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Jil Sander | Designerin wird 80: Die erste Feministin der Modebranche


Jil Sander wird 80
Sie brachte Frauen Männerkleidung näher

Von Tobias Eßer

27.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Jil Sander: Sie wird 80 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Jil Sander: Sie wird 80 Jahre alt. (Quelle: Franziska Krug/Getty Images)

Jil Sander feiert am Montag ihren 80. Geburtstag. Sie ist nicht nur die bekannteste deutsche Modedesignerin, sondern auch die erste Feministin der Branche.

Viele Designerinnen gibt es nicht in der Modebranche. Coco Chanel ist sicherlich die Erste, an die viele Menschen denken – die große Schaffensperiode der Französin liegt allerdings schon 100 Jahre zurück. Rei Kawakubo ist mit ihrem Label Comme des Garçons eine Ikone der Modewelt, deren radikale Kreationen die sogenannte "Ästhetik der Armut" in den späten 1980ern prägten. Aktuell sorgt Barbara í Gongini von den Färöern mit ihren mehrschichtigen Designs für Aufsehen. Und die Niederländerin Iris van Herpen überrascht auf den Laufstegen der Welt mit futuristischen Designs, an denen HR Giger wohl seine helle Freude gehabt hätte.

So revolutionär und relevant die Mode dieser vier Frauen war und ist, sie alle werden von Jil Sander übertroffen, die am Montag ihren 80. Geburtstag feiert. Geboren im kleinen Ort Hedwigenkoog in Schleswig-Holstein, eröffnet sie bereits im Alter von 24 Jahren ihre erste Boutique in Hamburg und beginnt dort auch, ihre eigene Mode zu verkaufen.

Sander verzichtet auf irrelevante Details

Sie entwirft Kleidung für Frauen, die damals vorherrschende Konventionen beiseiteschiebt. Ihre Outfits sind inspiriert von der Funktionalität männlicher Kleidung, entgegen dem damaligen Zeitgeist verzichtet Sander auf opulente Verzierungen, womit sie die Geschlechterrollen jener Zeit aufbricht.

Ihre Kollektionen sollen die Menschen, die sie tragen, nicht verkleiden – das Individuum wird von ihrer Kleidung komplimentiert, nicht verstellt. Ihre eleganten, Business-fähigen Kollektionen bieten Frauen in der Arbeitswelt in gewisser Weise einen Schutz, durch den sie auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen wahrgenommen werden. Die Eleganz und Opulenz von Jil Sander entspringt den klaren Schnitten und exzellenten Materialien, die sie verwendet.

Sie ist damit auf eine unaufgeregte Art feministisch, auch wenn sie sich selbst nie explizit als Kämpferin für die Rechte von Frauen bezeichnet. "Ich mag Weiblichkeit", erklärt Sander 2010 in einem ihrer seltenen Interviews in der "New York Times". "Nicht die fromme, sondern die selbstbewusste, kühle und elegante Art." Ihre Mode spiegelt diese Ansicht wider – und entwickelt sich so zum Vorreiter eines neuen, minimalistischen Trends in der Branche. Nicht umsonst bekommt sie den Spitznamen "Queen of less" verliehen.

Die Hoffnung lebt weiter

2004 kehrt sie der eigenen Marke schließlich den Rücken. Vier Jahre später die Rückkehr in die Modewelt – als Kreativdirektorin für die japanische Modekette Uniqlo. Mit Japan verbindet die Designerin die Liebe zu "exzellentem Handwerk", wie sie es selbst im Gespräch mit der "New York Times" sagt. Mehrere Kollektionen entwirft sie für Uniqlo, bis sie sich nach mehreren Pausen mit der Herbst-/Winterkollektion 2020 von der Modewelt verabschiedet.

Seitdem verbringt Sander viel Zeit auf ihrem Landsitz am Plöner See in Schleswig-Holstein. Dort kümmert sie sich um ihren Garten, den sie im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" als ihr "wahres Meisterwerk" bezeichnet. Sie pflegt es seit 40 Jahren. "Die Natur kann eben alles besser", sagt sie.

Ob sie mit ihren 80 Jahren noch einmal auf die Bühne der Modewelt zurückkehrt, lässt die Designerin bewusst offen. Es gebe immer noch Anfragen für neue Projekte, erzählt sie der "SZ": "Eines könnte vielleicht etwas sein, aber das ist noch nicht spruchreif." Die Hoffnung auf neue Mode von Jil Sander lebt also weiterhin.

Verwendete Quellen
  • sueddeutsche.de: "Klar überlegen"
  • zeit.de: "'Wir haben 14 Tage an einer Hose gebastelt'"
  • nytimes.com: "A Q-and-A With Jil Sander"
  • vogue.co.uk: "Jil Sander: Fashion’s First Feminist"
  • fashinunited.de: "Jil Sander entspricht nicht der heutigen Modeindustrie 'oder aber ist wegweisend'"
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