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Yvonne Catterfeld zu Rollenangeboten: "Würde ich absolut ausgrenzen wollen"


Bestimmte Rollenangebote
Yvonne Catterfeld: "Das würde ich absolut ausgrenzen"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 02.12.2020Lesedauer: 8 Min.
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Yvonne Catterfeld: Die Schauspielerin und Musikerin spricht mit t-online unter anderem über schlechte Laune.Vergrößern des Bildes
Yvonne Catterfeld: Die Schauspielerin und Musikerin spricht mit t-online unter anderem über schlechte Laune. (Quelle: Andreas Rentz/Getty Images for Marc Cain)

Seit vier Jahren ist Yvonne Catterfeld als eine der Hauptfiguren in der Krimireihe "Wolfsland" zu sehen. Im t-online-Interview erzählt sie, was ihr dieses feste Engagement bedeutet und welche Rollen sie definitiv ablehnen würde.

Bei dem einen Sender sitzt sie auf dem roten Sessel und hört sich Goldstimmchen an, beim anderen ermittelt sie im düsteren Krimi – und fernab der Öffentlichkeit singt sie auch noch im Tonstudio neue Songs ein. Yvonne Catterfeld ist wohl das, was man gemeinhin als Allroundtalent bezeichnen würde.

Während ihre Rolle in "Wolfsland" nicht immer bester Laune ist, ist die Yvonne Catterfeld, die das Publikum von "The Voice of Germany" zu sehen bekommt, stets gut drauf. Wem sie das zu verdanken hat und was sie gegen schlechte Stimmung im Privaten unternimmt, erzählt die Schauspielerin, die heute 41 Jahre alt wird, im Interview mit t-online.

t-online: Sie haben inzwischen zehn Folgen von "Wolfsland" gedreht. Inwiefern kann man von einem eingespielten Team sprechen?

Yvonne Catterfeld: Wir sind schon sehr eingespielt, kennen auch unsere Charaktere inzwischen sehr genau. Am Anfang musste ich mich noch ein bisschen reinhangeln, wobei das auch gut passte, weil meine Figur Viola Dellbrück ja neu nach Görlitz kam. Da war sie eh noch unsicher, das hat ganz gut parallel zu meiner Arbeit gepasst, mich in die Rolle einzufinden.

Also wachsen Sie und Ihre Rolle mit weiteren Episoden der Reihe …

Ja, es ist schön für mich, ans Set zu kommen und schon alle zu kennen und zu umarmen. Dass das aktuell nicht geht, fehlt natürlich. Ich finde es schwierig, gebremst voreinander dazustehen und diesen Austausch von Energie nicht mehr zu haben. Aber trotzdem freue ich mich immer, Jan Dose und Götz Schubert zu sehen. Das Grundteam ist immer das gleiche. Das ist schön. Ich mag das unheimlich gern. Es ist nicht wie nach Hause kommen, aber es ist gemütlich und ich kann mich einfach fallen lassen, wie ich bin – ohne unsicher zu sein. Aber auch Viola lässt mehr und mehr in sich hineinblicken ...

Eine feste Rolle scheint schon etwas Besonderes für eine Schauspielerin oder einen Schauspieler zu sein.

Natürlich birgt so eine Serie die Chance, dass man seinen Charakter weiterentwickeln kann und dass unerwartete Dinge passieren. Das macht viel Spaß, der Charakter ist vielschichtiger in einer Serie. Wir drehen jetzt den zehnten Teil von "Wolfsland". Ich habe anfangs gedacht, nach zehn Teilen könnte man theoretisch auch aufhören. Für mich war es auch immer ein Kriterium, wie sehr mich die Rolle noch reizt, was noch passiert – oder ob es irgendwann langweilig für mich als Schauspielerin wird. Aber ich bin jedes Mal wieder begeistert vom Drehbuch: wieder etwas Neues, neue Beziehungsebenen, neue Facetten, die zum Vorschein kommen. Ich finde es großartig. Das machen unsere Autoren richtig gut.

Ist es eigentlich Zufall, dass Ihre "Wolfsland"-Rolle Viola Dellbrück wie Sie in Erfurt geboren wurde?

Ach, das habe ich schon wieder ganz vergessen. Ich glaube, die Idee war gar nicht so schlecht von den Autoren. Ich könnte mir vorstellen, dass das aufgetaucht ist, weil vielleicht ab und zu mein thüringischer Dialekt ein bisschen durchkommt. Wobei: Tut er das?

Ich würde jetzt Nein sagen.

Aber ich finde es eine witzige Parallele. Ob das noch mal thematisiert wird, weiß ich gar nicht. Bestimmt nicht.

