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Beziehung von Klamroth und Neubauer ein Problem? Das ist ein Missverständnis


Liebe von Klamroth und Lehfeldt
Wer das nicht kann, ist ungeeignet

  • Steven Sowa
MeinungEin Kommentar von Steven Sowa

Aktualisiert am 23.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Klamroth und Lehfeldt: Zwei Journalisten, ein Problem. Beide sind mit Akteuren zusammen, die sich öffentlichkeitswirksam politisch engagieren.Vergrößern des Bildes
Klamroth und Lehfeldt: Zwei Journalisten, ein Problem. Beide sind mit Personen zusammen, die sich öffentlichkeitswirksam politisch engagieren. (Quelle: Imago/Montage t-online)

Franca Lehfeldt und Louis Klamroth sind Journalisten und werden kritisiert, weil sie mit politischen Akteuren liiert sind. Doch es spielt keine Rolle, wohin die Liebe fällt.

67 Prozent der Deutschen sind der Meinung: Die Glaubwürdigkeit leidet, wenn Journalisten und politische Akteure miteinander Liebesbeziehungen pflegen. Für Sender wie den WDR oder Welt TV ist dieses Ergebnis einer aktuellen t-online-Umfrage eine schlechte Nachricht. Louis Klamroth ist "Hart aber fair"-Moderator und mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer liiert, Franca Lehfeldt Chefreporterin Politik für den Axel-Springer-Sender und mit Finanzminister Christian Lindner verheiratet.

Weil sich Klamroth und Lehfeldt in politische Akteure verliebt haben, schaden sie ihren Arbeitgebern, so die aktuelle Mehrheitsmeinung in Deutschland. Menschen aller Altersgruppen stimmten überwiegend so ab – unabhängig von Geschlechterfragen. Das Ergebnis ist repräsentativ. Doch es zeigt vor allem, dass in der breiten Bevölkerung ein Missverständnis vorherrscht.

  • Schaden diese Beziehungen der Glaubwürdigkeit von TV-Sendern? Klares Ergebnis

Denn ein solches Urteil über Journalistinnen und Journalisten ist nicht gerechtfertigt. Es verkennt die Professionalität, mit der diese Menschen tagtäglich ihrer Berufung nachgehen. Teil des journalistischen Ethos ist es, unabhängig und neutral zu berichten. Statt emotionaler Nähe ist objektive Distanz zum jeweiligen Thema geboten. All das mag nun angesichts privater Liebesbeziehungen mit Politikern oder politischen Aktivistinnen naiv klingen. Aber es ist die Pflicht eines professionellen Journalisten, diese Prinzipien zur obersten Maxime seines Handelns zu machen.

Wer das nicht kann, ist für den Job ungeeignet. Unabhängig davon, mit wem er zusammen ist. Vom Großteil der journalistischen Zunft ist uns der private Partner nicht bekannt. Ob er in einer deutschen Behörde, bei der Bundeswehr oder bei der Deutschen Bahn arbeitet: Wer weiß. Die Transparenz von Klamroth und Lehfeldt ist löblich. Sie gehen in die Offensive, klären über ihr Privatleben auf, um Missverständnissen vorzubeugen und ihre Einstellung zur Sache zu untermauern: Das Handwerk ist entscheidend, nicht das Herz.

"Versteht sich doch von selbst"

Außerdem ist das Urteil zu pauschal. Die Glaubwürdigkeit der Fernsehsender leide, weil die dort arbeitenden Journalisten angeblich fragwürdige Liebesbeziehungen unterhalten? Redaktionen arbeiten nach klaren Regeln, so auch Sender des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und private TV-Angebote wie Welt. Lehfeldt erklärte daher in der Wochenzeitung "Die Zeit", die Voraussetzung dafür, dass sie weiter über Politik berichten könne, sei die Einhaltung klarer Regeln. So berichte sie nicht über die FDP und das Bundesfinanzministerium.

Auch Klamroth betont das in seinem Statement: Luisa Neubauer werde nicht in sein Talkformat "Hart aber fair" eingeladen. Das "versteht sich doch von selbst", so der Moderator im Interview mit dem Branchenblatt "DWDL". Beide haben recht. Warum sollte es schlecht sein, wenn sich Lehfeldt beim Abendessen mit ihrem Ehemann über Politik unterhält und am nächsten Tag ihrem Job als Journalistin nachgeht? Wieso kann Klamroth nicht über Klimathemen diskutieren, nur weil sich seine Partnerin in dem Bereich engagiert?

Als Journalist braucht man einen Wertekompass und eine Haltung, die unabhängig von der eigenen Beziehung funktioniert. Das gilt für alle Menschen in unserem Beruf.

Im Zweifel könnte Lehfeldts und Klamroths Arbeit davon sogar profitieren. Sie tauschen sich mit Menschen aus, die den politischen Betrieb oder den wissenschaftlichen Stand sehr gut kennen. Einer Journalistin, die über kriminelle Machenschaften berichtet, würden wir die Ehe mit einem Polizisten auch nicht zum Vorwurf machen. Es sei denn, der Polizist verletzt sein Dienstgeheimnis. Das wäre dann vor allem ein Problem des Staatsbediensteten. Denn wie für den Journalismus gilt auch in anderen Arbeitsbereichen: Es gibt klare Regeln und Vorschriften.

Interessenskonflikt? Dieses Urteil wird oft zu schnell gefällt

Beziehungen werden also nur dann kritikwürdig, wenn sie zu Interessenskonflikten führen. Oft wird dieser Vorwurf viel zu schnell und reflexartig erhoben. Kaum ist die Beziehung zwischen Journalist und Politiker bekannt, schreit der erstbeste Kritiker: Das sei höchst problematisch – dieser Interessenkonflikt müsse vermieden werden.

Aber jeder Journalist und jeder Politiker hat Fachgebiete, ist Spezialist in einem bestimmten Bereich. Dafür gibt es Ressorts in Redaktionen und Ministerien in Regierungen. Ist diese Trennung klar erkennbar und wird sie eingehalten, spricht nichts dagegen, die Liebe das sein zu lassen, was sie ist: ein Herzensthema – und eben keines, das pauschal einen Generalverdacht verdient. Am Ende des Tages zählt im Job daher vor allem: Ehrlichkeit, Offenheit und die Fähigkeit, mit Verstand und klarem Kopf Entschlüsse zu fassen. Herz hin oder her.

Verwendete Quellen
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