Rudi Assauer: Testament ist ungültig – Arzt zweifelt an Zurechnungsfähigkeit

Nach dem Tod von Rudi Assauer im Februar 2019 wurde bekannt, dass nur eine seiner beiden Töchter erbt. Jetzt urteilt ein Gericht: Sein Testament ist nicht gültig.

Das Testament des 2019 an Demenz verstorbenen langjährigen Fußballmanagers Rudi Assauer ist ungültig. Das hat nun das Amtsgericht Recklinghausen beschlossen, wie die "Zeit" berichtet.

Assauer hatte das Testament im Januar 2012 bei einem Notar unterschrieben, die Alzheimer-Diagnose stand damals schon fest. Vermerkt ist in seinem Testament, dass seine heute 57-jährige Tochter Bettina Michel die Alleinerbin seines Vermögens ist.

Thomas Finkbeiner, Chefarzt der Dortmunder Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, beschreibt nun in seinem Gutachten, dass Assauer zu jenem Zeitpunkt bereits "nicht mehr in der Lage, mit einem freien, eigenverantwortlichen oder unbeeinflussten Willen zu entscheiden", gewesen sei. Das Gericht berief sich bei seinem Beschluss auf das Gutachten, begründet, dass es "davon überzeugt" sei, dass der frühere Schalke-Manager "im Zeitpunkt der Beurkundung dieses Testamentes nicht testierfähig gewesen ist".

Neben Finkbeiner gaben vier Fachärzte medizinische Stellungnahmen für das Gericht ab. Drei von ihnen kannten den alzheimerkranken Assauer persönlich. Entscheidend war dem Bericht zufolge das Gutachten von Finkbeiner, in dem es heißt: "Angesichts des vorhandenen Krankheitsbildes ist ein sogenannter lichter Moment, welcher vorübergehend zu einer Testierfähigkeit geführt haben könnte, medizinisch nicht möglich." Ein einziger klarer Moment in der Notarkanzlei seitens Assauers gilt damit als ausgeschlossen.

Assauer war zweifacher Vater: von Bettina Michel aus einer früheren Beziehung und Katy Assauer aus seiner Ehe mit Ingrid Assauer. Zu Michel hatte Assauer jahrelang wenig Kontakt. Dann nahm sie ihn bei sich auf und pflegte in bis zu seinem Tod in einem kleinen Zimmer in ihrem Reihenhaus. Michel war es, die ihn 2012 zu dem laut "Zeit" behutsam vorbereiteten Termin beim Notar begleitete. Er sollte dort einzig das vorbereitete Dokument unterzeichnen.

Wurde Assauer ausgeplündert?

Dem Bericht zufolge spreche viel dafür, dass Assauer ausgeplündert wurde – nicht nur von seiner älteren Tochter Bettina Michel. Denn von seinem Vermögen war schon kaum noch etwas übrig, als der einstige Fußballprofi mit 74 Jahren starb.

Der Beschluss des Recklinghäuser Amtsgerichts folgt jetzt auf einen Antrag der 52 Jahre alten Katy Assauer. Zu "Zeit" sagt sie: "Ich habe von Anfang an daran geglaubt, dass ich Erfolg haben würde, obwohl mir mehrere Anwälte erklärt hatten: Das klappt nie."

Für Michel steht aber offenbar fest, dass sie das Urteil nicht hinnehmen will. Denn ihr Anwalt sagt zu "Bild": "Wir werden Beschwerde einlegen und vor das OLG in Hamm ziehen. Aus unserer Sicht ist das Gutachten unzureichend, da wichtige Stimmen von Medizinern, die Rudi Assauer betreut haben, und vor allem von Notaren, die Assauer für zurechnungsfähig erklärt haben, nicht berücksichtigt wurden."