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"Tatort"-Star Fabian Hinrichs im Interview: "Diesen Wunsch habe ich"


Fabian Hinrichs
Warum der "Tatort"-Star mit 46 Jahren noch studiert

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 20.07.2020Lesedauer: 5 Min.
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Fabian Hinrichs: Im Film "Irgendwann ist auch mal gut" spielt er den Bestatter Karsten. (Quelle: ZDF/Anne Bolick)

"Irgendwann ist auch mal gut" – so heißt ein neuer Film mit Fabian Hinrichs in der Hauptrolle. Wann er das zuletzt dachte und womit bei ihm wohl niemals gut sein wird, erzählt der Schauspieler im Interview mit t-online.de.

Für Bestatter Karsten läuft es in der Vorweihnachtszeit mies. Mit der Frau läuft ein Rosenkrieg, der Sittich stirbt und seine Eltern teilen ihm mit, dass sie sich gemeinsam das Leben nehmen wollen. Besagten Karsten spielt Fabian Hinrichs im neuen ZDF-Film "Irgendwann ist auch mal gut". Den Darsteller kennen Liebhaberinnen und Liebhaber der sonntäglichen TV-Krimi-Unterhaltung als Kommissar Felix Voss aus dem Franken-"Tatort".

Im Interview mit t-online.de spricht Hinrichs über Entscheidungen bei Rollenangeboten, die Corona-Krise, den persönlichen Stellenwert seiner Rolle im "Tatort" und etwas, von dem er nie genug bekommen kann: dem Studieren.

t-online.de: Was reizte Sie an der Rolle des Bestatters Karsten in "Irgendwann ist auch mal gut"?

Fabian Hinrichs: Das ist nicht so einfach zu beantworten, denn man kann eine Rolle nicht isoliert betrachten, sie ist nicht abgedichtet gegen das, was diese Rolle umgibt. Das ist vielleicht wie mit einer Zutat im Essen. Man kann sagen, ich mag gern Fenchel. Aber der Fenchel wird dann in einer Soße serviert, die ungenießbar ist. Deshalb kann man auch nicht einfach sagen: "Ach, die Rolle ist einfach wunderbar." Das geht leider nicht. Das Allerwichtigste ist also natürlicherweise das Drehbuch. Dann auch: Mit wem arbeitet man zusammen, wem begegnet man als Regisseur oder Regisseurin. All das spielt bei der Beurteilung einer Rolle eben eine Rolle. (lacht)


Bei "Irgendwann ist auch mal gut" war zunächst der Bau des Drehbuchs sehr überraschend, eine Art burleske Screwball-Tragödie, die man in unseren Breitengraden sehr selten und wenn dann noch seltener gelungen sieht. Sehr außergewöhnlich. Ich kriege ja einiges zu lesen, aber das hat mich sehr überrascht und ich musste lachen, war hin und herbewegt. Das ist schon ein gutes Zeichen. Ich wollte dann auch tatsächlich wissen, wie es weiter geht. Karsten selbst ist natürlich jemand, der Opfer seiner eigenen Subjektkomposition ist, jemand, der gerne ein anderer sein würde, als er ist und der viele Entscheidungen in seinem Leben getroffen hat, die nicht richtig waren und der dann mit den Ergebnissen dieser falschen Entscheidungen konfrontiert ist und nicht mehr davor weglaufen kann. Das ist einerseits sehr lustig, andererseits sehr verständlich. Dadurch bleibt die Rolle für mich berührbar und dennoch auch in einem guten Sinne künstlich, weil sie neben dem tragischen Kern eben auch sehr lustig und überspitzt ist. Das hat mich gereizt.

Der Filmtitel lautet "Irgendwann ist auch mal gut". Wann und warum haben Sie das zuletzt gedacht?

"Irgendwann ist auch mal gut" – diesen Wunsch habe ich derzeit natürlich dauernd. Dass endlich mal Schluss ist mit dieser Corona-Krise, dass das Virus verschwindet und man einfach so leben kann wie vorher. So geht es aktuell bestimmt jedem, oder zumindest vielen Leuten. Es gibt aber auch diese Stimmen, die sagen, man könnte jetzt endlich mal entschleunigen. Die haben aber nur den Blick auf sich selbst gerichtet und sehen nicht die Leute, deren Lebenswerk beispielsweise in dieser Zeit in nur wenigen Wochen zerstört wird. Die sehen auch die Menschen nicht, die die Arbeit verlieren, die nichts mehr zum Essen haben; Familien, die normale Einkünfte hatten und auf einmal auf Hartz IV angewiesen sind. Damit möchte ich keine Hartz-VI-Empfänger abwerten, aber dieser ereignishafte Fall von einer Sozialstruktur in eine völlig andere, in so kurzer Zeit, das muss schon ein Schock sein. Das ist so ungewöhnlich, trifft aber dieser Tage leider viele Menschen.
So gesehen gehöre ich nicht zu denen, die sich zurücklehnen und sagen, endlich kann ich mal wieder Romane lesen. Mir tut das alles vielmehr unendlich leid. Man weiß eben einfach nicht, wo das hinführen wird.