In "Wolfsland" spielt schlechte Laune durchaus eine Rolle. Wie gehen Sie mit schlecht gelaunten Menschen in der Realität um?

Ich glaube, Humor funktioniert bei schlecht gelaunten Menschen einfach am besten. Dass man die Dinge nicht so ernst nimmt, sich selbst nicht, das Gegenüber in dem Moment auch nicht. Natürlich kommt es aber auch immer darauf an, warum jemand schlecht gelaunt ist. Das muss manchmal schon ernst genommen werden. Für schlechte Laune gibt es einen Grund. Aber ob nun im Supermarkt oder bei der Post, es gibt immer mal Momente, in denen man auf schlecht gelaunte Menschen trifft. Ich nehme das nie persönlich. Das ist ja ein Verhalten, das eine Ursache hat. Wenn Sie Viola meinen, die ist einfach oft distanziert, vermeidet am liebsten Kontakt und schützt sich auch.

Wie ist das, wenn Sie selbst schlecht gelaunt sind?

Auch ich bin mal schlecht gelaunt, aber ich merke, dass das viel einfacher ist, wenn ich mir an solchen Tagen vornehme, alles nicht ganz so ernst zu nehmen. Aber das gelingt mir nicht immer. Da kann ich leider auch sehr impulsiv sein.

Würden Sie sich als direkt und schlagfertig bezeichnen?

Schlagfertig bin ich zum Glück. Ich bin privat sehr direkt, manchmal sogar zu direkt. Ich bin einfach sehr ehrlich. Es bringt aber im persönlichen Umfeld niemandem etwas, wenn man um den heißen Brei redet. Empathie und Verständnis zu haben, das sind für mich ganz zentrale Dinge. Aber auch sich verständlich zu machen und sich zu erklären. So was kann man Kindern von Anfang an mit auf den Weg geben. Das größte Problem ist ja oft die nicht vorhandene Kommunikation. Es hilft, seine Bedürfnisse klar zu äußern, zu fragen und zu hinterfragen, warum jemand so handelt, reagiert. Oft steckt Angst dahinter oder ein nicht beachtetes und kommunizierten Bedürfnis.

Sie sagten, Sie sind privat sehr direkt, wie sieht das im Beruf aus?

Manchmal muss man da auch diplomatisch sein. Beispielsweise bei "The Voice of Germany" wäre es manchmal einfach verletzend, wenn ich immer nur direkt wäre. Ich muss abwägen, was ich sage und wie ich es sage. Deshalb denke ich, dass ich bei "The Voice" schon zurückhaltender bin als privat. Wenn es in der Show wiederum ums Erarbeiten von Songs geht, bin ich fordernd, dann bin ich denkkritisch, fordere heraus und arbeite sehr gezielt und aktiv. Bei den "Blind Auditions" bin ich aber eher zurückhaltender.

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Noch einmal zurück zu "Wolfsland". In einer der neuen Folgen spielt Kinderdarsteller Louis Christiansen neben Ihnen und Götz Schubert. Bringt es für Dreharbeiten mit Kindern Vorteile mit sich, selbst welche zu haben?

Ich liebe es, mit Kindern zu drehen – nicht erst seitdem ich selbst Mama bin. Kinder gehen einfach immer anders an das Ganze ran, haben immer auch einen Coach an ihrer Seite. Louis Christiansen bei "Wolfsland" war wirklich toll, ein ganz außergewöhnliches Kind. Ich fand das schön zu sehen, wie pur er spielt. Kinder sind noch so unbedarft und naiv. Aber man merkt, dass der Film auch was mit ihm gemacht hat. Er konnte sich sehr gut mit Erwachsenen unterhalten, und er war schon sehr weit.

Konkret geht es in der Folge um das Thema Kindesentführung. Geht Ihnen das als Mutter näher?

Ich kann bestimmte Filme mit Kindern tatsächlich nicht mehr gucken. Das hat sich wirklich geändert, seitdem ich selbst ein Kind habe. Bei der neuen "Wolfsland"-Folge ist das Kind zwar nicht tot, aber der Film handelt davon, dass das Kind getötet werden sollte. Das fand ich echt hart. Als ich die Szenen im Drehbuch gelesen habe, dachte ich, dass ich die Mutter nicht spielen würde. Es gibt bestimmte Rollen, die ich ablehnen würde. Ich will über solche Situationen nicht nachdenken, ich will mir das nicht vorstellen. Das würde ich absolut ausgrenzen wollen. Ich will das nicht.

Polizeichef Dr. Grimm (Stephan Grossmann) scheint teils mehr Wert auf die Meinung von Violas männlichem Kollegen Butsch (Götz Schubert) zu legen. Inwiefern hatten Sie schon mal das Gefühl, als Frau anders wahrgenommen zu werden?

