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"Wir können auch anders" | Pheline Roggan: "Dann werden wir wirklich verzichten müssen"


Pheline Roggan über Verbotsvorwürfe
"Dann werden wir wirklich verzichten müssen"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 21.03.2023Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Pheline Roggan: Die Schauspielerin setzt sich für Klimaschutz ein.Vergrößern des Bildes
Pheline Roggan: Die Schauspielerin setzt sich für Klimaschutz ein. (Quelle: SWR/Florida Film/2Pilots/Martin Rottenkolber)

Beim Thema Klimaschutz ist oft von Verbot und Verzicht die Rede. Das ist Quatsch, findet Schauspielerin Pheline Roggan. Gute Lösungsansätze helfen letztlich allen, erklärt sie.

Viele Fans kennen Pheline Roggan durch die Serie "jerks" – doch seit Jahren steht die Schauspielerin nicht nur für TV- und Filmproduktionen vor der Kamera, sondern engagiert sich auch im Kampf gegen die Klimakrise. Mit Kolleginnen und Kollegen hat sie etwa eine Initiative für grünes Drehen gegründet – mehr dazu lesen Sie hier.

Jetzt ist die 41-Jährige in der neuen ARD-Klimaschutz-Doku "Wir können auch anders" zu sehen. Gemeinsam mit weiteren Prominenten sucht sie nach Lösungen, um die Klimakrise einzudämmen. Im Interview mit t-online erklärt Roggan, es sei nicht gerecht, dass ein nachhaltiger Lebensstil mit Verboten und Verzicht assoziiert werde – und spricht über eine überraschende Entscheidung von McDonald's.

t-online: Sie sind eigentlich Schauspielerin. Warum machen Sie jetzt eine Klimasendung?

Pheline Roggan: Weil wir in einer Zeit multipler Krisen und deprimierender Nachrichtenlagen leben. Gerade jetzt ist es wichtig, Hoffnung zu verbreiten. Die Transformation, die wir brauchen, um die Klimaziele einzuhalten, wirkt für viele unerreichbar. Also sind wir losgezogen und haben Menschen gesucht, die in Betrieben, Initiativen oder Stadtvierteln überlegt haben, wie sie sich anders aufstellen können. Und siehe da: Es gibt schon Lösungen, und sie funktionieren – auch bei uns um die Ecke. Jetzt müssen nur die politischen Rahmenbedingungen so angepasst werden, dass diese sich auch großflächig durchsetzen können.

Aber die Menschen fürchten, dass das Verbot und Verzicht bedeutet. Zu Unrecht?

Klimaschutz wird wahnsinnig viel mit Verbot assoziiert. Nur selten wird über die positiven Möglichkeiten gesprochen, die das beinhaltet. Es geht doch um die Frage, wie wir leben wollen. Wenn wir die Klimaziele nicht einhalten – und danach sieht es momentan aus –, wird es zappenduster, wie meine Mutter sagen würde. Dann werden wir wirklich verzichten müssen. Trotzdem verharren viele in einer Art Ohnmacht und konservieren das Jetzt als Optimum. Wir sollten uns die Frage stellen: Ist das wirklich die beste Art, wie wir gerade zusammenleben und arbeiten, oder könnte man das nicht besser, fairer, gerechter und nachhaltiger denken?

Könnte man denn?

Ja, es gibt viele tolle Ansätze. Die Menschen, die wir für "Wir können auch anders" besucht haben, wirken nicht, als würden sie verzichten – im Gegenteil. Viele haben ihre Projekte auch nicht aus Klimaschutzgründen gestartet. Wir haben beispielsweise ein Dorf besucht, das gemeinschaftlich in eine Windkraftanlage investiert hat – weil der Strom zu teuer war, also aus wirtschaftlichen Gründen. Jetzt sind sie total nachhaltig und progressiv aufgestellt und verdienen alle daran. Ein nachhaltiger Lebensstil kann so viele weitere Vorteile haben. Das fehlt leider oft in der öffentlichen Debatte, da wird nur über Verzicht und Verbote gesprochen. Das bleibt dann bei den Menschen hängen und verunsichert.

Aber was verstehen Sie unter "die politischen Rahmenbedingungen müssen angepasst werden"?

Wenn wir uns die Tempolimit-Debatte angucken: 70 Prozent der Bevölkerung befürworten das. Trotzdem wird immer wieder darauf gepocht, dass es Leute gibt, die dagegen sind. Aber wenn die Faktenlage wissenschaftlich und soziologisch so eindeutig ist, dass etwas besser ist für alle – von der Charge, der Belastung, den Unfalltoten –, dann sollte das doch durchgesetzt oder ausprobiert werden.

