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Wigald Boning über Kinder, FDP und Faulheit: "Warum sollte ich mich aufregen?"


Wigald Boning
"Vielleicht beenden die Menschen ihre eigene Existenz"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

13.04.2024Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Wigald Boning: Manchen ist er zu verrückt, andere überzeugt er mit seiner Intelligenz. (Quelle: Clemens Bilan/Getty Images)

Er gilt als helles Köpfchen und steht für klugen Humor: Wigald Boning. Warum der fünffache Vater nie einen Abschluss machte, erzählt er t-online im Interview.

Schrille Outfits, irrwitzige Ideen und stets gut gelaunt: Wigald Boning verkörpert im Fernsehen einen gern gesehenen Typus. Der schräge Vogel, das lustige Kerlchen. Doch was ist über den Menschen Wigald Boning bekannt? Der 57-Jährige ist seit 2017 mit der 21 Jahre jüngeren Opernsängerin Teresa Tièschky verheiratet. Mit ihr hat er drei Kinder, sein jüngster Sohn Oscar ist vergangenes Jahr auf die Welt gekommen. Aus einer früheren Beziehung hat Boning Zwillinge.

Mit t-online hat Wigald Boning über sein Leben als fünffacher Vater gesprochen, über sein Heranwachsen in einem FDP-Haushalt und wie er die Arbeit der Ampelkoalition bewertet.

t-online: Herr Boning, Sie haben weder Berufsausbildung noch Studium absolviert. Sind Sie als Autodidakt zum Erfolg gekommen?

Wigald Boning: Das kann man so sagen. Zu Schulzeiten hat mir das schon Spaß gemacht, mir selbst irgendetwas anzueignen, sodass ich wenigstens über ein gesundes Halbwissen verfügte und so tun konnte, als wenn ich mich auskennen würde.

Was halten Sie von dem Terminus "gefährliches Halbwissen"?

Das kann gefährlich sein, wenn man die falschen Schlüsse daraus zieht, aber solange man weiß, dass man Autodidakt ist und sich die Sachen nur halb angeeignet hat, kann wenig passieren. Alles Weitere ist dann die Folge gefährlicher Selbstüberschätzung. Das hat aber mit Halbwissen nichts zu tun, sondern damit, dass man grundsätzlich ein unreflektiertes Verhältnis zu dem Stuss hat, den man selbst sagt.

Dennoch scheint man mit solch einem Halbwissen eine ganze Karriere bestreiten zu können.

In der Tat: Ich hatte nicht studiert, weil ich schon mit 15 wusste, ich will Jazzmusiker werden. Welcher große Jazzmusiker hat schon studiert? Niemand. Die haben alle improvisiert. Und Improvisation ist etwas, das mir gut liegt.


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Dass ich denke, ich müsste jetzt mal etwas lernen, etwas Richtiges, sodass ich mich auf einer verlässlichen Grundlage bewege, das Bedürfnis hatte ich noch nie.


Wigald Boning


Sind Sie zufrieden mit Ihrem Karriereweg?

Mein Lebensweg ist erst mal nicht beklagenswert – im Gegenteil. Ich bin vom Glück gesegnet und von dem, was ich mir mittels Kraft meiner Neugier selbst erspielt habe. Damit hängt dieses Autodidaktentum auch zusammen, dass man einfach nach dem Prinzip "trial and error" verfährt und am Ende eine Methode entwickelt, mit der man im Showgeschäft Leute belustigen kann – und sei es nur, dass man Sachen besonders schlecht kann.

Hängt Ihnen das nicht irgendwann auch mal zum Halse heraus?

Eigentlich nicht. Dass ich denke, ich müsste jetzt mal etwas lernen, etwas Richtiges, sodass ich mich auf einer verlässlichen Grundlage bewege, das Bedürfnis hatte ich noch nie. Ich habe zwar immer mal gedacht, ich könnte ein Altersstudium machen, aber ich weiß jetzt schon, so richtig ernst gemeint war das nicht und das wird auch nicht passieren.

Wieso?

Dafür bin ich einfach zu faul.

Wenn Sie die letzten 30, 40 Jahre zurückblicken, ist da nichts, wo Sie sagen: Das hätte ich mit dem Wissen von heute anders gemacht?

