Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Neuer Fall aus Zürich Dieser "Tatort" schockiert mit starker Bildsprache

Scherenklänge, die man so schnell nicht aus dem Ohr bekommt. Eine Leiche im Baum und das alles einnehmende Thema Haare. Dieser "Tatort" hallt länger nach.
Der "Tatort: Rapunzel" aus Zürich liefert von Anfang an Bilder, die sich einbrennen. Die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) ermitteln in einem grauenvollen Fall. Er dreht sich um Perücken, Haarspenden und um traumatisierende Ereignisse, er setzt dabei auf eine düstere Thriller-Atmosphäre.
Im Zürcher Nachtleben verschwindet eine junge Frau – am nächsten Morgen dann die brutale Entdeckung: Der Körper von Vanessa Tomasi, Tochter eines bekannten Friseurs, hängt leblos in einer Baumkrone, ihr langes blondes Haar ist nur noch auf einer Seite des Scheitels vorhanden, auf der anderen Seite ist es raspelkurz.
Schnell rücken eine Perückenmanufaktur und deren Inhaberin in den Fokus – hier machte die Tote gerade ihre Ausbildung und es hatte dort einen Einbruch gegeben. Doch das ist nicht die einzige Fährte. Weitere Hinweise führen zu einem Unternehmen, das weltweit Perücken vertreibt, sowie zu dessen Chef, der dem Opfer explizite Aufnahmen geschickt hatte. Und dann ist da noch die Lebenspartnerin von Vanessa Tomasi: Lynn Fischer (Elsa Langnäse). Was hat sie zu verbergen?
Tessa Ott privat
Nebenbei geht es um das Privatleben von Ermittlerin Tessa Ott: Sie trifft zufällig auf ihre wohlhabende Mutter, von der sich die Kommissarin distanziert hatte. Zunächst wirkt das wie ein unnötiger Einschub. Doch letztlich passt der Erzählstrang zum Thema des Films.
Fakt ist: Je tiefer die Kommissarinnen in den Fall eintauchen, desto schmerzhafter wird er. Die Bilder, die "Rapunzel" entwirft, bleiben im Kopf. Nicht zuletzt jenes der großen Schere, mit der der Täter Strähne um Strähne von Vanessa Tomasis blondem Haar abschneidet – nicht das einzige Mal übrigens, dass dieses Werkzeug zum Einsatz kommt ... Die Kamera bleibt dabei immer nah dran: Die Schnitte sind laut, brutal, gnadenlos.
Lohnt sich das Einschalten?
Dieser "Tatort" ist verstörend und visuell eindrücklich. Wer sich auf einen Thriller einlassen will, der stark mit Bildern arbeitet, der Druck aufbaut, ohne laut zu werden – wird belohnt. Und erschüttert. Wer einen klassischen Whodunit (Wer-war's-Krimi) sucht, ist hier ebenfalls genau richtig.
"Tatort: Rapunzel" läuft am Sonntag, dem 15. Juni 2025 um 20.15 Uhr im Ersten.
- Vorabsichtung: "Tatort: Rapunzel"