Also doch Verzicht beziehungsweise Verbot?

Nein, nur eine Einschränkung – und letztlich hilft es allen. Wie die rote Ampel zum Beispiel, die ist doch auch kein Verbot, sondern eine Richtlinie. Wir wollen zeigen, was darüber hinaus möglich ist. Es gibt verschiedene Arten, mit der Krise umzugehen: Es gibt den Verdrängungsmodus. Dem gegenüber stehen Menschen, die sehr alarmiert sind und sich engagieren. Und es gibt viele – das verstehe ich total –, die fühlen sich machtlos und wissen nicht, wo sie ansetzen sollen. Da möchten wir einhaken.


Quotation Mark

"Wir versuchen, durch positive Geschichten zu motivieren."


Pheline Roggan


Inwiefern?

Alle wissen mittlerweile, worum es geht und dass gehandelt werden muss, nur das Wie ist unklar. Aus diesem Nichtwissen entstehen nachvollziehbare Ängste und daraus zum Teil auch Abwehrreaktionen. Mit "Wir können auch anders" versuchen wir, auch diese Menschen zu erreichen und sie durch positive Geschichten zu motivieren, dass Veränderung möglich ist.

Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten überrascht?

Ich habe den Landwirt und Kuhzüchter Benedikt Bösel besucht. Er hat mir erklärt, dass die Kuh kein Klimakiller ist. Das wird oft so erzählt, aber die Massentierhaltung ist das Problem, nicht das Tier an sich. Bei Fleisch- und Milchprodukten ist es deshalb besonders wichtig, auf Bioqualität zu achten, sofern man sich das leisten kann, und den Verzehr zurückzuschrauben.

Warum gerade da?

In einer neuen Studie wird beschrieben, dass allein durch den Verzehr von methanproduzierenden Lebensmitteln das 1,5 Grad-Ziel gerissen wird. Das betrifft vor allem tierische Produkte wie Milch und Fleisch und leider auch Reis.

Reis?

Reis produziert leider viel Methan, weil sich durch das stehende Wasser Bakterien bilden, die Methan produzieren. Da habe ich mir auch gedacht: Bitte nicht auch noch Reis. Aber Milch und Fleisch zu reduzieren, würde schon reichen. Ich persönlich habe mir Kuhmilch zum Beispiel total gut abgewöhnen können. Ich probiere auch viele Fleischersatzprodukte aus. Da hat sich viel getan in der letzten Zeit. An Käse kann in meinen Augen noch ein bisschen gearbeitet werden. Aber da bin ich optimistisch.

Ist denn die Nachfrage groß genug?

Absolut. Viele große Fleischfabrikanten produzieren inzwischen auch großenteils pflanzliche Ersatzprodukte. Das ist doch ein total gutes Zeichen. Es scheint die Nachfrage dafür zu geben.

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Sicher? McDonald's hat gerade den veganen Burger von der Speisekarte gestrichen. Wenn sich der rentiert hätte, hätten sie das sicherlich nicht getan.

Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Damit entgeht denen doch eine große Zielgruppe – vor allem, nachdem McDonald's jetzt ein grünes Logo hat, ist das doch unpassend (lacht). Fragwürdig, warum da jetzt eine immer größer werdende Zielgruppe ausgeschlossen wird.

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Und wenn die Zielgruppe gar nicht so groß ist?

Die Ernährungsgewohnheiten von sehr vielen Menschen haben sich in den letzten Jahren verändert, die Anzahl der Vegetarier und Veganer steigt kontinuierlich, und vor allem die Gruppe der Flexitarier, also Menschen, die ihren Fleischkonsum einschränken möchten, wächst Jahr für Jahr. Zumal bei verarbeiteten Fleischprodukten – Currywurst, Chili usw. -, wirklich kein Unterschied mehr zwischen Fleisch und Ersatzprodukt zu schmecken ist. Ich hatte neulich ein Erlebnis auf einer Bahnfahrt: Da hat ein Mann vor mir eine Currywurst bestellt, es gab aber nur noch die vegetarische. Dann wollte er doch keine mehr. Ich meinte dann zu ihm, dass er sie probieren soll, weil er keinen Unterschied merken werde. Er hat sich drauf eingelassen und er meinte dann zu mir: Es stimmt!

"Wir können auch anders" ist ab sofort in sechs Folgen in der ARD-Mediathek abrufbar.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Pheline Roggan
  • ARD: "Wir können auch anders" (Vorabsichtung)
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