Was hätte ich tun sollen? Aussteigen? Eine Handwerkslehre machen? Nein, den Gedanken hatte ich nie. Ich kenne das, dass man zurückblickt und überrascht ist, dass schon wieder zehn Jahre rum sind. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich einen Abzweig verpasst hätte. Mir ging es nie schlecht.

Wie konnte das gelingen?

Das frage ich mich auch manchmal. Vielleicht war viel Glück mit dabei. Aber ich bin gut durchgekommen die letzten 30 Jahre, das ist die Hauptsache.

Glück – oder vielleicht doch der nötige Grips. Schließlich haben Sie Ihr Abitur mit der Endnote 1,6 abgeschlossen.

Ja, aber das waren die Siebzigerjahre in Niedersachsen. Also was das jetzt heutzutage wert ist, kann ich nicht sagen.

Haben Sie dafür viel gemacht oder ist es Ihnen zugeflogen?

Zugeflogen nicht, aber ich habe nicht viel gelernt. Ich war damals in einer Band und wir haben Konzerte gespielt und die Nachmittage habe ich zu Hause in der heimischen Kleinsauna verbracht, um Saxofon zu üben. Das war eigentlich mehr mein Leben. Die Schule hat mir auch immer freigegeben für Plattenaufnahmen und Konzerte. Da lief das Abitur eher nebenher.

Heute gelten Sie als kluger Kopf im Fernsehen, haben im Showgeschäft das Image eines Universaltalents. Durch "Genial daneben", aber auch ein Format wie "Clever".

Bei "Clever" war es so, dass Sat. 1 anrief und fragte, ob ich Lust hätte, eine Wissenschaftssendung mit Barbara Eligmann zu moderieren. Ich habe doppelt gelacht. Erstens wegen meiner lieben Kollegin Barbara Eligmann, weil wir sie immer bei "RTL Samstag Nacht" veräppelt haben, und zum anderen, weil naturwissenschaftliche Fächer bei mir in der Schule die Schwachpunkte waren und ausgerechnet ich sollte dann so einen weißen Kittel anziehen.


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Die Menschheit kann ganz viel, aber das langfristige Überleben hat sie vielleicht nicht drauf.


Wigald Boning


Wie erleben Sie unsere heutige Zeit, in der immer wieder längst bewiesene Fakten infrage gestellt werden?

Grundsätzlich habe ich einen verhaltenen Pessimismus. Die Menschheit kann ganz viel, aber das langfristige Überleben hat sie vielleicht nicht drauf. Ich will nicht ausschließen, dass die Menschen ihre eigene Existenz beenden. Aber ich versuche auch sehr erfolgreich, mir meine Laune nicht verderben zu lassen. Vielleicht habe ich das auch in vielen Jahren "Genial daneben" gelernt, dass man alles nicht ganz so ernst nimmt …

Was treibt Sie besonders um in Zeiten wie diesen?

Nichts Besonderes, ehrlich gesagt. Ich glaube, dass die Menschheit schon immer schwere Probleme zu bewältigen hatte. Obwohl meine hochwertige Kaffeemühle zum Zerkleinern von Espressobohnen nach zehn Anwendungen kürzlich kaputtging. Das hat mich eine ganze Weile beschäftigt. Aber im Ernst: Ich bin mit mir und der Welt im Reinen, nur so eine Art Altersabstumpfung spüre ich gelegentlich.

Dabei sind Sie doch letztes Jahr nochmal Vater geworden mit 56: Hält das nicht jung?

Ja, Oskar. Jetzt ist die Familienplanung auch abgeschlossen. Aber da Reichtum bekanntermaßen aus der Anzahl der Kinder besteht, bin ich mit fünf Exemplaren sehr vermögend. Jedenfalls ist auch Oskar ein fantastischer Zeitgenosse. Aber ob das jetzt jung hält? Da bin ich mir unsicher.

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Wieso denn das?

Ich merke schon, dass es mir heutzutage viel besser gelingt, energetisch hauszuhalten. Dass ich mich wesentlich leichter als Erziehungsberechtigter tue als bei meinen auch sehr gelungen großen Kindern. Damals habe ich noch versucht, richtig erzieherisch die Stimme zu heben, das mache ich gar nicht mehr. Vielleicht eine Form der Altersmilde – und diese ist sehr wohltuend, aber jünger macht sie mich nicht.