Was mir dazu direkt einfällt, ist, dass zu Beginn meiner Karriere in der Plattenindustrie vorwiegend Männer waren. Ich hatte eine Produktmanagerin, aber alle Entscheidungen wurden damals von Männern getroffen. Soweit ich weiß, hat sich das inzwischen geändert. Durch mein eigenes Label stecke ich da nicht mehr so drin. Die Musikindustrie kann sehr hart sein und es ist nicht so einfach, sich da durchzusetzen. Ich denke aber, als Mann ist es oft genauso schwierig. Ich kenne viele Künstler und weiß gar nicht, ob das was mit Mann oder Frau zu tun hat. Man hat es einfach schwer, weil natürlich unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen – wenn es schlecht läuft. Aber in erster Linie geht es ja darum, Erfolg zu haben. Und der basiert nun mal auf dem, was bereits Erfolg hat. Das ist immer die vermeintlich sichere Schiene und dagegen muss man ankämpfen. Aber ich glaube einfach, das gilt gleichermaßen für Frauen wie für Männer.

Als Sie in der Musikbranche Fuß gefasst haben, waren Sie noch sehr jung. War das für Sie problematisch, da nur von Männern umgeben zu sein?

Ich hatte zu Beginn glücklicherweise meine Managerin als starke Vertreterin, insofern war das okay für mich und es stand nicht so im Vordergrund. Mir ist es eben nur aufgefallen, wenn es um die Beurteilung von Songs ging – welche nehmen wir aufs Album, was wird die Single. Da war schon klar, dass Frauen anders entschieden hätten. Das sind manchmal einfach andere Meinungen, andere Emotionen, andere Sichtweisen.

... vielleicht auch eine andere Darstellungsweise beispielsweise im Musikvideo.

Genau, natürlich hätte man mich vielleicht auch anders inszeniert oder anders in Szene gesetzt. Aber es ist schon lustig. Ich hatte immer Fotografen, ich hatte immer männliche Stylisten oder Make-up-Artisten. Ich mochte das, aber ich habe das nicht bewusst so gewählt. Ich arbeite einfach gerne mit Männern zusammen. Ich kann mich inzwischen sehr gut durchsetzen, bin sehr burschikos und sehr kumpelhaft. Das fällt aber nicht jeder Frau leicht. Manche sind vielleicht doch verletzlicher oder schüchterner. Aber ich konnte mich immer gut auf die Ebene bringen. Witzigerweise hat es sich so ergeben, dass ich inzwischen ein komplettes Frauenteam fürs Songwriting habe, eine Producerin und auch bei "The Voice" habe ich ein komplettes Frauenteam um mich rum: eine Stylistin, eine Assistentin der Stylistin, eine Make-up-Artistin, meine Managerin. Die sind alle einfach cool.

Wie kam das?

Zufall. Die Chemie hat gestimmt. Ich glaube, ich habe selbst immer Vorurteile gehabt, denn es gibt und gab eben auch Frauen, mit denen ich nicht so klarkam. Jetzt passt es einfach total. Wenn man bei uns in die Garderobe reinkommt, ist es zum Schreien komisch, wir lachen so viel. Es ist so unfassbar lustig bei uns, wir passen einfach super zusammen. Das macht total Spaß, was auch wichtig ist, bevor man in so eine Sendung geht. Ich kann in die Garderobe schlecht gelaunt reinkommen, ich kann mich fallen lassen, heulen – ich werde einfach immer aufgefangen. Oder wir heulen eben zusammen oder regen uns zusammen auf.

Klingt nach einem Dreamteam …

Ja, es kommt aber einfach auf die richtigen Menschen an. Ich würde genauso gut mit einem männlichen Team zurechtkommen. Aber ich finde es extrem wichtig, dass man so eine Basis hat, wo man sich fallen lassen kann. Wir müssen, auch wenn wir wir selbst sind, vor der Kamera auch eine Rolle einnehmen. Ich kann ja nicht mit der Emotion reingehen, die ich morgens vielleicht gehabt habe, sondern ich muss mich in eine Situation versetzen, die man vor die Kamera bringen kann, in einen zeigbaren Zustand. Selbst wenn morgens irgendwas passiert ist, muss ich dann umschalten und auf Kontrollmodus stellen.

Die beiden neuen "Wolfsland"-Filme "Kein Entkommen" und "Das Kind vom Finstertor" laufen jeweils am Donnerstag, 3. Dezember 2020, 20:15 Uhr sowie am Donnerstag, 10. Dezember 2020, 20:15 Uhr im Ersten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Yvonne Catterfeld
  • eigene Recherchen
  • neue "Wolfsland"-Folgen vorab
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