Virginie Viard: Wer ist Karl Lagerfelds Nachfolgerin?

Karl Lagerfeld ist tot. Nicht nur bei Freunden hinterlässt er eine Lücke. Auch das Modehaus Chanel muss ohne den Designer auskommen. Eine Nachfolgerin steht fest, aber wer genau ist Virginie Viard?

Am Dienstagmorgen wird im Pariser Grand Palais Karl Lagerfelds letzte Kollektion für Chanel zu sehen sein. Ab jetzt wird seine Nachfolgerin, die Designerin Virginie Viard, übernehmen. Sie war seit über 30 Jahren an Lagerfelds Seite und wurde nach und nach zu seiner engste Mitarbeiterin.

"Sie ist meine rechte und meine linke Hand"

In einer Mitteilung nach dem Tod des 85-Jährigen wurde recht schnell ankündigt, dass Studioleiterin Virginie Viard seine Rolle als Kreativdirektor übernehmen werde. Bereits seit einiger Zeit nahm der Modezar an ihrer Seite den Applaus für seine Kollektionen entgegen. "Sie ist meine rechte und meine linke Hand", sagte er gerne über seine Mitarbeiterin, die von nun an acht Kollektionen pro Jahr allein entwerfen wird.

Bei der Haute Couture Show im Januar 2019 kam die zurückhaltende Französin schon ohne Lagerfeld auf den Laufsteg. Ein Zeichen für den schlechten Gesundheitszustand des am 19. Februar verstorbenen Modeschöpfers. Aber auch dafür, welch wichtige Rolle die 57-Jährige bereits vor seinem Tod bei der Entwicklung der Chanel-Kollektionen spielte.

Schon ihre Großeltern waren Seidenfabrikanten

Geboren wurde die Kostüm- und Modedesignerin 1962 in Dijon. Schon ihre Großeltern hatte mit Mode zu tun. Sie waren Seidenfabrikanten in Lyon. Ihre Eltern dagegen waren beide Chirurgen. In seiner Jugend war Viards Vater, Henry Viard, ein berühmter Skisportler. Nach ihrem Abitur studierte sie an der Modeschule Le Cours Georges in Lyon. Für einige Zeit lebte Viard in London und nahm dort Nähunterricht.

In ihrer Jugend begeisterte sich Virginie Viard für den Film. Deswegen begann ihre berufliche Karriere auch als Assistentin einer Kostümbildnerin. Später entwarf sie Kostüme für große französische Kinoproduktion, in denen zum Beispiel auch Gérard Depardieu mitwirkte. In einem Interview sagte sie einmal, dass es schwieriger sei ein Kostüm zu entwerfen als eine Kollektion zu kreieren. In einem Interview mit der australischen "Vogue" sagte sie: "Models sind unkomplizierter als Schauspielerinnen, die Modeszene ist weniger aufgeregt als der Film und Karl umgänglicher als ein Regisseur."

Sie kam als Praktikantin zu Lagerfeld

Viard ist seit 1997 Studioleiterin von Chanel. Bereits 1987 arbeiteten Lagerfeld und sie das erste Mal zusammen: Sie war damals Praktikantin. "Karl ist die Begegnung meines Lebens", sagte sie einmal in einem Interview mit der Zeitschrift "Madame Figaro". "Als ich ihn das erste Mal sah, hat es sofort gefunkt." Sie kannte Lagerfeld vermutlich besser als jeder andere, fast täglich standen die beiden in Kontakt, per SMS, Fax oder bei Besprechungen im gemeinsamen Büro in der Rue Cambon.

Viard hatte die Rolle der Übermittlerin. Sie war das Bindeglied zwischen Lagerfeld, seinen Zeichnungen, Gedanken, Wünschen und den rund 200 Mitarbeitern des Chanel-Studios. Seine zweidimensionalen Entwürfe auf Papier ließ sie von den Näherinnen und Nähern in dreidimensionale Träume aus Stoff verwandeln. Eine Form der Interpretation, wenn man so will.

Inwieweit Viard in den letzten Jahren aktiv am Entwerfen der Kollektionen beteiligt war, ist nicht bekannt. Ihre immer größer werdende Präsenz bei den Shows und auch ihre Ernennung zur Kreativdirektorin lassen aber vermuten, dass bereits in den letzten Jahren nicht alle Entwürfe nur aus der Feder von Karl Lagerfeld stammten.

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Über 35 Jahre lang war der "Kaiser" für die Mode von Chanel verantwortlich. Am Dienstagmorgen wird im Grand Palais seine letzte Kollektion zu sehen sein. Von da an muss Virginie Viard auf eigenen Füßen stehen.