Golfplatz aufgewertet. Offiziell finanziert sich Andrew durch seine Marinepension und Zuwendungen der Familie. Inoffiziell soll er ein Netz aus Kontakten, Privilegien und fragwürdigen Deals genutzt haben, um sich ein Vermögen aufzubauen.
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Darüber schreibt Royal-Experte Andrew Lownie in seinem neuen Buch "Entitled" und einem aktuellen "Daily Mail"-Artikel. Etwa 20 Jahre lang, bis 2001, war Andrew aktives Mitglied der Royal Navy, stieg dort später jedoch nicht weiter auf. Einem Offizier zufolge waren "mangelndes Engagement und mangelnde Aufmerksamkeit bei der ordnungsgemäßen Erfüllung seiner Pflichten" der Grund.
Eine gute Position hatte Andrew während der Zeit bei der Marine aber dennoch – Kritikern zufolge aufgrund von Vorzugsbehandlung: Sein Bruder Charles soll veranlasst haben, dass er in der Direktion für Marineoperationen im Verteidigungsministerium arbeitete und zum Kommandanten befördert wurde. Der heutige König habe Andrew so damals ermöglicht, "die Welt zu bereisen, Hände zu schütteln und Golf zu spielen", zitiert Lownie eine nicht namentlich genannte Quelle.
Andrews Deals als Sondergesandter
Nach der Zeit bei der Royal Navy wurde Andrew britischer Sondergesandter. Er habe keine offizielle Vergütung, aber eine Jahressumme von 249.000 britischen Pfund pro Jahr sowie die Erstattung seiner Spesen durch seine Mutter erhalten. Wie Lownie unter Berufung auf hochrangige Quellen im britischen Außenministerium schreibt, habe man Andrews Arbeit damals mit strengem Blick verfolgt. Man habe auf keinen Fall zulassen wollen, "dass die britische Handelspolitik von der Lage der besten Golfplätze der Welt bestimmt wird". Charles soll besorgt gewesen sein, dass sein Bruder "der Versuchung, Geschäftliches mit Privatem zu vermischen, nicht widerstehen könne".
Doch tatsächlich soll Andrew seine Position als Sondergesandter ausgenutzt haben. In der Praxis habe er seine Missionen gern mit Golfturnieren, Luxusurlaubsverlängerungen und diskreten Treffen mit autoritären Staatsmännern verbunden. Er habe Kontakt zu umstrittenen Persönlichkeiten, wie Saif Gaddafi, dem Sohn des einstigen Staatsoberhaupts Libyens, und Aserbaidschans Machthaber Ilham Aliyev gepflegt. Offizielle Termine seien zur perfekten Tarnung privater Geschäfte geworden.
Immobilie gegen Informationen?
Besonders profitabel sei Andrews Beziehung zu Kasachstans Präsident Nursultan Nazarbayev. Dessen Schwiegersohn Timur Kulibayev kaufte laut Lownie 2007 Andrews Anwesen Sunninghill Park – für drei Millionen britische Pfund über dem Marktwert. Und das, obwohl es keine weiteren Gebote gegeben habe. Der britische Palast dementierte die Vorwürfe, Andrew habe persönlich von seiner öffentlichen Arbeit in Kasachstan profitiert.
Rakhat Aliyev, ein anderer Schwiegersohn Nasarbajews, habe später jedoch behauptet, der Immobiliendeal mit Andrew beinhalte, dass letzterer Kasachstan mit Informationen des britischen Premierministers aushelfe, wenn es nötig ist. Auch kam es laut Lownie zu Infrastruktur-Deals in Kasachstan, die Andrew eine Provision von 3,83 Millionen Pfund eingebracht hätten.
Tim Reilly, Vizepräsident der internationalen Finanzberatungsfirma Kroll, begleitete Andrew während seiner Zeit als Handelsgesandter in Russland. Dort soll der britische Prinz sich auffällig habgierig gezeigt haben. "Putin könnte Andrew (und die königliche Familie) jederzeit mit Fotos, Geschichten und Beweisen erledigen, die er zweifellos über Andrew in Russland hat", wird Reilly zitiert.
"Er mag Blondinen"
Andrew Lownie berichtet zudem unter Berufung auf Diplomaten, Prinz Andrews Mitarbeiter hätten bei Staatsbesuchen darum gebeten, attraktive Frauen zu Veranstaltungen einzuladen. Ein Privatsekretär habe einst erklärt: "Er mag Blondinen." Ein Konsul habe dem entgegnet: "Ich bin Diplomat, kein Zuhälter."
Auch Andrews Netzwerk-Format Pitch@Palace geriet ins Zwielicht. Dabei handelt es sich um eine von ihm gegründete Initiative, die Unternehmer und Investoren zusammenbringen soll. So soll Andrew 2019 etwa eine Summe von 750.000 britische Pfund auf seinem Konto erhalten haben – angeblich ein Hochzeitsgeschenk für seine Tochter, Prinzessin Beatrice. Absender sei der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Selman Turk gewesen, der nur neun Tage vorher einen Preis bei Pitch@Palace gewonnen hatte.
Trotz jahrelanger Kritik sei Andrews Treiben weitgehend unkontrolliert geblieben. Diplomaten und Ministerien hätten die offene Konfrontation gemieden. So soll Andrew seinen Titel als Eintrittskarte in höchste Kreise genutzt – und die Grenzen zwischen Staatsauftrag und Selbstbereicherung konsequent verwischt haben.
- amazon.com: "Entitled: The Rise and Fall of the House of York" (englisch)
- dailymail.co.uk: "Revealed: How Andrew acquired his secret millions. ‘His Buffoon Highness’ used his Foreign Office role to cosy up to corrupt leaders and gun smugglers and boost his own wealth – with trips all funded by the taxpayer" (englisch)
- Eigene Recherche