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Ihre Zwillingssöhne sind bereits erwachsen. Welche Erziehungsmethoden konnten Sie durch die Doppelerfahrung noch bei ihren drei Nachzüglern anwenden?

Ich versuche gar nicht erst, den autoritären Besserwisser rauszukehren. Und Gelassenheit ist ein Riesenthema: Wenn mal wieder eine Kaffeetasse umkippt und da ein brauner Fleck auf dem neuen Sofa ist, dann bleibe ich ganz entspannt, weil ich weiß, dass eh noch einige braune Flecken hinzukommen werden. Also warum sollte ich mich aufregen? Das funktioniert tatsächlich.

Was ich mich wirklich noch frage: Wie kommt ein Wigald Boning dazu, 20 Jahre Mitglied in der FDP zu sein.

Erstmal muss ich vorausschicken, dass mein Papa selbst Kreisvorsitzender der FDP war. Das brachte mir einen entscheidenden Argumentationsvorteil mit 13, 14 Jahren, als ich meinen Eltern eröffnete, keine Ausbildung zu brauchen, weil ich Jazzmusiker werden würde. Meinen Eltern konnte ich dann immer sagen, dass mein Papa als FDP-Politiker auf das Prinzip Eigenverantwortung schwört, also mich mal machen lassen sollte.


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Ich musste nach 20 Jahren in der FDP feststellen, dass es mir nie gelungen ist, etwas Sinnvolles zur Parteiarbeit beizutragen, nicht zuletzt, weil ich Komödiant mit kleinen Kindern bin.


Wigald Boning


Sie sind also deshalb selbst FDP-Mitglied geworden?

Nein, das nicht. Der Grundgedanke des Liberalismus, dass sich jeder so sehr ausleben und die Freiheit wie nur irgendwie möglich nutzen sollte, solange er andere nicht in ihrer Freiheit einschränkt, den finde ich ausgesprochen sympathisch. Unter all den politischen Konzepten ist es der Gedanke, der in Deutschland am stiefmütterlichsten über die letzten 300 Jahre behandelt wurde.

Dabei hat man Ihnen in den Neunzigern noch vorgeworfen, Sie seien mit Sendungen wie "RTL Samstag Nacht" der Protagonist der entpolitisierten Spaßgesellschaft.

Eine Frechheit, weil es absolut nicht wahr war. (Lacht.) Ich beschäftige mich auch heute noch die Hälfte des Tages mit Politik – mindestens. Dennoch musste ich nach 20 Jahren in der FDP feststellen, dass es mir nie gelungen ist, etwas Sinnvolles zur Parteiarbeit beizutragen, nicht zuletzt, weil ich Komödiant mit kleinen Kindern bin. Das hat inhaltliche und zeitliche Konsequenzen.

Nun droht der FDP der Absturz in die politische Bedeutungslosigkeit. Umfragen und Landtagswahlen geben Grund zur Sorge. Belustigt Sie das?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe eher Mitgefühl mit der FDP. Ich kenne auch den einen oder anderen, der mit der Partei in der Verantwortung steht. Das ist nicht leicht. Es ist vor allem für die FDP eine ganz unglückliche Konstellation. Drei so unterschiedliche Koalitionsparteien, dann eine wirklich herausfordernde Zeit: Das ist schwierig. Nicht nur die FDP wird bei der nächsten Wahl schlecht abschneiden, aber ganz besonders die FDP.

Finden Sie, dass die Ampelkoalition manchmal zu schlecht wegkommt?

Die gesellschaftliche Modernisierung wird oft überlagert von Heizungsthemen, Waffenlieferungen, Krieg. Die Kommunikation der Ampel hat gewisse Mängel. Ich bin nicht der Erste, der das feststellt und darauf hinweist. Aber es scheint mir ein großes Problem zu sein, denn so schlecht, wie die Ampel oft wirkt, ist sie vermutlich gar nicht – und das dürfte dann eben in erster Linie ein Kommunikationsproblem sein.

Sendehinweis:
RTLZwei zeigt "Genial daneben" mit Wigald Boning, Hella von Sinnen und weiteren Comedy-Stars immer donnerstags um 20.15 Uhr.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Wigald Boning
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