Sie haben gesagt, dass Sie mehrere Drehbücher zu lesen bekommen, Sie spielen verschiedene Rollen und stehen auch auf der Theaterbühne. Was bedeutet Ihnen dabei die feste Rolle des Kommissars Felix Voss im "Tatort"?

Das ist tatsächlich eine wichtige Größe für mich geworden, weil man letztlich über mehrere Jahre hinweg "nur" einen Film im Jahr macht. Das finde ich sehr gut. Durch die Arbeit mit den unterschiedlichen Drehbuchautorinnen und -autoren, Regisseurinnen und Regisseuren, gewinnt diese Rolle an Tiefe für einen selbst und für die Zuschauer.


Auf der anderen Seite kann man bei "nur" einem Film im Jahr eben auch noch ganz andere Dinge machen. Für mich selbst ist es eine Überraschung und Abwechslung, wenn ich auch mal völlig durchgeknallte Leute spielen kann oder wie in "Irgendwann ist auch mal gut" den Bestatter Karsten, der ja vollkommen anders ist als meine Rolle des Kommissars Voss im "Tatort". Das hält mich in dem Beruf lebendig, da habe ich Schwein gehabt, sozusagen.
Aber die "Tatort"-Rolle ist zwischen allem anderen, was ich mache, dem Theater, auch dem Schreiben, eben als feste Bezugsgröße wichtig. Es ist auch einfach ein wirksames Gift gegen Langeweile, die Rolle von Felix Voss und die Beziehungen der Rollen weiterzuentwickeln. Das ist etwas Schönes, ein Zuhause, das man hat.

Eine feste Konstante also. Wie in Ihrem Leben das Studieren?

Ich habe immer studiert und studiere auch jetzt noch ein bisschen, ja. Ich habe erst Jura studiert – nicht ganz fertig, aber doch recht lange. Dann habe ich Politik studiert, dann Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Philosophie und Geschichte. Das ist für mich schon immer wichtig gewesen. Ich habe natürlich auch Schauspiel studiert. Ich bin ein sogenannter Diplom-Bühnendarsteller.

Wie sind Sie dazu gekommen, immer weiter zu studieren?

Ich möchte mir einfach selbst immer erzählen, dass ich nicht fertig bin. Ich versuche, mich um mein Leben zu kümmern, darum, dass mein Leben auch lebt, wissen Sie, durch verschiedene Zugänge zur Welt. Sobald ich mich wieder mit anderen Dingen beschäftige, sehe ich die Welt und mich selbst und die Menschen, die Dinge, die Beziehungen der Menschen zu den Dingen um mich herum anders, aus einem anderen Blickwinkel eben, es öffnen sich ganz andere Blicke in die Welt hinein. Deshalb bin ich sehr dankbar, immer weiter zu studieren.
Das ist aber unter anderem auch aus den Dreharbeiten entstanden. Früher waren die Drehpläne noch nicht so eng gestrickt, man musste viel warten. Das habe ich schwer ausgehalten. Wenn ich aber gerade in einem Film spielte, konnte ich keine Romane lesen und mich zusätzlich auch noch in diese Figuren hineinversetzen. Deshalb habe ich immer Sachbücher gelesen, irgendwann kam ich dann auf die Idee, die Studienpläne zu nutzen und mehr Systematik rein zu bringen. Das hat mir geholfen und gefallen.

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Wie schafft man es denn überhaupt so nebenbei mit dem Studieren?

Es ist nicht so, dass ich einen strikten Studienplan habe und sage: "Ah, morgen muss ich vier Stunden dies und das machen." So handhabe ich das nicht, das interessiert mich nicht. Ich mache das für mich selbst. Ich habe ja einen Beruf und brauche keine Erwerbsarbeit.

Vielen Dank für das Interview, Herr Hinrichs.

"Irgendwann ist auch mal gut" läuft am Donnerstag, den 23. Juli um 23.15 Uhr im ZDF. In der ZDFmediathek ist der dritte Film aus der Reihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten" bereits seit einigen Tagen verfügbar.

Verwendete Quellen
  • eigenes Gespräch
  • eigene Recherche
  • ZDF-Pressematerial
  • Film "Irgendwann ist auch mal gut"
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