Promi-Geburtstag vom 24. MĂ€rz 2019: Bibiana Steinhaus
Frankfurt/Main (dpa) - Montags mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren, das ist fĂŒr Bibiana Steinhaus immer wieder eine spannende Sache.
"Ab und zu sprechen mich Menschen in der S-Bahn auf Schiedsrichterentscheidungen vom Wochenende an. Und bis zur Dienststelle haben wir dann den ganzen Spieltag Revue passieren lassen", erklĂ€rt die Bundesliga-Schiedsrichterin. Die Hannoveranerin ist lĂ€ngst eines der bekanntesten Gesichter des deutschen FuĂballs. Heute feiert sie ihren 40. Geburtstag - und sie will noch lange am Ball bleiben.
"DFB-Schiedsrichter dĂŒrfen bis zu einem Alter von 47 Jahren pfeifen, und ich halte es wie die FuĂballer - einfach von Spiel zu Spiel denken. Jedes Spiel konzentriert angehen und so gut wie möglich leiten", sagte die einzige Unparteiische der europĂ€ischen Spitzenligen der Deutschen Presse-Agentur.
Nach ihrem Premieren-Jahr im Oberhaus war Steinhaus in der Hinrunde etwas abgetaucht. Wegen einer Sehnenverletzung am FuĂ kam sie bislang nur auf vier EinsĂ€tze in der ersten Liga, schrieb aber im Februar - völlig unverschuldet - Schlagzeilen. Die Ăbertragung der Partie FC Augsburg gegen FC Bayern MĂŒnchen wurde im iranischen Staatsfernsehen kurzfristig gecancelt: zu viel nackte weibliche Haut fĂŒr die strengen islamischen Vorschriften. Und Schiedsrichterin Steinhaus war in kurzen Hosen einfach zu hĂ€ufig im Bild, um sie auszublenden.
Steinhaus selbst will sich zu dem Vorgang nicht öffentlich Ă€uĂern. Sie weiĂ sehr wohl, dass politische Aussagen von Spitzenreferees beim Weltverband FIFA unerwĂŒnscht sind. Und Steinhaus ist wie schon 2011 und 2015 fĂŒr die Frauen-Weltmeisterschaft (7. Juni bis 7. Juli in Frankreich) nominiert. Ein weiteres internationales Highlight fĂŒr die Schiedsrichterin.
FĂŒr die Polizeibeamtin im niedersĂ€chsischen Innenministerium ist das Leben eine permanente Doppel-Belastung. "Die Zeiten haben sich verĂ€ndert. Ich habe im Berufsleben meinen Weg gemacht und nebenbei hat die Schiedsrichterei immer mehr Raum und Zeit eingenommen", erklĂ€rt sie und gibt zu bedenken: "FĂŒr die jungen Kollegen ist die Ausgangssituation eine andere. Sie sind mit Ende zwanzig studiert, top ausgebildet und stehen vor der Frage: Setze ich alles auf die Karte Schiedsrichterei und damit vielleicht eine berufliche Karriere aufs Spiel?"
Ein Fulltimejob sei mit der Vielzahl an LehrgĂ€ngen, Spielen, Vorbereitungen, Nachbereitungen, Training und möglichen internationalen Aufgaben nahezu ausgeschlossen. "Hier mĂŒssen wir auch gemeinsam mit anderen Partnern im FuĂball alternative Lösungen finden", betont Steinhaus auch angesichts der Nachwuchsprobleme im Schiedsrichterbereich.
Erst nach zehn Jahren in der 2. Liga hatte sie den Aufstieg ins Oberhaus geschafft. Groll gegenĂŒber den Verantwortlichen beim DFB hegt sie deshalb nicht: "Ich bin sehr froh und dankbar, dass man mir 2017 das Vertrauen ausgesprochen hat", sagt sie und erzĂ€hlt: "Mir hat mal jemand gesagt: Ich wĂŒrde mein Leben dafĂŒr geben, einmal, wenigstens einmal ein Bundesliga-Spiel pfeifen zu dĂŒrfen."
Die FuĂballstadien der Republik, der Alltag in Hannover - und dann hat Steinhaus noch ihren LebensgefĂ€hrten in New York: Das ist zumindest die Wahlheimat des frĂŒheren englischen Spitzenreferees Howard Webb. Der Endspiel-Schiedsrichter der WM 2010 bringt in den USA den Videobeweis voran.
"NatĂŒrlich diskutieren wir ab und zu ĂŒber Schiedsrichter-Entscheidungen und mögliche Lösungswege, aber das ist wirklich nur ein kleiner Teil unseres gemeinsamen Lebens", sagt Steinhaus, rĂ€umt aber ein: "Ich kann kein FuĂballspiel normal schauen. Ich achte immer nur darauf: Wo ist jetzt der Schiedsrichter? Wie sind die Laufwege? Welche Entscheidungen werden gefĂ€llt? Mit mir ein FuĂballspiel zu schauen, das kann durchaus etwas anstrengend sein."